Systimax hat als Erbe der in den letzten beiden Jahrzehnten dezimierten Bell Laboratorien eine lange Geschichte in der Datenübertragung vorzuweisen. Noch heute werden nach eigenen Angaben pro Tag rund 1600 Kilometer an Systimax-Kabel in etwa 120 Ländern verlegt. Bei der Entwicklung eines Nachfolgers für Kategorie-5-Verkabelungssysteme hat sich das Unternehmen schon sehr früh auf "Cat 6/Class E" beziehungsweise die "Augmented"-Version davon festgelegt. Obwohl bei vielen Herstellern und Anwendern inzwischen auch außerhalb des deutschsprachigen Raums deutliche Tendenzen in Richtung Kategorie 7/Klasse F zu beobachten sind, will Systimax seine Marktmacht einsetzen, um Kategorie 6 zu pushen.
"Kategorie 7 hat keine Zukunft." So lautete die schlichte Kernbotschaft von Christian Berger,
Sales Director Germany bei Systimax Solutions. Die Aussage ist besonders vor dem Hintergrund
interessant, dass Systimax seit dem vergangenen Jahr selbst ebenfalls eine geschirmte
Kategorie-7-Lösung im Programm hat. "Unsere Empfehlung ist nach wie vor ganz klar Kategorie 6
beziehungsweise 6A – wo jedoch ausdrücklich Kategorie 7 gefordert wird, sind wir damit ebenfalls
Partner der Wahl", erklärt Berger den scheinbaren Widerspruch. "Es ging uns um die Komplettierung
unseres Angebots – nicht um einen Strategiewechsel". In den letzten beiden Jahren war Systimax in
Deutschland kaum aktiv in Erscheinung getreten – und das, obwohl das Unternehmen laut BSRIA bei den
strukturierten Verkabelungssystemen in Westeuropa einen Marktanteil von 24 Prozent (weltweit 23
Prozent) hält. Die nächsten Verfolger – AMP/Tyco und Brand-Rex – kommen in diesem Segment auf
jeweils sieben Prozent. "Wir haben uns nicht aus dem deutschen Markt zurückgezogen", stellt Berger
klar, "wir haben uns nur neu aufgestellt. Und ab sofort werden wir auch im deutschsprachigen Raum
wieder verstärkt Präsenz zeigen".
Systimax gehört heute zu Commscope, einem großen US-Hersteller von Breitbandkabeln für
HFC-Anwendungen (Hybrid Fiber Coaxial). In direkter Linie geht die Unternehmensgeschichte auf die
Premises Distribution Systems (PDS) unter der Flagge von AT&T zurück. Dort wurde Ende der
80er-Jahre die Marke Systimax ins Leben gerufen. Mit der Zerschlagung von AT&T begann auch für
Systimax eine kleine Odyssee, in deren Verlauf Systimax zunächst von AT&T selbst ausgegliedert
wurde, anschließend von Lucent und schließlich von Avaya. Die mit AT&T mehrfach aufgeteilten
Bell Labs sind heute als entsprechendes Bruchstück in den Systimax Labs aufgegangen.
Die Skepsis gegenüber Kategorie-7 begründet Andreas Kaufmann, Technical Manager bei Systimax für
Deutschland, Österreich und die Schweiz, unter anderem mit der fehlenden Rückwärtskompatibilität zu
den Anforderungen von Kategorie 6. Auf dieses Problem hätte eine dänische ISO/IEC-Gruppe bei einem
der letzten Standard-Meetings aufmerksam gemacht. Laut der "ISO/IEC TCL-Studie" entspricht die
Kombination von Kategorie-7 Kabeln mit Kategorie-6-Steckverbindern nicht den TIA-Anforderungen für
Kategorie-6-Lösungen. Die Unsymmetrie im Kabel erzeuge NEXT-Fehler in den Steckverbindern. Zudem
hätten Kategorie-7 Kabel gemäß IEC-Standard einen um 10 dB schlechteren TCL-Wert als ein
Kategorie-6-Kabel. TCL steht für "Transverse Conversion Loss" und ist der Messparameter für die
Erdunsymmetriedämpfung.
Dies ist die Dämpfung gegen die Einwirkung der Unsymmetrie des Schirms auf die verdrillten Paare
im Kabel. "Die TCL-Anforderung für Kategorie-6-Kabel liegt bei 40 dB, die für Kategorie-7-Kabel
dagegen nur bei 30 dB", so Kaufmann. Bei der Vermarktung von 10GbE-gerechten Verkabelungslösungen
werde nach seiner Beobachtung viel Augenwischerei betrieben. So würden etwa Prüfanleitungen für
Kategorie 6 gerne als Standard verkauft (TIA TSB-155). "Das große Getue um Cable Sharing ist mir
sehr unverständlich", schießt Kaufmann gegen Kategorie-7-Verfechter. "Sobald über Kategorie 7 eine
GbE-Anwendung gefahren wird, sind alle Adernpaare belegt. Damit ist Schluss mit Cable Sharing."