Um die Unterschiede zwischen den Metro-Cloud-Datacenter und den Riesenrechenzentren herauszuarbeiten, die derzeit die News diktieren, erklärt Chris Purdy, dass letztere nicht eigentlich der Idee des durchschnittlichen Service-Providers entsprechen. „Sie verfügen einfach über das Geld, diese gewaltigen Rechenzentren zu bauen.“ Statistiken zeigen, dass jedes Kilobyte einer Facebook-Anfrage das Tausendfache Volumen an Netzwerk-Traffic der originären Anfrage erzeugt – neuen Datenverkehr, der durch die Art und Weise erzeugt wird, in der die Services implementiert sind. Und eine durchschnittliche Google-Anfrage überquert im Schnitt 1.500 Meilen und schafft damit neuen Datenverkehr innerhalb der privaten Rechenzentren. „Dieserart Anwender sind nicht an Bandwidth-on-Demand interessiert, weil sie ihre eigenen massiven Leitungen besitzen.“
Aber auch bei den normalen Service-Providern steigt die notwendige Bandbreite zwischen Rechenzentren derart schnell, dass CENX eine wirkliche Marktchance für Ethernet-over-Optical sieht, speziell für den Markt der Metro-Datacenter – mit hoher Dichte, stapelbaren Systemen und flexiblen Services.
Auch James Walker bestätigt, dass es zwei Märkte zu betrachten gilt, die großen Provider, die 100 GBit/s und 400 GBit/s nachfragen sowie den Enterprise-Markt. Während bei den 1.500 Meilen, die ein Google-Request zurücklegt, jede dieser Anfragen an vielleicht drei verschiedene Datacenter geleitet wird und das jeweils schnellste die Antwort liefert, geht es bei den Unternehmenskunden um ganz andere Probleme: „Der große Provider kann Rechenzentren vergleichsweise günstig bauen, dort, wo es billiges Land gibt und möglicherweise Steuerinitiativen, ohne große Anforderungen an Klimatisierung, Filterung oder Brandschutz, weil es nur eines von vielen ist, die eine Antwort generieren. Unternehmen benötigen demgegenüber ein Rechenzentrum, das Orkane, Feuer oder Stromausfall übersteht.“ Provider für den Unternehmensmarkt wie etwa BT oder Tata müssen demnach viel mehr investieren und könnten nicht mit den großen Web-Providern konkurrieren. „Wenn eine Google-Anfrage nicht beantwortet wird, dann führt dies im Allgemeinen nicht zu körperlichen Schäden. Das sieht anders aus, wenn in Frankreich die Telefonleitung zur medizinischen Nothilfe ausfällt.“
Auch aus diesem Grunde können Provider von Unternehmens-Services nicht im gleichen Maße mit Technologien experimentieren, erklärt Andrew McFadzen: „SDN ist derzeit noch nicht die entsprechende Technik für Provider, die in diesem Umfeld operieren. Das ist eher geeignet für Betreiber, die in einem homogenen Datacenter-Umfeld arbeiten und ihre Infrastruktur selbst besitzen.“
Carrier sind verantwortlich dafür, ihre eignen Rechenzentren zu verbinden, wohingegen Datacenter-Betreiber normalerweise ihre Links an Service-Provider outsourcen, ergänzt James Armstrong, Executive Vice President bei Spirent Communications. „Es macht keinen Sinn, dass diese beiden Gruppen miteinander konkurrieren. Die Agilität des Third-Network könnte das Dilemma in der Praxis lösen. Wenn die SPs die richtige Konnektivität ohne Verzögerung bereitstellen könnten, würden die Rechenzentrumsbetreiber eher die Outsourcing-Variante wählen und sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren.“
Stellt sich die Frage, ob die Kunden tatsächlich die Agilität benötigen, wie es von den Visionären eingeschätzt wird, so zumindest Andrew McFadzen: „Es gibt ohne Zweifel verschiedene Sektoren, in denen Flexibilität der Schlüssel zu Wettbewerbsvorteilen ist, auf der anderen Seite gibt es allerdings auch ein solides Geschäft, in dem Kunden einen fixen Service bevorzugen. Zumindest betriebswirtschaftlich ist es auch von Vorteil zu wissen, welche Kos-ten am Monatsende auf die Buchhaltung zukommen.“
Wie viel Flexibilität ist notwendig? Chris Purdy versucht eine allgemeine Erklärung: „Der Wert der Reduktion der Installationszeiten von 90 Tagen auf 30 Tage ist gewaltig. Die Reduktion von 30 Tagen auf nur einen ist immer noch groß. Aber von einem Tag auf eine Minute? Das ist eher eine Nischenanforderung, allerdings wäre es für den Service-Provider trotzdem ein Vorteil, wenn er diesen Service anbieten könnte, falls notwendig.“
James Walker gibt einen weiteren Punkt zu bedenken: „Bei der Bereitstellung von Konnektivität geht es vielfach um eine optimale Nutzung der bestehenden Infrastruktur und darum, schnell auf die Service-Nachfrage auf dieser Basis zu reagieren. Wenn die Verbindung die Installation einer neuen Infrastruktur erfordert, dann geht die Verzögerung oftmals auf die physikalische Installation oder auf die notwendigen Genehmigungen zurück.“ In Deutschland etwa, so Walker weiter, ist die Möglichkeit zum Verlegen neue Glasfaserstecken begrenzt, weil die Kommunen die notwendigen Straßenarbeiten ablehnen.