Datacenter-Architektur

SDN versus NFV oder doch komplementär

16. Dezember 2014, 14:34 Uhr | Christopher Feussner, Systems Engineer bei Brocade

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Networks-Functions-Virtualization

Bei NFV hingegen werden Netzwerkfunktionen wie Firewalls, Web-Security, IPS/IDS oder WAN-Optimierung, die eine dedizierte Box brauchen, durch eine virtuelle Appliance ersetzt. Anstelle eines Hardware-Routers wird also eine Router-Software auf einer virtuellen Maschine installiert. Technisch möglich wurde dies durch die neuen Prozessorarchitekturen und deren verbesserte Package-Throughput-Rate. Ein Datendurchsatz von 200 Gigabit pro Sekunde (GBit/s) bei den heutigen Multicore-Prozessoren ermöglicht die Implementierung von NFV. Dennoch sind auch Mischlösungen möglich und auch sinnvoll: Wenn Skalierbarkeit und Performance im Vordergrund stehen, sollte eine Hardwareimplementierung gewählt werden, sind Flexibilität und Agilität das Hauptziel, sollte der Fokus auf eine Software-Implementierung gesetzt werden.

NFV zielt somit auf die Vereinfachung der IT-Infrastruktur ab. Auch können diese virtualisierten Funktionen je nach Bedarf im Netzwerk skaliert werden, ohne zeitliche Verzögerung und ohne zusätzliche Kosten, die bei der Installation von Hardware für gewöhnlich entstehen. Anstatt Rechenzentren mit Unmengen hochspezialisierter Hardware zu bestücken, wird auf leistungsstarke, kostengünstige Hardware zurückgegriffen, die vom Anwender wesentlich schneller aufgestellt und auf dem neuesten Stand gehalten werden kann. Das Ergebnis von NFV sind somit geringere betriebliche Gesamtaufwendungen und ein niedrigerer Investitionsaufwand. Denn neue Hardware muss nicht mehr „auf Vorrat“ gekauft werden, wenn das Unternehmen auf Wachstumskurs ist.

Durch den Einsatz von leistungsstarken virtualisierten Servern verringern sich zudem die laufenden Kosten für Räumlichkeiten, Energie und Kühlung. Womit NFV besonders punktet, ist die hohe Geschwindigkeit bei der Umsetzung neuer Services. Netzwerke, die NFV einsetzen, sind damit wesentlich agiler und leistungsfähiger – ein entscheidender Vorteil beispielsweise für TK-Betreiber.

Kurz zusammengefasst, steht NFV für flexiblere Netzwerkarchitekturen, SDN hingegen kontrolliert und verwaltet auf eine abstrakte Art das gesamte Netzwerk.

Enterprise-Bereich profitiert von virtualisierten Netzwerken

Analysten sagen dem Bereich Software-Defined-Networking ein großes Wachstum voraus: Innerhalb der nächsten Jahre soll sich das Marktvolumen von 360 Millionen Dollar im Jahr 2013 auf 3,7 Milliarden Dollar in 2016 verzehnfachen, so eine Studie des Marktforschungsinstituts IDC. Doch für welchen Einsatz sind virtualisierte Netzwerke geeignet?

Zu den frühesten Anwendern des SDN-Ansatzes gehörten Organisationen, deren Geschäftsfelder eng mit Netzwerken verbunden sind. So sind Service-Provider und andere Anbieter aus dem Bereich der Telekommunikation am stärksten auf das (schnelle) Wachstum ihrer Infrastruktur angewiesen, da sie viele Nutzer gleichzeitig und zeitnah bedienen müssen und ihre Legacy-Netzwerke in der Vergangenheit am schnellsten an ihre Grenzen kamen. Sie profitieren dank des Traffic-Engineerings am meisten von einer besseren Auslastung der Netze sowie der Steuerung der Infrastruktur.

Auch Anbieter von Cloud-Lösungen setzen seit einigen Jahren Software-Defined-Networking erfolgreich ein, da sie mit SDN eine Orchestrierung sowie eine automatische Provisionierung ihrer Infrastruktur erreichen wollen. Mittlerweile sind SDN und NFV auch im Enterprise-Bereich immer häufiger vertreten. Gerade wenn Überlegungen zu einer Modernisierung anstehen ist ein höheres Maß an Effizienz und Kontrolle sowie an Flexibilität und Sicherheit im Netz ein wichtiger Antrieb für den Umstieg auf softwaredefinierte Netzwerke.

Mit SDN und NFV zu agileren Netzwerkstrukturen

Grundsätzlich ist die Virtualisierung von Netzwerken eine etablierte Technologie und den meisten Unternehmen stellt sich weniger die Frage, ob SDN oder NFV bessere Ergebnisse abliefern, sondern welcher der beiden Ansätze beziehungsweise welche Kombination am zielführendsten ist.

Wie also vorgehen, wenn die Entscheidung für SDN oder NFV gefallen ist? Bei der Implementierung sowohl von NFV als auch SDN ist es wichtig, neben der bestehenden IT-Umgebung auch die mittel- und langfristigen Ziele in die Entscheidung mit einzubeziehen. Wichtig ist zudem, sich nicht auf einen Anbieter zu verlassen, der eine End-to-End-Lösung liefert, sondern die Interoperabilität der Netzwerkkomponenten sicher zu stellen. Durch modulare Plattformen, die auf einer offenen Architektur basieren, behalten Unternehmen die Kontrolle über jede Schicht ihrer Infrastruktur und können Produkte und/oder Lösungen auswählen, die am besten zu den jeweiligen Anforderungen ihrer Rechenzentren passen.

Fest steht: Auch wenn NFV und SDN aktuell noch nicht für jedes Unternehmen passend sind, ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um sich Gedanken über eine mögliche Umsetzung zu machen.

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