Datacenter-Infrastruktur

Sicherheit durch Standards

20. Juni 2014, 11:26 Uhr | Valerie Maguire, Director of Standards and Technology bei Siemon
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Die vielen Diskussionen in der Branche über die Category 8 und die Zukunft der 40-Gigabit-Ethernet-Übertragung über Kupfer bringen auch das Thema Normung wieder an die Oberfläche. Angesichts der erheblichen Unsicherheit über die zukünftige Ausrichtung der Category 8 sollte vorerst jedoch jede Spekulation vermieden werden. Dennoch scheint es in diesem Rahmen angebracht, das Thema Normung einmal genauer zu betrachten und zu hinterfragen, inwieweit die von IEEE, ISO und TIA bereits verabschiedeten Standards für Unternehmen von Nutzen sein können, wenn es um die Wahl eines neuen Verkabelungssystems geht.

Vom technischen Standpunkt aus betrachtet, bieten die Standards zuerst einmal die Möglichkeit, Produkte zu selektieren, welche die Interoperabilität zwischen Verkabelungssystem und Netzwerkkomponenten der verschiedenen Hersteller gewährleisten. Auf diese Weise lässt sich vermeiden, an ein proprietäres System gebunden zu sein. Das nämlich könnte späterhin zu Flexibilitätseinbußen führen und dazu, als Käufer einem Anbieter „ausgeliefert“ zu sein.

In Hinblick auf die Interoperabilität gilt es zwei Aspekte zu berücksichtigen – einen elektrischen und einen mechanischen. Was die elektrische Interoperabilität betrifft, ist klar, dass Netzwerkgeräte zur Kommunikation benötigt werden. Hier haben die Standards durch ihre Spezifikationen abgesichert, dass die verschiedenen Geräte miteinander kommunizieren können müssen. Eine ISO/IEC- und TIA-konforme Verkabelung ist hinsichtlich ihrer elektrischen Leistung mit Steckverbindung spezifiziert und sichert die Integrität der Kommunikationsverbindung zwischen Geräten, selbst wenn die Komponenten im Verkabelungssystem von verschiedenen Anbietern stammen. Neben den Parametern zur reinen Signalübertragung definiert die IEEE-802.3-Ethernet-Arbeitsgruppe auch Anwendungsanforderungen, um sicherzustellen, dass die Geräte die gleiche Sprache sprechen. In gleicher Weise wird die mechanische Interoperabilität von den Standards spezifiziert. Sie gibt vor, dass die Produkte der Hersteller in ihrer Geometrie innerhalb eines bestimmten Toleranzbereichs liegen müssen. Damit wird abgesichert, dass die mechanischen Verbindungen in den Systemen durchgängig stabil und zuverlässig funktionieren und die elektrische Interoperabilität unterstützen.

Bislang haben alle herausgegebenen Standards stets für Abwärtskompatibilität gesorgt, damit leistungsfähigere Systeme auch Anwendungen unterstützen, die für eine leistungsschwächere Verkabelung ausgelegt sind. Diese Voraussetzung ermöglicht es Endanwendern, Systeme mit einer Leistungsfähigkeit auszuwählen, die über ihre gegenwärtigen Erfordernisse hinausgeht in dem Wissen, dass ihre Verkabelungsinfrastruktur die gegenwärtigen Anforderungen zur Datenübertragung und später genauso Anwendungen mit höherem Durchsatz unterstützt.

Die (Ohn)Macht der Normungsgremien

Während die Normungsgremien Spezifikationen ausarbeiten und Empfehlungen geben, haben sie dennoch nicht die Macht, diese zwingend durchzusetzen. Daher liegt es in der Verantwortung des Endanwenders selbst, die Konformität zum jeweiligen Standard nachzuprüfen. Um sicherzugehen, dass ein System alle Vorgaben eines Standards erfüllt, müssen Endanwender die Konformität selbst überprüfen. Unabhängige Prüflabore sind dabei die maßgebliche Autorität, dennoch obliegt es den Endanwendern, deren Berichte zu evaluieren beziehungsweise entsprechende kundenspezifisch angepasste Prüfungen in Auftrag zu geben.

Bei der Wahl des geeigneten Anbieters sollten Endanwender zuerst einmal alle verfügbaren Leistungsangaben und unabhängigen Testberichte unter die Lupe nehmen. Leistungsangaben können dabei als Worst-Case oder typisch erfolgen. Es ist wichtig zu wissen, welche dieser beiden Angaben vom Hersteller gemacht wurde, da Worst-Case und typisch keinesfalls als äquivalente Werte anzusehen sind. Entsprechen alle relevanten Herstellerangaben der garantierten Worst-Case-Leistung, gilt es als nächstes, die einzelnen Parameter zu beleuchten, um herauszufinden, welches das bessere System ist.

Unabhängige Testberichte, in denen auch die Messwerte ausgewiesen werden, sind nützlich für die Überprüfung, ob Systeme auch der angegebenen Worst-Case-Leistung eines Herstellers entsprechen, sollten jedoch nicht für einen Leistungsvergleich zwischen den verschiedenen Herstellern verwendet werden. Bei der Bewertung der Messprotokolle ist unbedingt zu beachten, dass scheinbar gleiche Ergebnisse nicht zwangsläufig auch unter identischen Channel-Modell-Bedingungen und -Testkriterien erzielt wurden. Unabhängige Prüfungen leisten einen wichtigen Beitrag, um die Richtigkeit der Leistungsangaben in Bezug auf die Standards nachzuweisen, und bieten eine gewisse Struktur der Prüfparameter, lassen jedoch keinen eindeutigen Rückschluss auf eine wiederholbare Systemleistung zu.

Wenn Unternehmen Channel von einem unabhängigen Prüflabor bewerten lassen, sind die Komponenten oft handverlesen und werden als vorkonfektionierter Übertragungskanal geliefert. Das Prüflabor führt dann Tests auf Grundlage dieser Channel durch und bestätigt erwartungsgemäß, dass die Leistung des Systems den Normvorgaben entspricht. Ganz unabhängig davon, ob diese Übertragungskanäle auf Worst-Case oder typisch geprüft werden, bieten vorkonfektionierte beziehungsweise werkskonfektionierte Channel den Best-Case eines konfektionierten Übertragungskanals. Nur wenn der Messaufbau der typischen Feldinstallation entspricht – so mit Komponenten, die aus dem Bestand des Anbieters geliefert und vor Ort konfektioniert wurden – spiegeln die Leistungswerte in unabhängigen Testberichten die reale Leistung im Feld wider.  

Aufgrund möglicher Abweichungen zwischen dem Test-Channel und den realen Feldinstallationen werden die Testergebnisse üblicherweise mit der Angabe von Grenzwerten geliefert.

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