Datacenter-Infrastruktur

Sicherheit durch Standards

20. Juni 2014, 11:26 Uhr | Valerie Maguire, Director of Standards and Technology bei Siemon

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Unter eigenen Bedingungen testen

Endanwender entscheiden sich daher zum Teil, ihren eigenen Messaufbau zu nehmen, anstatt sich einzig auf unabhängige Prüfberichte zu verlassen. Dabei kann ein Auftragnehmer herangezogen werden, um mehrere Channel verschiedener Anbieter unter realen Installationsbedingungen zu prüfen und die Ergebnisse zu vergleichen. Das ermöglicht es einem Unternehmen, die Produktleistung gegenüber den veröffentlichten Standards und den Leistungsangaben des Herstellers auf der Basis eigener Channel-Konfiguration und Tests zu evaluieren.  

Ein vom Anwender entwickeltes und überwachtes Testumfeld bietet auch gute Voraussetzungen, um weitere Parameter zu prüfen, wie die Auswirkung wiederholter Konfektionierungen auf die Systemleistung. Wenn Übertragungskanäle erneut konfektioniert und/oder Steckverbindungen erneuert werden müssen, ist die Leistung dann immer noch normkonform und entspricht sie den Erwartungen oder verändern sich hierdurch die Testergebnisse wesentlich? In einem solchen Testumfeld lassen sich auch Zeitaufwand für Konfektionierung, einfache Produkthandhabung und die Produktqualität insgesamt nachprüfen.  

Nicht nur einmal prüfen

Ob unabhängige Testergebnisse verwendet oder ob In-house-Tests durchgeführt werden, eines wird klar: die Installationsqualität hat entscheidenden Einfluss auf die abschließende Systemleistung. Eine normkonforme Systemleistung einer Verkabelung zu erreichen hängt sowohl von sorgfältigen Installationspraktiken als auch von hervorragender Produktleistung ab. Mit mangelhaften Installationspraktiken, die versehentlich Biegeradius, Zugkraft, Paaraufdrillung oder Querdruckfestigkeit überschreiten, kann selbst das beste Verkabelungssystem seine Normkonformität einbüßen. Die einzige Möglichkeit, eine standardkonforme Installation abzusichern, besteht darin, die Übertragungsleistung jedes installierten Channels beziehungsweise Permanent-Links vor der Fertigstellung des Verkabelungsprojektes zu überprüfen.

Ein Endanwender sollte darauf bestehen, dass sein Installationspartner die Leistung jedes installierten Übertragungskanals mit einem geeigneten Feldmessgerät prüft und eine Abnahmemessung durchführt. Zudem sollten alle Channel und Permanent-Links, bei denen Messergebnisse mit einem “*” gekennzeichnet sind (das heißt, die Leistung liegt im Grenzwertbereich des Feldmessgerätes), neu konfektioniert und die Messungen wiederholt werden, um abzusichern, dass ausreichend Systemreserve für die benötigten Anwendungen vorhanden ist. Ein „*Pass“ bei den Feldmessungen kann sich später in einem hohen Zeitaufwand für Fehlersuche wie auch Neukonfektionierung niederschlagen. Um solche grenzwertigen Messergebnisse zu vermeiden, sollten nur Systeme mit ausreichender Systemreserve gewählt werden.

Nur leere Versprechen?

Bis hierhin sind die veröffentlichten Standards behandelt worden. Der eine oder andere Endanwender wird sich jedoch für Systeme interessieren, die laut Herstellerangaben bereits den Standards entsprechen, die sich noch in der Ausarbeitung befinden. Genau genommen sind Behauptungen zu einer etwaigen Konformität allein unzureichend, es sei denn, der Anbieter garantiert, dass sein Produkt normkonform ist, wenn der Standard verabschiedet wird. Versprechen müssen hinreichend begründet und eingehalten werden, wenn ein Endanwender sich in der Zukunft auf einen bisher unveröffentlichten Standard verlassen will. Selbstverständlich sollte jegliche Zusicherung auch schriftlich fixiert werden.

Ein letztes Wort der Warnung sei hinsichtlich der Abwärtskompatibilität gesprochen: Bei den derzeit auf den Weg gebrachten ISO-Kategorien 8.1 und 8.2 kann noch nicht mit Bestimmtheit gesagt werden, ob die Bedingungen für eine Abwärtskompatibilität weiterhin in der bisherigen Form gegeben sein werden. Aus diesem Grund sind nicht nur Behauptungen einer vollständigen Konformität zu bis dato nicht ratifizierten Standards mit größter Vorsicht zu genießen, sondern auch jegliche Behauptung hinsichtlich des Umfangs dieser zukünftigen Standards.

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