Der zweite große Trend sind Overlay-Netzwerke bei denen mit Tunnel-Techniken (VXLAN, NVGRE, etc.) Layer-2-Netzwerke, die für die Live-Migration von virtuellen Maschinen notwendig sind, über Rechenzentrumsgrenzen hinweg gebildet werden können. Auch innerhalb eines Standorts kann diese in der Regel softwarebasierte Technik interessant sein, um unabhängig von der Netzwerk-Hardware vollständig virtuelle Netzwerke zu erstellen.
Alle bisher angekündigten Netzwerk-Overlay Produkte (z.B. „Vmware-NSX“, „IBM Software Defined Network for Virtual Environments“, „Alcatel-Lucent Nuage Virtualized Services Platform“, „Midokura Midonet“, etc.) werden zudem Restful-APIs bereitstellen, um diese virtuellen Netzwerke programmierbar und orchestrierbar zu machen.
Während Openflow ein invasiver, aber auch weitreichender Ansatz mit völlig neuen Möglichkeiten ist – vorausgesetzt man betreibt ihn nicht nur mit virtuellen Switches – setzen Overlay-Netzwerke auf vorhandener Infrastruktur auf, mit all ihren Vor- und Nachteilen.
Wie immer hängt das Einsatzgebiet einer Technologie von den Anforderungen ab. Wer Hardware-Performance braucht und sich von klassischen Netzwerk-Problemen mit Spanning-Trees und Loops, etc. lösen will, für den dürfte Openflow das Mittel der Wahl sein.
Wer an seinem Netzwerk erst einmal nichts ändern möchte, aber deutlich mehr Flexibilität im Netzwerk braucht und ohne teure Spezial-Hardware rechenzentrumsübergreifend Live-Migrationen benötigt, für den sind Overlay-Netzwerke sicher eine gute Option. Beide Ansätze bieten auch Lösungen für mehrere Millionen Mandanten da klassische VLANs und auch Q-in-Q-Techniken hierfür ungeeignet sind.
Wichtig sind sowohl bei Openflow als auch Overlay-Netzwerken programmierbare Schnittstellen (CLI, Restful, etc.) und abstrahierte Netzwerk-Konzepte (Firewall-API, Flow-Insertion-API, Traffic-Engineering-API, Virtual-Tenant-API, etc). Gerade Flow-Insertion-APIs sind wichtig, um vorhandene sicherheitszertifizierte Firewalls, Load-Balancer, Intrusion-Detection-/-Prevention-Systeme in die neue Architektur zu integrieren, solange diese nur in klassischen Varianten verfügbar sind.