Eine lückenlose Netzwerkdokumentation ist heute Pflicht. Doch oft hinkt sie der Realität hinterher. Auch ein noch so übersichtlicher Netzwerkschrank ist eines Tages so voll, dass der Techniker kaum noch am Patch-Kabel ziehen kann, um zu sehen, wo das andere Ende angeschlossen ist. Damit erhöht sich das Risiko von Fehl-Patchungen. Patch-Kabel mit LED-Signalisierung sind insbesondere im sensiblen Rechenzentrumsbereich eine einfache Lösung für mehr Prozesssicherheit - und kaum teurer als herkömmliche Patch-Kabel der Kategorie 6A nach ISO/IEC 11801.
Bei jeder neuen Komponente, jedem Umzug einer Abteilung und jedem Abteilungswechsel eines Azubis müssen die Anschlüsse im Verteilerschrank gepatcht werden. Das Netz verändert sich ständig, und die Dokumentation hinkt bei den meisten Netzwerken hinterher. Solche Patchungen können dazu führen, dass die Beschriftung nicht mehr mit dem zugeordneten Port übereinstimmt. Und selbst wenn die Patch-Kabel korrekt beschriftet und Stecker sowie Mantel für bestimmte Dienste oder Abteilungen farblich gekennzeichnet sind, wird es im Laufe der Zeit schwierig, die beiden Enden eines Patch-Kabels schnell und sicher zu identifizieren: Die Kabel liegen im Bündel so eng zusammen, dass die Beschriftung verdeckt ist und das Kabel durch Ziehen nicht mehr alleine bewegt werden kann. Das komplette Bündel bewegt sich.
All diese Schwierigkeiten lassen sich mit einer LED-Signalisierung vermeiden. Easylan bietet beispielsweise dafür seine Sacon-Technik (Save Connectivity) für Patch-Kabel an. Der Anwender sieht beide Enden eines Patch-Kabels rot aufleuchten. Dies erleichtert insbesondere Wartungsmaßnahmen während des Betriebs erheblich. Ein unbeabsichtigtes Ziehen von Anschlussleitungen ist damit nahezu ausgeschlossen. Außerdem lassen sich diese Patch-Kabel als komplettes Bündel verlegen und später dank der LED-Signalisierung sicher anschließen. Diese Vorgehensweise kann Installationen merklich beschleunigen.
Die patentierte Lösung ist seit 2008 auf dem Markt und wird seither von zahlreichen Anbietern vertrieben. So sind mittlerweile europaweit mehr als eine Million Patch-Kabel mit dieser Technik im Einsatz. Selbst IT-Leiter, die LED-Patch-Kabeln zunächst skeptisch gegenüberstehen, sind in der Regel nach den ersten Tests im eigenen Rechenzentrum von den Vorteilen dieser Technik überzeugt.
Die Sacon-Technik basiert auf ein bis zwei zusätzlichen Check-Wires in einem Kategorie-7- oder einem LWL-Patch-Kabel. Diese Check-Wires münden an beiden Enden in speziellen Kontakten auf den RJ45-Steckern oder in Perlen etwa 15 Zentimeter vor den LWL-Steckverbindern. Darüber hinaus sind die RJ45-Steckverbinder sowie die Perlen mit einer LED ausgestattet. Steckt der Anwender einen Detektor in die Zusatzkontakte, so leuchten die LEDs an beiden Enden des Patch-Kabels rot auf. Durch mehrmaliges Drücken sind verschiedene Leuchtmodi von Dauerlicht über langsames und schnelles Blinklicht bis hin zu Licht aus möglich.
Die Kupfervariante ist in Längen bis 100 Meter erhältlich, die LWL-Variante bis 200 Meter. Der zusätzliche Draht ist sowohl für das Gewicht als auch für die Brandlast vernachlässigbar. Die Kabel verändern mit dem Zusatzdraht kaum ihre Biegeeigenschaften, die LWL-Patch-Kabel werden sogar zusätzlich stabilisiert.
Die RJ45-Stecker mit Zusatzkontakten und LED sind komplett eingespritzt. Sie haben zudem eine aufgesteckte Tülle zur Zugentlastung. Somit sind die Adern für die Datenübertragung fest in ihrer Position fixiert. Die elektrischen Übertragungswerte bleiben laut Hersteller selbst dann stabil, wenn das Patch-Kabel direkt vom Patch-Feld zur Seite geführt ist. Dies erzeugt eine Torsion, die bei vielen herkömmlichen Kabeln, die allein mit einer Tülle ausgestattet sind, die elektrischen Übertragungswerte beeinflusst. Dabei kommt es durchaus vor, dass die Grenzwerte für Kategorie-6A-Komponenten nicht mehr einzuhalten sind.
Die LED-Patch-Kabel sind vom Prüfinstitut GHMT für Kategorie 6A zertifiziert. Manche Anbieter nehmen sogar am GHMT Premium Verification Certificate Program teil. Es steht für eine kontinuierliche Qualitätskontrolle von der Fertigung bis zur Lieferung von Komponenten. Damit sind die LED-Patch-Kabel zum Beispiel in IT-Netzen der Automobilindustrie einsetzbar.
Die LWL-Ausführung ist heute mit allen gängigen Steckertypen und Faservarianten erhältlich. Meist sind es Patch-Kabel mit OM3- und OM4-Fasern. Für lange Distanzen zwischen Server-Schränken sind bisweilen Patch-Kabel mit Singlemode-Fasern die optimale Wahl. Sowohl Mäntel als auch Stecker sind in zahlreichen Farben erhältlich.
Die meisten Anwender sehen den Bedarf zunächst im Rechenzentrum. Insbesondere Netzwerkadministratoren, die einmal einen Port irrtümlich vom Netz genommen haben, wollen dieses Risiko künftig auf jeden Fall minimieren.
Schaeffler Technologies aus Herzogenaurach etwa setzt LED-Patch-Kabel in Kupfer- und LWL-Ausführung in seinen Rechenzentren ein, um Netzwerkunterbrechungen zu minimieren. Die E-Plus-Gruppe aus Düsseldorf stattete sogar sämtliche IT-Verteilerschränke des deutschlandweiten Netzes durchgängig mit LED-Patch-Kabeln aus. Ein Betreiber von Fiber-to-the-Home-Lösungen nutzt in seinem Rechenzentrum ebenfalls nur LED-Patchkabel, und zwar je zur Hälfte in LWL- und Kupferausführung. LED-Patch-Kabel erhöhen die Prozesssicherheit bei Installations- und Wartungsarbeiten im Verteilerschrank erheblich. Noch mehr Sicherheit bieten nur Lösungen, die vollständig in das Netzwerk-Management integriert sind. Doch dies bedeutet erheblich mehr Kosten für die Hard- und Softwareausstattung und eine aufwändige Integration.
Fazit
LED-Patch-Kabel erfordern keine Zusatzhardware und auch kein Spezial-Know-how. Sie sind nach Einschätzung der Anbieter demnach erfolgreich, weil sie dem Anwender die Arbeit erleichtern.