Für die niedersächsische VRG-Unternehmensgruppe steht Datenhoheit an oberster Stelle. Die Anbieter spezialisierter Software-Lösungen für Sozial- und Personalwirtschaft sind kundenbedingt ein hohes Entwicklungstempo gewohnt. Wo noch bis vor kurzem das eigene Rechenzentrum im Zentrum des Daten-Hostings stand, darf ein Hochsicherheitsrechenzentrum im benachbarten Bremen jetzt Security-Support leisten.
Es gab eine Zeit, in der IT-Landschaften ganze Säle füllten und der Taschenrechner noch nicht erfunden war. IBM 1401 hatte seine Glanzzeit als erstes lochkartenbasiertes Computersystem, und im niedersächsischen Oldenburg schlossen sich 1965 die Pioniere raumgewaltiger Rechenzentren zusammen. Der Grundstein der heutigen VRG-Unternehmensgruppe war gelegt. Heute ist das Unternehmen als IT-Spezialist für Digitalisierungs- und Softwarelösungen vor allem für die Personal- und Sozialwirtschaft sowie als Experte für Dokumenten-Management tätig. Das IT-Haus betreut rund 470 Mitarbeitern über 3.500 Kunden an zehn Standorten. An ihrem Hauptsitz, nach wie vor in Oldenburg, ist die Gruppe inzwischen auf 270 Mitarbeiter angewachsen.
Kundengruppen im Wandel
Alle Schwesterfirmen laufen unter dem Dach der VRG zusammen. Hauptsäulen sind die Bereiche Personal- und Sozialwirtschaft, wobei das eigene Produkt Micos-Konzept in der Sozialwirtschaft, von der Jugendhilfe über Werkstätten bis zu Altenpflegeeinrichtungen, im Einsatz ist. Im Kundenkreis befinden sich unter anderem mobile Pflegedienste, die teilweise in Regionen wie dem Saarland ohne Netzabdeckung arbeiten müssen. Live beim Patienten zu Hause erhobene Daten müssen in Echtzeit präsent sein. Micos liefert für die Pflegekräfte vor Ort Lösungen für mobile Endgeräte, auf denen sie zentrale Datenhaltung und Akten pflegen können.
Am Puls: VRG-IT
Die VRG-IT kümmert sich für alle Units um den Systembetrieb. Patrick Gleißner, Abteilungsleiter IT-Operations bei VRG, sagte: „Die Kombination aus Softwareentwicklung und operativem IT-Betrieb ermöglicht uns optimierte Prozesse, die Vorteile in jeden Unternehmensbereich tragen.“ Gleißner beobachtete weiter: „Entwickler, Systemadministratoren und Qualitätssicherung bilden ein Effizienz-Triumvirat, von dem alle Beteiligten bis hin zum Anwender beim Kunden profitieren.“
Gleißner sieht sich zugleich als Projekt-Manager, Coach und Sprachrohr der Techniker zur Geschäftsführung. Er muss seinen Teams Freiräume schaffen, Budgets verhandeln sowie den Überblick über alle IT- Projekte behalten – eine Position, die viel mit Menschen zu tun hat und technische, kaufmännische sowie personelle Qualifikationen verbindet.
Innerhalb der Unternehmensgruppe betreut VRG-IT mit seinen Abteilungsleitern Patrick Gleißner und Mark Krüger als Enabler die rund 450 IT-Arbeitsplätze der Gruppe. Die Unit ist außerdem für jeden Service der Gruppe verantwortlich und betreut auch Systeme der Anwender, die als Cloud-Nutzer angebunden sind. Zum Aufgabenspektrum gehören zudem die IT-Administration und weitere klassische Support-Leistungen. Heute steht das Unternehmen vor der Herausforderung, dass die 3.500 Nutzer branchenübergreifend ihre eigenen Change-Prozesse absolvieren, die der IT-Dienstleister mit seinen Lösungen, mit Live-Patching und State-of-the-Art-Software begleiten will.
Mit ihren Services treffen die Experten auf Branchen, wie die Sozialwirtschaft, die stärker als andere vom IT-Fachkräftemangel betroffen sind. Die Nutzer dort wollen keine langfristigen Wartungsverträge, sondern On-Demand-Services, deren Anpassung schnell auf Veränderungen bei der Gesetzgebung oder auf das jeweilige Bundesland erfolgen kann. „Pflegekassen beispielsweise wünschen sich Softwarelösungen, die extrem customized sind“, so Gleißner. Um diesen Aufwand bewältigen zu können, kümmern sich 70 bis 80 Mitarbeiter der 120 IT-Spezialisten bei VRG-IT ausschließlich um den Entwicklungspart.
Frischer Wind weht
Mit einem Generationswechsel innerhalb der Geschäftsführung und der Gründung der VRG-IT etablierte sich vor einigen Jahren auch eine neue Firmenphilosophie. Externes Wissen gezielt und sinnhaft einbinden statt alles aufwendig selbst entwickeln, so lautet die Devise. „Der deutsche IT-Markt muss umdenken“, forderte Gleißner. „Es werden sich Unternehmen durchsetzen, die ihr Wissen teilen und es zulassen, gute Assets anderer in die eigene Firmenphilosophie zu integrieren.“
„Auf den Einsatz von Standardprodukten ‚aus der Box‘ verzichten wir jedoch und programmieren unsere Kernprodukte lieber selbst“, berichtete er. „Das hat enorme Vorteile, so können wir beispielsweise auch schneller patchen.“
Gerade erst hat die VRG-Unternehmensgruppe die süddeutsche SYS Softwaresysteme aus Aidlingen bei Stuttgart mit ihrem Tool für Reise-Management übernommen. Deren Technik und Branchenerfahrung ist insbesondere für die HR-Kunden der Oldenburger interessant. VRG-HR ist mit seinen branchenunabhängigen Lösungen für Personalabrechnung und Personal-Management in den vergangenen Jahren stark gewachsen und bundesweit erfolgreich. Zur Gruppe gehören außerdem VRG Curamus, Spezialist für Daten-Management und Druck-Services von EDI, Electronic Data Interchange bis Lohn- und Gehaltsdruck sowie die VRG-Akademie als gruppeneigenes Schulungszentrum.
Historisch gewachsene Datensicherheit
Das Thema Datensicherheit ist in der Gruppe hoch aufgehängt, da die Teams mit sensiblen Nutzer-, Patienten- und Personaldaten umgehen. VRG hostet einen Großteil der Daten in seinem eigenen Rechenzentrum am Standort Oldenburg, gebaut in den 80er Jahren. Ein Expertenteam kümmert sich um alle Aufgaben rund um das Rechenzentrum, mit dem Resultat, dass 2019 die Ausfallsicherheit in den eigenen Räumen bei 99,8 Prozent lag. „So zufrieden wir mit der Leistung unseres eigenen Datacenters auch sind, so klar steht uns vor Augen, dass wir die einige Arbeitsleistungen der hier eingesetzten Mitarbeiter sinnvoller einsetzen können“, sagte Gleißner.