Im Interview: Niek van der Pas, Legrand

Was der Green Deal für RZs in der EU bedeutet

22. Januar 2024, 14:00 Uhr | Interview: Doris Piepenbrink | Redaktion: Jörg Schröper
Niek van der Pas, Rechenzentrumsexperte und europäischer Koordinator für Datacenter-Standards bei Legrand: "Der Green Deal braucht eine grüne Infrastruktur. Deshalb engagieren sich im Rahmen des EU-Klimapakts für den europäischen Green Deal über 100 Rechenzentrumsbetreiber und Fachverbände."
© Legrand

Betreiber von Rechenzentren kommen nicht mehr darum herum, den CO2-Fußabdruck und andere ökologische Aspekte auf ihre Agenda zu setzen. Denn mit dem Green Deal hat sich die Europäische Union zum Ziel gesetzt, bis 2050 komplett klimaneutral zu sein.

Da Rechenzentren zu den größten Energieverbrauchern zählen, hat die EU dazu mehrere Initiativen und Gesetzentwürfe auf den Weg gebracht. Niek van der Pas ist leitender Rechenzentrumsexperte und europäischer Koordinator für Datacenter-Standards bei Legrand. Er erklärte im Gespräch mit connect professional, wie die Regulatorien ineinandergreifen. Van der Pas arbeitet aktiv bei niederländischen und internationalen Normungsgremien sowie Nachhaltigkeitsinitiativen mit.

connect professional: Herr van der Pas, was sind die Ziele des Green Deal der EU?

Van der Pas: Der Europäische Green Deal ist ein Paket politischer Initiativen, das die EU auf den Weg zu einem grünen Übergang bringen soll. Mit dem Green Deal wollen sie bis 2050 EU-weit Klimaneutralität erreichen. Mit dem Klimazielplan 2030 schlägt die Kommission unter anderem vor, die Treibhausgasemissionen bis 2030 so weit zu verringern, dass sie mindestens 55 Prozent unter dem Niveau von 1990 liegen. Dieses "Fit-for-55"-Paket besteht aus einer Reihe von Legislativvorschlägen und Änderungen bestehender EU-Rechtsvorschriften. Deren Empfehlungen, Richtlinien und Best Practises sollen dabei helfen, EU-weit die Netto-Treibhausgasemissionen zu senken und die Klimaneutralität zu erreichen.

connect professional: In welchem Ausmaß sind Rechenzentren davon betroffen?

Van der Pas: Der Green Deal braucht eine grüne Infrastruktur. Deshalb engagieren sich im Rahmen des EU-Klimapakts für den europäischen Green Deal über 100 Rechenzentrumsbetreiber und Fachverbände. Sie wollen die ehrgeizigen Ziele zur Treibhausgasreduktion des Klimagesetzes mit Hilfe von Technologien und der Digitalisierung erreichen. Im Klimaneutralitätspakt haben sie vereinbart, dass Rechenzentren bereits bis 2030 klimaneutral sein sollen. Der Pakt für klimaneutrale Rechenzentren entwickelt dazu in Arbeitsgruppen Best Practices für Energieeffizienz, saubere Energie, Wasser, Kreislaufwirtschaft, Wärmerückgewinnung, Monitoring und Berichterstattung.

connect professional: Was hat der Europäische Verhaltenskodex für die Energieeffizienz von Rechenzentren damit zu tun?

Van der Pas: Im Jahr 2007 hat eine Gruppe europäischer Rechenzentrumsexperten mit der Gemeinsamen Forschungsstelle der EU (EU-GFS) begonnen, einen Best-Practices-Leitfaden für die kosteneffiziente Senkung des Energieverbrauchs zu entwickeln, der die unternehmenskritische Funktion von Rechenzentren nicht beeinträchtigt.

connect professional: Wer ist an die Anforderungen des EU Verhaltenskodex gebunden?

Van der Pas: Das Ganze ist eine freiwillige Initiative, die darauf abzielt, interessierte Akteure zusammenzubringen, einschließlich der Koordinierung anderer ähnlicher Aktivitäten von Herstellern, Anbietern, Beratern und Versorgungsunternehmen. Von den Unterzeichnern wird erwartet, dass sie die Absicht dieses Verhaltenskodexes befolgen und eine Reihe von vereinbarten Verpflichtungen unterstützen.

connect professional: Welche Anforderungen enthält der Europäische Verhaltenskodex für die Energieeffizienz von Rechenzentren zum Beispiel in Bezug auf die Kühlung im Rechenzentrum?

Van der Pas: Der Teil zur Kühlung ist in Kapitel 5 mit über 50 Best Practices zur Verbesserung der Kühlungseffizienz eines Rechenzentrums enthalten. Darin wird beispielsweise die Einführung von geschlossenen Warm- und Kaltluftgängen ohne Lücken im Gang vorgeschlagen.

connect professional: Und welche Anforderungen stellt der Europäische Verhaltenskodex an die Auslegung von USVs?

Van der Pas: Die Best Practices empfehlen die Verwendung modularer hocheffizienter USVs oder die hocheffiziente Bauweise einer modularen USV.

connect professional: Darüber hinaus ist derzeit die EU-Taxonomie-Verordnung in aller Munde. Was will man mit ihr erreichen?

Van der Pas: Die EU-Verordnung zur Klimataxonomie ist ein bestehendes europäisches Gesetz und stellt ein Klassifizierungssystem für wirtschaftliche Aktivitäten zur Verfügung. Ihr Ziel ist es, Investoren auf ökologisch nachhaltige Aktivitäten zu lenken. Der Delegierte Rechtsakt zur Klima-Taxonomie enthält die technischen Kriterien für die Bewertung ökologisch nachhaltiger Maßnahmen, damit Investoren erkennen können, welche der Maßnahmen bereits umgesetzt wurden. Die EU-Taxonomieverordnung soll in erster Linie dazu beitragen, dass der Klimazielplan 2030 erreicht wird.

connect professional: Für welche Datacenter-Betreiber sind die Best-Practice-Empfehlungen der EU-Verordnung zur Klima-Taxonomie besonders relevant?

Van der Pas: Insbesondere große Unternehmen und Investoren sind verpflichtet, ihren Anteil an Klima-Taxonomie-Aktivitäten offenzulegen. Auch Unternehmen, die von nachhaltigen Finanzquellen wie grünen Anleihen profitieren wollen, müssen ihre an der Taxonomie ausgerichteten Aktivitäten nachweisen.

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