connect professional: Welche Aspekte davon sind für Rechenzentrumsbetreiber relevant?
Van der Pas: Die beste Antwort darauf ist wahrscheinlich die Frage: Welche nicht? Um dem Taxonomie-Rahmen zu entsprechen, muss das Assessment die 106 Praktiken des Delegierten Rechtsaktes umfassen und in den berichteten Nachweisen widerspiegeln.
connect professional: Wie unterscheiden sich beispielsweise die Best Practices der EU Taxonomie vom EU Code of Conduct in Bezug auf Kühlung im Rechenzentrum und USVs?
Van der Pas: Beide enthalten fast dieselben Vorschläge, da der Bewertungsrahmen der EU-Taxonomie auf dem Europäischen Verhaltenskodex für die Energieeffizienz von Rechenzentren basiert. In der Verordnung sind die Praktiken eher als Anforderungen formuliert und nicht mehr nur als Empfehlungen wie im Code of Conduct. Anhang I der Klima-Taxonomie-Verordnung enthält die technischen Prüfkriterien. Unter Punkt 8 sind die Einzelheiten und der Verweis auf den Verhaltenskodex und die CLC TR 5066-99-1 zu finden.
connect professional: Welche Beziehung besteht dann zwischen dem Green Deal und der EU-Energieeffizienzrichtlinie?
Van der Pas: Die EU-Energieeffizienzrichtlinie ist ein weiteres Instrument der EU zur Erfüllung ihrer Green-Deal-Ziele. Sie legt Regeln und Verpflichtungen zur Erreichung der EU-Energieeffizienzziele für 2030 fest. Die Verpflichtungen aus dieser Richtlinie muss jedes EU-Mitgliedsland in Landesgesetze umsetzen. Die EU-Energieeffizienzrichtlinie wird derzeit um neue Verpflichtungen für Rechenzentren erweitert, etwa um die Berichterstattung über verschiedene KPIs. Die Gesetzgebung der Mitgliedsstaaten muss dann auch diese Vorgaben unterstützen.
connect professional: Was gibt die EU-Energieeffizienzrichtlinie heute schon rechtsverbindlich vor?
Van der Pas: Die aktuelle Richtlinie verpflichtet die EU-Länder zum Beispiel dazu, den Energieverbrauch bis 2030 gemeinsam noch einmal um 11,7 Prozent zu senken.
connect professional: Welche Vorgaben enthält sie für Datacenter-Betreiber?
Van der Pas: Sie verpflichtet Datacenter-Betreiber dazu, verschiedene zentrale Kennwerte wie Power Usage Effectiveness (PUE) und Water Usage Effectiveness (WUE) zu veröffentlichen. PUE ist das Verhältnis von der insgesamt verbrauchten Energie zum Energieverbrauch der IT-Geräte. Letzterer lässt sich zum Beispiel über PDUs in den IT-Schränken messen. WUE bezeichnet den Wasserverbrauch eines Rechenzentrums für die Kühlung der IT im Verhältnis zum Energieverbrauch der IT-Geräte. Der Trinkwasserverbrauch ist hier in den letzten Jahren erheblich gestiegen, da, um die PUE zu verbessern, vermehrt adiabatisch, also über Verdunstungskälte gekühlt wird.
connect professional: Ist die Umsetzung in nationales Recht für alle EU-Länder gleich?
Van der Pas: Die Berichterstattungspflichten gegenüber der EU und wahrscheinlich auch Eurostat werden für jedes Land die gleichen sein, aber die Länder müssen ihre eigenen Gesetze erlassen. Derzeit arbeiten die europäischen Interessengruppen – also die europäischen Normungsorganisationen, die europäischen Verbände der Rechenzentren und die europäischen Zertifizierungsorganisationen – zusammen mit den nationalen Gesetzgebungsbehörden und anderen Parteien an Initiativen zur Straffung dieses Prozesses, um zu viele nationale Abweichungen zu vermeiden und die Verfahren und Konformitätsanforderungen zu synchronisieren.
connect professional: Können Sie Beispiele nennen, etwa für Deutschland, die Niederlande und Frankreich?
Van der Pas: In Deutschland hat der Bundestag im September 2023 den "Entwurf eines Gesetzes zur Steigerung der Energieeffizienz und zur Änderung des Energiedienstleistungsgesetzes" beschlossen. In den Niederlanden haben wir die "Erkende maatregelenlijsten (EML) vanaf 2023". Eine der geforderten Maßnahmen ist die Erhöhung der Kaltgangtemperatur auf 27 °C im Fall von Kompressor- oder Nasskühlung. Mit der neuen Überarbeitung der EE-Richtlinie werden neue Maßnahmen eingeführt werden. In Frankreich ist die Umsetzung der Energieeffizienzrichtlinie in den „Opérations standardisées d’économies d’énergie“ aufgelistet. Der Einsatz von Gangeinhausungen findet sich zum Beispiel im Gesetz „BAT-TH-153: Système de confinement des allées froides et allées chaudes dans un Data Center“. Weitere Gesetze zur Umsetzung werden folgen.
connect professional: Wie unterstützt Legrand seine Kundschaft bei der Umsetzung der Ziele des EU Green Deal?
Van der Pas: Wir unterstützen sie vor allem mit Beratungsleistungen. Hinzu kommt Informationsmaterial wie das Whitepaper über energieeffiziente Rechenzentren basierend auf der EN 50600: “An energy-efficient data centre using the EN 50600”. Darüber hinaus bietet Legrand ein umfangreiches Portfolio an Produkten, die Rechenzentren dabei unterstützen, grün zu werden. Es reicht von hocheffizienten USVs bis hin zu luftdichten Schränken, die alle Praktiken des Verhaltenskodex oder der EN 50600 unterstützen und die sich im EU-Taxonomie-Rahmen widerspiegeln. Die durch die europäische Gesetzgebung eingeführten Berichterstattungspflichten werden durch eine breite Palette von Legrand-Produkten unterstützt, die die Datenerfassung wie den Energieverbrauch von IT-Geräten automatisieren. Damit lassen sich Rechenzentren schon heute so ausstatten, dass sie der Energieeffizienzrichtlinie entsprechen. Das ist nicht nur klimafreundlich, sondern spart erheblich Betriebskosten ein.
connect professional: Herr van der Pas, vielen Dank für das Gespräch!