Kabeltrassen mit der Verkabelung planen

Auf dem richtigen Weg

3. März 2025, 12:46 Uhr | Autor: Mike Fischer | Redaktion: Jörg Schröper
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Da IT-Netze sich ständig verändern, ist es wichtig, Kabelwege zusammen mit der Kabelanlage vorausschauend zu planen. Dabei sollten sich die verwendeten Führungssysteme einfach erweitern und anpassen lassen.

Kabel im RZ
Diese Gitterrinnen von Cablofil führen Kabel getrennt nach Medium über mehrere Ebenen.
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Bei der Planung ist zu berücksichtigen, dass sich nicht jedes Führungssystem für alle Kabeltypen und Installationsorte eignet. Der richtige Mix aus verschiedenen Techniken, Materialien und Größen ist entscheidend. Hintergrund: Eine funktionierende IT-Infrastruktur ist heute grundlegend, um Geschäftsprozesse erfüllen und aufrecht erhalten zu können. Essenziell für die Funktionalität der Infrastruktur sind netzwerkweit die dazugehörigen Leitungswege und deren Führung.

Immer noch betrachten jedoch viele Netzwerkplaner die Anforderungen an die Kabelanlage getrennt von der Kabelführung. Heißt: Beides wird unabhängig voneinander geplant und dimensioniert. Doch die Streckenführung und die Anforderungen an ein Kabelführungssystem stehen immer im engen Zusammenhang mit den Anforderungen an die Kabelanlage sowie mit den darin verlegten Kabeln. So wirkt sich beispielsweise eine geforderte Wegeredundanz direkt auf die Streckenführung und die Anzahl der zu führenden Kabel aus.

Nicht jedes Führungssystem eignet sich zudem für alle Kabeltypen. Plant die IT-Abteilung also Verkabelung und Trassenführung nicht gemeinsam, riskiert sie, dass aufgrund der unzureichenden Kabelwege die Kommunikationskabelanlage nicht hochverfügbar und skalierbar ausgelegt werden kann.

Wenn das IT-Netz ausfallsicher ausgelegt werden soll, gilt dies auch für die komplette Kommunikationsverkabelung und bedeutet, dass sie kabel- und wegeredundant umgesetzt werden muss. Damit müssen alle Kabelträger- und Leitungsführungssysteme für die Kommunikationsverkabelung bereichsübergreifend inklusive Rechenzentrum und aller Technik- und Netzwerkräume in einem A/B-Wegekonzept geplant und erschlossen werden.

Anforderungen an Kabelführungssysteme

Die eingesetzten Kabelführungssystemen müssen die normativen Vorgaben wie den minimalen Biegeradius einhalten, für die jeweiligen Kabeltypen und Traglasten ausgelegt und entsprechend stabil montiert sein. Außerdem müssen sie die Kabel ohne Kanten und Grate sicher führen. Darüber hinaus spart es viel Zeit und Nerven, wenn die Trassen möglichst einfach und verletzungsfrei zu montieren sind. Sie sollten sich zudem mit wenig Aufwand an neue Gegebenheiten anpassen lassen, etwa wenn eine neue Fertigungssteuerung hochverfügbare Verbindungen mit Wegeredundanz erfordert. Schnellverschlüsse sind hier oft zeitsparend.

Große Auswahl an Kabelführungssystemen

Der Markt bietet unterschiedlichste Kabeltragesysteme aus Metall und Kunststoff an. Weit verbreitet sind Gitterrinnen zum Führen von Installationskabeln. Manche bevorzugen durchgängige Kabelrinnen oder setzen an bestimmten Stellen zum Beispiel Weitspannsysteme oder Steigleitern ein. In der Lebensmittelindustrie sind aus Hygienegründen zum Beispiel nur offene Gitterrinnen und Kabelleitern aus Edelstahl erlaubt, weil sie gut zu reinigen sind und kaum Staubablagerungen aufweisen. Aufgrund ihrer offenen Struktur sind sie sehr gut belüftet, was der Wärmeentwicklung von großen Kupferkabelbündeln entgegenwirkt. Hinzu kommt, dass insbesondere in Rechenzentren häufig Anpassungen notwendig sind und offene Gitterrinnen die flexibelste und einfachste Lösung darstellen.

Geschlossene Führungs- und Brüstungskanäle oder Kabelrohre aus Metall oder Kunststoff schützen vor unbefugtem Zugriff und mechanischen Beschädigungen. Bei Kupferverkabelungen bringen geschlossene metallische Führungssysteme zudem einen elektromagnetischen Schirmeffekt, wenn zum Beispiel Strom- und Datenkabel parallel geführt werden.

Geschlossene Systeme eignen sich also besonders gut für die Anbindung von Arbeitsplätzen oder Endgeräten. Außerdem sind sie ein Muss für Kabelwege in öffentlich zugänglichen Bereichen. Ihre kontinuierliche und hoffentlich gratfreie Auflagefläche minimiert die punktuelle Belastung auf die darin verlegten Kabel. Viele Unternehmen verwenden deshalb zum Beispiel geschlossene Kabelführungssysteme aus Kunststoff in Form von Fiber Raceways, um empfindliche LWL-Mikrokabel vor Beschädigungen und Stress zu schützen. Diese sollten tunlichst nicht zusammen mit schweren Installationskabeln auf Gitterrinnen geführt werden. Die mechanische Belastung kann hier zu merklichen Übertragungsverlusten führen.

Doch geschlossene Führungssysteme haben den Nachteil, dass sie nie ganz abgeschottet sind und deshalb zur schwer zugänglichen „Mäuserennbahn“ werden können. Außerdem ist hier eine zusätzliche Verlegung von Kabeln mit mehr Aufwand verbunden als bei offenen Systemen wie Gitterrinnen. Deshalb sind in Rechenzentren Installations- und Backbone-Kabel meist über diese geführt.

Welches Führungssystem sich für welche Zwecke eignet

Dies zeigt, dass sich Führungssysteme nicht immer für alles eignen und gezielt für bestimmte Installationsbereiche ausgewählt werden sollten.

  • Geschlossene Kabeltrassen aus Metall eignen sich für alle Arten von Kabeln, sind aber nicht so hygienisch wie Gitterrinnen und aufwändiger im Handling.
  • Gitterinnen aus Metall sind perfekt für alle Arten von Kupferkabeln sowie für robuste LWL-Installationskabel, die kein Problem mit der punktuellen Belastung haben. Für Kupfer-Pach-Kabel sind die Gitterrinnen nur bedingt geeignet. 
  • Leitungsführungskanäle aus Metall oder Kunststoff eignen sich für alle Kabelvarianten, außer für LWL-Patch-Kabel. 
  • Glasfaserkanalsysteme wie Fiber Raceways sind ausschließlich für LWL-Kabel konzipiert. Dort sollten keine Kupferkabel mitgeführt werden.
  • Kunststoffinstallationsrohre eignen sich ausschließlich für Installationskabel.
  • Steigtrassen oder -leitern aus Metall sind ebenfalls ausschließlich für Installationskabel konzipiert und ungeeignet für Patch-Kabel.
  • Führungshaken, die sich immer noch in manchen Installationen finden, sind unzulässig in einer IT-Verkabelung.

Darüber hinaus muss das Kabelträger- und Leitungsführungssystem richtig dimensioniert sein. Das heißt, für jede Verkabelungsstrecke sind vorab folgende Informationen notwendig:

  • Welche Kabeltypen sollen darin verlegt werden?
  • Welchen Durchmesser haben die zu verlegenden Kabel und Leitungen?
  • Welche minimalen Biegeradien dürfen die Kabel im fest verlegten Zustand dauerhaft haben?
  • Wie viele Kabel soll es aufnehmen?
  • Wie viel Reserve soll eingeplant werden?
  • Welche Traglast ist vorzusehen?
  • In welcher Umgebung wird es installiert? 
  • Muss eine Medientrennung mit definierten Abstandmaßen beachtet werden?
  • Kommt Power over Ethernet (PoE) zum Einsatz?

Die grundsätzlichen Anforderungen an die Auslegung von Kabelträger- und Leitungsführungssystem finden sich in DIN EN 50174-2. In den Tabellen 1 und 2 sind Richtwerte für den minimalen Biegeradius und die maximale Stapelhöhe für verschiedene Kabeltypen und Führungssysteme angegeben.

In Bezug auf die elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) einer Kommunikationsverkabelung legt die EN 50174-2 einige wesentliche Rahmenbedingungen fest. Aufgrund der physikalischen Eigenschaften von Kommunikationsverkabelungen ergibt sich die Notwendigkeit, Leitungen unterschiedlicher Stromarten räumlich voneinander zu trennen. Dazu muss ein Mindestabstand eingehalten sein. Dies lässt sich entweder über mehrzügige Systeme oder über Trennstege innerhalb eines Systems umsetzen. Idealerweise werden informationstechnische Kabel und Stromversorgungskabel in eigenen, unabhängigen Kabelführungssystemen verlegt. Es empfiehlt sich schon für eine bessere Zuordnung eine durchgängige Medientrennung zwischen Kupfer, LWL und Strom vorzunehmen.

Sollte dies aufgrund von baulichen oder anderen technischen Begebenheiten nicht umsetzbar sein, lassen sich informationstechnische Kabel und Stromversorgungskabel in einem Kabelführungssystem gemeinsam verlegen. Dazu muss der Mindesttrennabstand ermittelt und eingehalten werden. Elektrisch leitende Kabelführungssysteme können hier wesentlich zur elektromagnetischen Schirmung der verlegten informationstechnischen Kabel beitragen. Um diesen Effekt zu erzielen, müssen die metallischen Teilstücke unterbrechungsfrei miteinander verbunden sein und an den Verbindungen ein Leistungsvermögen nach EN 50310 aufweisen.

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