Kabeltrassen mit der Verkabelung planen

Auf dem richtigen Weg

3. März 2025, 12:46 Uhr | Autor: Mike Fischer | Redaktion: Jörg Schröper

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Mindestens 20 Prozent Reserve einplanen

Kabel im RZ
Kabelrinnen wie die von Van Geel lassen sich auf vielfältige Weise miteinander verbinden.
© Legrand
Kabel im RZ
Geschlossene Führungskanäle wie die der Marke Salamandre Trunking bieten sich für öffentlich zugängliche Bereiche oder für eine umfassende Schirmung an.
© Legrand

Bei der Auswahl und Platzierung der Kabelwegesysteme ist darauf zu achten, dass zu der ursprünglich festgelegten, maximalen Menge an Kabeln mindestens 20 Prozent Platzreserven einkalkuliert sein sollten. Diese Vorgabe stellt eine Mindestanforderung dar und kann projektbezogen auch höher ausfallen. Damit ist sichergestellt, dass sich die maximalen Stapelhöhen und minimalen Biegeradien einhalten lassen. Außerdem sind die Kabel bei moderat gefüllten Kabeltrassen besser zugänglich und unterliegen einem geringeren mechanischen Stress. Wenn die verlegten Kabel innerhalb der zulässigen Stapelhöhe bleiben, lassen sich Abdeckungen montieren. Damit ist ein maximaler Schirmeffekt bei metallischen Führungssystemen nutzbar. Und natürlich ist ausreichend Reserve wichtig, wenn im Betrieb weitere Kabelinstallationen anfallen.

Realistische Abschätzung der Trassendimension

Ein Rechenbeispiel zeigt, wie sich die Trassenbreite bestimmen lässt, wenn Trassenhöhe und Anzahl der Kabel sowie deren Durchmesser bekannt sind. Dabei ist berücksichtigt, dass die Kabel nicht in der nur theoretisch möglichen optimalen Packungsdichte in der Trasse geführt werden, sondern nicht immer parallel darin liegen. Außerdem sind die Kabelquerschnittsflächen nicht immer kreisförmig. Deshalb geht die Berechnung von quadratischen Nutzquerschnitten aus, bei denen die Kantenlänge dem Nenndurchmesser des Kabels entspricht. Zudem enthält die Berechnung einen Realitätsfaktor von 1,4 mit dem die Gesamtquerschnittsfläche aller Kabel multipliziert wird. Und schließlich ist mit dem Faktor 1,2 eine Verlegereserve von 20 Prozent mit eingerechnet. Dieser kann projektbezogen variieren.

Wird der Querschnitt eines Datenkabels im Quadrat mit der Anzahl der Kabel multipliziert, ergibt sich die theoretische Gesamtquerschnittsfläche aller Kabel. Dieser Wert muss mit dem Reservefaktor 1,2 und dem Realitätsfaktor 1,4 multipliziert werden, um die realistische Gesamtquerschnittsfläche aller Kabel zu erhalten. 

Wenn man nun die Breite der Trasse ermitteln möchte, wird dieser Flächenwert durch die vorab festgelegte Höhe der Trassenwand geteilt.

Berechnung der realistischen Querschnittsfläche:
Kabeldurchmesser² x Kabelzahl x Realitätsfaktor 1,4 x Reservefaktor 1,2

Ermittlung der geeigneten Trassenbreite:
realistische Querschnittsfläche / Höhe

Bei einer Trasse mit 240 Datenkabeln mit einem typischen Kabeldurchmesser von 8,0 mm ergibt sich somit ein realistischer Gesamtkabelquerschnitt von 25.804,80 mm². Bei einer Trassenhöhe von 60 mm, muss die Trasse 430,08 mm breit sein. Dies ergibt eine Kabeltrasse von 500 mm x 60 mm.

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Kabel im RZ
Gelbe Fiber Raceways von Warren & Brown schützen LWL-Kabel in Rechenzentren vor mechanischen Belastungen.
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Kabel im RZ
Die EN 50174-2 gibt vor, wie Metallführungen korrekt miteinander verbunden werden müssen, um eine gute Schirmung zu gewährleisten.
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Handelt es sich um eine LAN-Verkabelungsstrecke, bei der die angeschlossenen Endgeräte über PoE versorgt werden, dürfen aufgrund der Wärmeentwicklung nur deutlich weniger Kabel in einem Bündel laufen. Denn je mehr Strom ein Datenkabel überträgt, desto mehr Wärme entsteht. Aus diesem Grund ist in der EN-50174-2 festgelegt, dass bei PoE-Verkabelungen der Füllgrad von 40 Prozent nicht überschritten werden soll. Das heißt, 60 Prozent der Trasse bleiben ungefüllt, was zu einem PoE-Füllgradfaktor von 1,6 führt. Außerdem ist eine Trennung der Kabelbündel vorzusehen, um die Wärmeauswirkung zu reduzieren. Wenn es sich bei dem vorher genannten Beispiel also um PoE-Kabel handelt, muss die realistische Querschnittsfläche noch mit dem PoE-Füllgradfaktor 1,6 multipliziert werden. Da die Höhe gleichbleibt, kann für Ermittlung der minimalen PoE-Trassenbreite die zuvor berechnete Mindestbreite einfach mit 1,6 multipliziert werden. Die Mindestbreite liegt damit bei 688,13 mm. Dies ergibt eine Trassendimension von 1000 mm x 60 mm. 

Fazit

Wenn die technisch passenden Kabelführungssysteme für die verschiedenen Strecken ermittelt sind, sollte bei der Auswahl der konkreten Systeme die einfache Montage im Mittelpunkt stehen. Damit die Trassen langfristig stabil montiert sind, müssen die vom Hersteller angegebenen maximalen Stützabstände und Kabellasten pro Meter eingehalten werden. Schnellverschlüsse, einfache Biegemechanismen bei Gitterrinnen und umfangreiches Zubehör mit sinnvollen, einfach montierbaren und vielseitig einsetzbaren Formteilen für Abzweigungen, Einleitungen, Wasserfälle oder Steigungen erleichtern die Montage erheblich. Die Stützträger sollten möglichst vielseitig an der Decke, an der Wand oder auf speziellen Stützen befestigt werden können, um möglichst wenig Montageeinschränkungen zu haben. Gebördelte Kanten schützen die Kabel beim Einziehen sowie das Montagepersonal vor Verletzungen. 

Legrand bietet in diesem Bereich Technik für alle gängigen Varianten zur Kabelführung an, angefangen von Cablofil Gitterrinnen und Warren & Brown Fiber-Raceway-Systemen über Van Geel Kabelrinnen bis hin zu geschlossenen Systemen der Marke Salamandre Trunking. Denn letztlich ist immer die Anwendung vor Ort ausschlaggebend dafür, welche Kabelführungstechnik sich dort am besten eignet.

Mike Fischer ist CTO bei Legrand Data Center Solutions Germany & Austria und Head of Legrand Data Center Solutions Engineering & Design DE & AT.

 


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