Bei intelligenten PDUs sind alle elektronischen Sicherungsautomaten mithilfe eines integrierten Bus-Systems mit einer Kommunikationsbaugruppe verbunden. Diese bildet die zentrale Intelligenz des Systems und kann neben der internen Kommunikation auch die Verbindung mit der übergeordneten Steuerungs- oder Leitwarte übernehmen. Hierfür verfügen die Kommunikationsbaugruppen meist über eine Ethernet-Schnittstelle. Damit lässt sich das gesamte System in das Unternehmensnetzwerk integrieren und ermöglicht einen Remote-Zugriff. Die Baugruppe kann für jeden Ausgangskanal Messdaten, Statuszustände und Fehlermeldungen der Sicherungsautomaten abfragen, zwischenspeichern und an das Managementsystem weitergeben. Administratoren können dadurch unabhängig vom Standort die Anlagen überwachen und die Ausgangskanäle aktiv ein- und ausschalten.
Zu den zentralen Anforderungen an Rechenzentrumsbetreiber wird zukünftig auch die Selbstoptimierung von Anlagen zählen. Dazu gehört, dass Prozessketten vollkommen automatisiert ablaufen – vom Sammeln der Informationen bis hin zum eigenständigen Durchführen von Aktionen. Anwendende können in entsprechenden Systemen gegebenenfalls auf Funktionen zugreifen, wie sie beispielsweise auch speicherprogrammierbare Steuerungen (SPS) vorweisen. Damit können die sie Logikfunktionen mit den gängigen Befehlen „AND, OR, NOT“ konfigurieren und somit die Sensordaten mit Betriebszuständen des elektronischen Sicherungsautomaten verknüpfen. Das bietet die Möglichkeit, verschiedene Szenarien zu programmieren, wie zum Beispiel das Hinzuschalten eines zusätzlichen Lüfters im Falle einer Temperaturüberschreitung im IT-Rack oder das Abschalten temporär nicht benötigter Verbraucher.
Dieses Optionen können im Idealfall auch wirtschaftliche Auswirkungen haben. Die Gesamtbetriebskosten (Total Cost of Ownership, TCO) entsprechender Systeme zeigen, dass die Einsparungen, die über den kompletten Lebenszyklus entstehen, die höheren Anschaffungskosten für die Hardware gegebenenfalls ausgleichen können. Vor allem der Fernzugriff auf das Stromverteilungssystem bietet das Potenzial, Servicekosten einzusparen.
Früher war es notwendig, im Problemfall Servicetechniker vor Ort zu haben oder diese dorthin zu schicken, um eine erste Bestandsaufnahme des Fehlers durchzuführen. Entsprechende Systeme können dies vereinfachen. Es ist möglich, den Fehler bereits in der Leitwarte zu analysieren und im besten Fall durch ein Power Reset zu beheben. In einem solchen Fall werden Fahrtwege und Einsätze des Fachpersonals gespart.
Durch die kontinuierliche Zustandsüberwachung können Verantwortliche darüber hinaus eine vorausschauende Wartung umsetzen. Bei konventionellen Systemen werden Ausfälle von Komponenten erst ersichtlich, wenn der Störungsfall eintritt. Solche Ausfälle können bei entpsrechend ausgerüsteten Systemen auf Basis der erhobenen Daten bereits im Vorfeld erahnt werden. Bei zeitbasierten Instandhaltungsstrategien reagieren die Verantwortlichen auf Ereignisse. Bei einer präventiven Wartungsstrategie können sie Ersatzteile hingegen bereits vorab für ein geplantes Wartungsfenster besorgen und nicht erst im Bedarfsfall.
Die Kommunikations- und Informationstechnik zählt nicht erst seit der Corona-Krise zu einem der wichtigsten Sektoren für eine moderne Gesellschaft. Fallen Internet-Backbones oder Datacenter aus, sind die Folgen für Unternehmen und ganze Landstriche dramatisch. Damit steigen auch die Anforderungen an Stromverteilungssysteme im IT-Rack. Konventionelle Systeme können vor allem in modernen Applikationen und je nach Einsatzgebiet aufgrund ihres Leistungsumfangs an ihre Grenzen stoßen. Sie erlauben keine umfassende Überwachung des Systems und können somit auch nicht zu einer etwaigen Ausfallprävention beitragen. Intelligente PDUs gehen oft über diesen Funktionsumfang hinaus. Entsprechende Features lassen eine Vernetzung des Stromsystems im Rechenzentrum und somit eine Automatisierung zu, die letztlich einer der Hauptprioritäten zugutekommen kann: der Verfügbarkeit.
Michael Bindner, Produktmanager, E-T-A