Kühlkonzepte im Überblick

Wie Flüssigkühlung massentauglich werden kann

21. Dezember 2021, 13:00 Uhr | Autor: Holger Nicolay / Redaktion: Lukas Steiglechner

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Abwärmenutzung ist entscheidend für Effizienz

Ein Aspekt von Kühlung und Nachhaltigkeit im Rechenzentrum ist immer die Abwärmenutzung. Schließlich ist ein zentraler Vorteil der Flüssigkühlung, dass die Auslasstemperatur der Kühlflüssigkeit wesentlich höher als die der Luftkühlung ist – und damit für eine Einspeisung ins Wärmenetz besser geeignet ist. Die Abwärme aus der Luftkühlung müsste hingegen für eine technisch umsetzbare Zweitnutzung unter Einsatz von Strom hochtransformiert werden.

Allerdings sagt der Einsatz von Flüssigkühlung lediglich aus, mit welcher technischen Lösung IT-Equipment gekühlt wird. Ob und wie die hierdurch anfallende Abwärme tatsächlich genutzt – oder eventuell doch nur in die Außenumgebung abgeleitet wird – ist damit nicht hinreichend beschrieben. Denn Abwärme weiterzuverwenden, zum Beispiel zum Beheizen von Wohnungen, kann nur dort funktionieren, wo Anbieter und Abnehmer technologisch, räumlich und kommerziell zusammenfinden. So sieht das skandinavische Vorzeigemodell vor, dass sich Rechenzentren nur in Clustern ansiedeln können, in denen eine Abwärmenutzung möglich und die entsprechende Infrastruktur gegeben ist. Wenn jedoch kein entsprechendes Nah- und Fernwärmenetz als Abnehmer in der Umgebung von Rechenzentren existiert, ist auch mit der höheren Auslasstemperatur einer Flüssigkühlung keine umfassende Abwärmenutzung durch ein Versorgungsunternehmen möglich. In einem solchen Fall könnten Abwärmenutzungsmodelle nur mit den an das Rechenzentrum angrenzenden Gewerbeimmobilien umgesetzt werden.

Initiativen von Colocation-Providern prüfen aktuell, wie eine sinnvolle Abwärmeverwertung aussehen kann – beispielsweise durch das Beheizen von Büroräumlichkeiten oder nahegelegenen Wohneinheiten. Aber auch hier bedarf es eines gemeinsamen Schulterschlusses von Colocation-Anbietern, Energieversorgern und den Verantwortlichen aus der Politik sowie das Bewusstsein, dass Flüssigkühlung die Abwärmenutzung zwar vereinfacht, jedoch nicht automatisch sofort und vollflächig einsetzbar macht.

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Die Zukunft der Kühlung

Alternative Kühlkonzepte werden künftig immer mehr an Bedeutung gewinnen. Welches Kühlkonzept sich durchsetzen wird, liegt dabei weniger in der Hand von Colocation-Providern, sondern zu einem großen Teil bei den Nutzern. Sie entscheiden, welches IT-Equipment sie einsetzen und entsprechend kühlen möchten. Dennoch müssen Colocation-Anbieter die CO2-Bilanz und Energieeffizienz ihrer Rechenzentren kontinuierlich verbessern und vorantreiben – inklusive der Zweitverwertung der Abwärme. Erst wenn das volle Abwärmepotenzial der Flüssigkühlung technologisch ausgeschöpft werden kann, kann dieses Klimatisierungskonzept die große Verheißung eines energieneutralen Rechenzentrumsbetriebs und die hohen Erwartungen von Politik und IT-Branche überhaupt erfüllen.

Holger Nicolay, Business Development Manager, Interxion


  1. Wie Flüssigkühlung massentauglich werden kann
  2. Luft-Flüssig-Kühlung von Stand-Alone-Racks
  3. Abwärmenutzung ist entscheidend für Effizienz

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