Mit dem Tech Forum "Verkabelung - Netze - Infrastruktur" und dem Datacenter Symposium (DCS) hat die LANline zwei Veranstaltungsreihen etabliert, die mit ihrem Konzept der hochklassigen und neutralen Vorträge offensichtlich perfekt auf die Belange der Teilnehmer abgestimmt sind. Dies belegt das Feedback der Konferenz-Teilnehmer ebenso wie die Reaktion der Aussteller und Sponsoren, die vor allem den engen fachlichen Kontakt zu den Endanwendern und damit ihren Kunden loben. Das Verkabelungs-Tech-Forum gilt in der Branche mittlerweile als der Expertentreff schlechthin, eine Position, der das DC-Symposium bereits nach drei Veranstaltungen mit seinem Workshop-Konzept ebenfalls immer näher kommt.
Diese Workshops bringen den Teilnehmern ausgesuchte Themenfelder - in der Vergangenheit zum Beispiel Kühlung und Stromversorgung - auf spielerische Weise im Detail näher. Dabei erarbeiten jeweils fünf oder sechs Teilnehmer in mehreren Arbeitsgruppen zusammen mit einem Moderator konkrete Aussagen zu einer bestimmten Aufgabenstellung, etwa OPEX- vs. CAPEX-Aspekte. Die Ergebnisse fassen die Moderatoren zusammen und präsentieren sie im Plenum.
Bei den Vorträgen beider Veranstaltungsreihen stehen regelmäßig aktuelle Entwicklungen im Vordergrund, Dazu gehört in diesem Jahr zweifellos die Fertigstellung der ersten umfassenden Rechenzentrumsnorm, der EN 50600. Während der Entstehungsphase von manchen Experten noch heftig als zu unübersichtlich und wenig konkret kritisiert, scheint die Norm nun sowohl als Best-Practice-Sammlung wie als Grundlage für Zertifizierungen in der Branche angekommen zu sein. Joachim Faulhaber von TÜV IT erklärte den Zuhörern beim DCS in Bad Homburg beispielsweise, wie sein Haus die EN 50600 nun als Basis für eigene Zertifizierungen verwendet.
Zur Verkabelung im RZ macht die EN 50600 neben allen anderen Gewerken ebenfalls praxisrelevante Aussagen. Diesen Aspekt thematisierte zum Beispiel der Vortrag von Uwe von Thienen. Von Thienen ist einer der Mitbegründer von DVT Consulting, einem Beratungs- und Planungsunternehmen, das maßgeblich an der Gestaltung der Norm beteiligt ist - bei von Thienens Kompagnon Jens Dittrich, ebenfalls Geschäftsführer von DVT, laufen die organisatorischen Fäden für diese Norm zusammen. In diesem Sinn konnten sich die Besucher des Tech Forums über eine Berichterstattung aus tatsächlich erster Hand freuen.
Zum Dauerthema ist bei den Tech Foren auch die Entwicklung von Ethernet-Geschwindigkeiten jenseits der 10 GBit/s geworden. Für Kupferlösungen gilt: Der Hype um die Spielarten der kommenden Kategorie 8 (8.1, 8.2) ist einem entspannten Realismus gewichen. Die Branche wartet auf Produkte und auf eine Finalisierung der einschlägigen Normierungsergebnisse. Die von der Norm geforderte Mindestreichweite wird aller Wahrscheinlichkeit nach bei 30 bis 35 Metern liegen. Das heißt: Kategorie 8 gehört in das Rechenzentrum, ein Aspekt, den sich auch Gerd Backhaus in seiner Abschluss-Keynote beim Tech Forum in Stuttgart vornahm. Der als unabhängiger Berater tätige Backhaus untersuchte die Zukunftsversprechen der Hersteller anhand der Entwicklungen bei den älteren Kategorien 7 und 7A und schrieb der Branche die Aufforderung zu seriösen Aussagen zur Vorwärts- und Rückwärtskompatibilität von kommenden Produkten ins Stammbuch.
Den Wirbel um die für die Kategorie 8 erforderliche 2.000-MHz-Variante eines RJ45-Steckers thematisierte Christian Schillab, Fluke Networks, aus Sicht der Messgerätehersteller in seinem Vortrag. Sein Fazit: Abnahmemessungen sind möglich, sobald die genauen Werte aller geforderten Leistungsparameter veröffentlicht sind. Bis dahin sollten Anwender bei der Investition in neues Messequipment vorsichtig sein. Außerdem plädierte Schillab für ausreichend Know-how beim Messpersonal, etwa beim Umgang mit den aus seiner Sicht entscheidenden Anschlusskabeln und -Adaptern.
Die neuesten Entwicklungen bei der LWL-Technik im Umfeld der Paralleloptik hatten die Vorträge gleich mehrerer Referenten aus verschiedenen Blickwinkeln im Visier. Rainer Behr von TDE versuchte, den Zuhörern die Angst vor der vermeintlichen Komplexität der Mehrfaserlösungen und dem passenden MPO/MTP-Steckersystem zu nehmen. Wer das Konzept einmal verstanden habe, könne mit der Paralleloptik ähnlich einfach umgehen und arbeiten wie mit der bekannten Zweifasertechnik und etwa LC-Duplex-Lösungen. Sowohl für Lösungen, die auf das Vielfache von 10GBit/s-Lines setzen, als auch für die Varianten mit Vielfachen von 25 GBit/s gebe es auf dem Markt Produkte verschiedener Qualitätshersteller.
Diese Einschätzung teilt auch der unabhängige Consultant Andreas Koll, der die Problemstellung in seinem Vortrag ebenfalls aufgriff. Die in einer Diskussion mit Zuhörern aufgekommene Bemerkung, viele Anwender hofften darauf, um die Paralleloptik herumzukommen, wenn sie nur hinreichend lange abwarteten, bis die Line-Speed-Technik so weit sei, dass sie für sie ausreiche, konnten beide Sprecher nicht ganz teilen. Wenn der Bedarf vorhanden sei, wäre ein solches Abwarten gewissermaßen unkalkulierbar. Die Referenten des DCS nahmen in ihren Vorträgen alle RZ-Gewerke unter die Lupe, etwa moderne Varianten von Kühlsystemen, neue Technik im USV-Umfeld oder Lösch- und Sicherheitslösungen, die ebenfalls einen nicht zu unterschätzenden Kostenfaktor sowohl bei der Anschaffung als auch im Betrieb darstellen. Dr. Peter Koch von Emerson Network Power gab in einer viel beachteten Keynote den passenden Überblick dazu und zitierte mehrfach aus einer Studie seines Hauses, die sich mit den Zukunftserwartungen von RZ-Betreibern beschäftigt hat. Auch das Thema für seinen Vortrag beim kommenden DCS in München (24. und 25. Oktober 2016) steht bereits fest. Dr. Koch wird sich dann in einer Keynote mit sogenannten Fog- und Edge-Computing befassen sowie damit, welche konkreten Anforderungen sich daraus für eine effiziente RZ-Struktur ergeben.