Mit der neuen Version des Raspbian Betriebssystem erhält die zweite Generation des Raspberry Pi jetzt erstmals brauchbare OpenGL-Treiber für 3D-Anwendungen und -Spiele.
Mit den verschiedenen Ausbaustufen des Herstellers und dank der aktiven Entwickler- und Bastler-Community ist aus dem Mini-Rechner Raspberry Pi in den letzten Jahren ein kleiner Tausendsassa geworden, der sich in verschiedensten Umgebungen bis hin zum professionellen Einsatz in der Industrie bewährt. Jetzt erhält die aktuelle zweite Generation eine neue Fähigkeit, mit der die Möglichkeiten des Raspberry Pi noch einmal in völlig neue Dimensionen vorstoßen – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Die jetzt veröffentlichte Version der auf Basis von Debian speziell für den Pi entwickelten und von den meisten Anwendern auf dem Board genutzten Linux-Distribution Raspbian bringt einen wesentlich verbesserten experimentellen OpenGL-Treiber mit. In Zusammenarbeit mit der integrierten Grafiklösung erlaubt dieser eine deutlich bessere Realisierung von 3D-beschleunigten Anwendungen und Spielen, als mit dem bisherigen Standard-Treiber.
So installieren Sie die neue Raspbian-Version und den OpenGL-Treiber auf dem Raspberry Pi 2: Ein vollständiges Image des neuen Raspbian samt NOOBS Installer ist auf dieser Webseite verfügbar. Wer sein aktuelles Jessie-Image aktualisieren will, muss den OpenGL-Treiber nach dem Update (»sudo apt-get update«, »sudo apt-get dist-upgrade«, »sudo apt-get install raspi-gpio«) noch extra hinzufügen (»sudo apt-get install xcompmgr libgl1-mesa-dri«). In den Standardeinstellungen ist der neue Grafiktreiber zunächst noch deaktiviert. Wer ihn nutzen will, muss ihn deshalb zuvor im System aktivieren. Er findet sich in der Kommandozeilen-Version von raspi-config unter Optionen / Options -> GL Driver. Weitere Informationen und Lösungstipps für Probleme mit deutschen Raspbian-Versionen finden Sie hier.
Zwar darf man sich davon aufgrund der hardwareseitigen Einschränkungen sicherlich keine Wunderwerke erwarten, allerdings wird es sicher interessant zu sehen, was die spielfreudige Community damit anstellt. Neben Spielen dürfte das Update auch in Bereichen wie Navigation und Digital Signage wichtiges Potenzial des Mini-Rechners freisetzen. Zudem bringt die neue Raspbian-Version auch einige aktualisierte Bibliotheken mit, die unter anderem die Übertaktungsmöglichkeiten aller Pi-Versionen über die Pi-Konfigurationstools verbessern. Damit lässt sich noch einmal etwas mehr Leistung für die neuen 3D-Anwendungsmöglichkeiten aus der Platine herauskitzeln. Einen ersten Eindruck von den Verbesserungen der 3D-Beschleunigung liefert etwas das mesa-utils Paket (»sudo apt-get install mesa-utils«) mit der integrierten Demo glxgears, die drei rotierende Zahnräder darstellt. Während es der originale Treiber hier lediglich auf 23 Frames pro Sekunde bringt und zu starkem Flackern und falschen Farbdarstellungen führt, schafft die neue Version eine flüssige und korrekte Darstellung mit knapp 60 Frames pro Sekunde. Auch beliebte Mini-Games wie Neverball (»sudo apt-get install neverball«) können damit nun relativ problemlos auf dem Pi 2 gespielt werden.
Hinweis: Der 3D-Treiber ist ausschließlich für den Raspberry Pi 2 gedacht und kann auch nur auf diesem aktiviert werden. Wenn man den OpenGL-Treiber auf einem Raspberry Pi 2 aktiviert und die SD-Karte mit dem Betriebssystem anschließend in einen älteren Raspberry Pi oder den Raspberry Pi Zero steckt, bootet dieser damit nicht mehr.