Mit Archiveone Enterprise bietet Barracuda eine Softwaresuite an, die Exchange-Mailboxen, Public Folder, PST-Dateien und Dateiablagen regelbasierend archivieren kann. Die Lösung zielt vor allem auf mittelständische Unternehmen ab, die für ihre Windows-Umgebung eine revisionssichere E-Mail- und Dateiarchivierung benötigen.
Der auf Sicherheits- und Backup-Lösungen spezialisierte Hersteller Barracuda Networks hat durch die Übernahme von C2C im Sommer 2014 sein Angebot um Speicher-Management-Lösungen erweitert. Das Flaggschiffprodukt Archiveone Enterprise ist bereits seit einigen Jahren auf dem Markt. Archiveone ist von Gartner im Magic Quadrant für Archivierungslösungen gelistet, wobei die Analysten die Marktwahrnehmung als ausbaufähig einschätzen.
Zum Einsatz kommt Archiveone bevorzugt in Unternehmen mit bis zu 1.000 Benutzern, es gibt aber auch sehr große Installationen mit mehr als zehntausend Outlook-Anwendern. Die Softwaresuite ermöglicht eine revisionssichere Archivierung von E-Mails und Dateien, wobei die Lösung Microsoft Exchange Server von Exchange 2003 bis Exchange 2013 unterstützt. Bei den neueren Versionen lässt sich Archiveone sowohl mit Outlook und Outlook Web Access (OWA) als auch mit Office 365 integrieren.
Das "Archiveone Enterprise"-Bundle umfasst zudem die Software-Tools "PST Enterprise" sowie "Archiveone for Files", die auch einzeln erhältlich sind. Die PST-Lösung kann die in lokalen PST-Dateien gespeicherten E-Mails in das zentrale Archiv überführen. Die Dateiarchivierung wiederum verschiebt selten genutzte Dateien automatisch auf kostengünstigere Speichermedien wie zum Beispiel SATA- oder Nearline-SAS-Festplatten. Bandbibliotheken kann Archiveone nicht direkt ansteuern. Alle Archivkomponenten verfügen über eine Web-Suchseite mit Indexierung, mit der Anwender nach archivierten E-Mails und Dateien suchen und diese zurückholen können.
Tool prüft Installationsvoraussetzungen
Die Installation und Grundkonfiguration von Archiveone führen in der Regel Barracuda-Consultants durch. Laut Hersteller dauert das Setup der Software in den meisten Fällen nicht länger als einen Tag. Die vielfältigen Regelwerke für die Archivierung sollten aber bereits im Vorfeld erarbeitet sein.
Die Archiveone-Softwarekomponenten lassen sich auf Servern ab Windows 2003 installieren. Für den LANline-Test konzentrierten wir uns auf die Exchange-Archivierung und installierten dafür zwei Windows-2012-R2-Server - einen für Exchange 2013 und einen für die Archivone-Lösung. Barracuda liefert ein Tool mit, das vor dem Start des Archiveone-Setups prüft, ob auf dem Server alle für die Installation benötigten Microsoft-Komponenten vorhanden sind. Dazu zählen Internet Information Server (ISS) 6.0 oder höher, ASP.Net v3.5.1, SQL Server 2008 R2 sowie die "Microsoft Exchange Server MAPI Client and Collaboration Data Objects" 1.2.1 (MAPI CDO) für die Kommunikation mit Exchange. Der Exchange-2013-Server benötigt mindestens das Cumulative Update 2 (CU). Für den Test installierten wir Exchange 2013 CU 7.
Bei unserem Archiveone-Server lieferte das Check Tool zwei Warnungen, dass zu wenig Arbeitsspeicher vorhanden sei und dass ein Benutzerkonto mit einer Exchange-Mailbox fehle, das Archiveone verwendet kann. Zudem zeigte eine Fehlermeldung an, dass für IIS 7 die ASP.Net-Funktion nicht installiert ist.
Nachdem wir die angemahnten Konfigurationen angepasst hatten, fuhren wir zunächst mit dem "Preinstall-Assistenten" fort und installierten den SQL Express 2008 R2 Server, den das Archiveone-Setup benötigt. Es ist auch möglich, einen vorhandenen SQL-Server zu nutzen. Das Tool richtet zudem die für Archiveone erforderlichen Berechtigungen im Active Directory ein.
Setup und Grundkonfiguration
Im nächsten Schritt starteten wir das eigentliche Setup von Archiveone. Anhand der von Barracuda bereitgestellten Dokumentation konnten wir die Grundinstallation innerhalb von etwa 15 Minuten erfolgreich abschließen. Dabei gibt der Administrator unter anderem den Exchange-Server, den Domain Controller und den SQL-Server an. Der für das Archiv verwendete Speicherort muss auf dem Windows-Server als Laufwerk ansprechbar sein. Es kann sich dabei um NAS-Laufwerke oder Freigaben eines anderen Servers handeln.
Auch für die Konfiguration von Archiveone leisteten die Anleitungen gute Hilfe. Dabei legt der Administrator unter anderem die Parameter für das "Retrieval"-Verzeichnis und die Archiv-Web-Suchseite fest, die sich per HTTP oder HTTPS aufrufen lässt. Archiveone fügt bei archivierten Dateien die Web-Suchseite zu den Metadaten hinzu, sodass der Benutzer eine Nachricht oder Datei über diese Web-Seite direkt aus dem Archiv zurückholen kann.
Damit OWA-Anwender die Suchfunktionen nutzen können, muss der Administrator die OWA-Einstellungen konfigurieren. Bei Exchange 2013 sind für die OWA-Kommunikation Zertifikate erforderlich. Wir hatten deshalb zu Beginn der Installationsarbeiten auf dem Domänen-Controller unserer Testdomäne eine Certification Authority eingerichtet, die die benötigten Zertifikate bereitstellte.
Der Archiveone-Assistent richtet standardmäßig für jede Mailbox ein Suchverzeichnis ein, damit sich die Web-Suchseite in Outlook anzeigen lässt. Dafür muss auf dem Client das sogenannte Quicklink-Tool installiert sein. Der Anwender sieht anschließend in seinem Outlook-Client einen Such- und einen Wiederherstellungsordner, über die er auf die archivierten Nachrichten zugreifen kann. Ohne Quicklink sehen die Benutzer beim Zurückkopieren einer Nachricht zunächst eine URL, und die E-Mail wird dann im OWA-Fenster angezeigt.
Wenn ausschließlich Benutzer im internen Unternehmensnetz die Suchfunktionen nutzen, reicht es aus, den NetBIOS-Namen des Archiveone-Servers als Adresse anzugeben. Ist auch ein externer Zugriff über das Internet gefordert, muss die Web-Adresse einen öffentlich erreichbaren Namen haben.
Performance- oder kapazitätsoptimiert
Das Verzeichnis für temporäre Dateien sollte auf einer lokalen Festplatte liegen, da die Archivierungsgeschwindigkeit und der Datendurchsatz von der I/O-Performance abhängen. Bei den Archiveone-Systemeinstellungen kann der Administrator wählen, ob das System Performance-optimiert oder speicherplatzsparend arbeiten soll. Die "Storage"-Option aktiviert das "Single Instancing", das mehrfach vorhandene Dateien aus dem Archiv entfernt und durch einen Platzhalterverweis auf die Originaldatei ersetzt.
Damit Benutzer auch dann auf ihre Archivdateien zugreifen können, wenn sie nicht mit dem Archiveone-Server verbunden sind, kann der Administrator auf den Benutzerrechnern ein lokales "Offline Repository" einrichten. Die Synchronisation mit dem Archiv-Server lässt sich per Scheduler automatisch zu den gewünschten Zeiten durchführen.
Die Verwaltung von Archiveone erfolgt über das MMC-Snap-in (Microsoft Management Console) "Enterprise Admin"-Konsole, das vom Setup eingerichtet wird. Um die Suchfunktionen nutzen zu können, installiert das Setup zudem eine Web-Konsole, die der lokale IIS-Web-Server bereitstellt.
Für die Konfiguration von Archiveone fügten wir im MMC-Snap-in unter dem Menüpunkt "Mailbox Manager" alle Mailboxen hinzu, die das System archivieren sollte. Dabei lassen sich beliebig viele Benutzerkonten gleichzeitig markieren und mit einem Mausklick für die Archivierung scharf schalten. Anschließend erstellten wir ein "Mailbox Repository", das die archivierten Daten der Benutzer-Mailboxen speichert. Der Administrator kann festlegen, für welchen Zeitraum die archivierten E-Mails aufzubewahren sind, sowie eine maximale Mailbox-Größe vorgeben, wodurch die ältesten Nachrichten automatisch ins Archiv wandern, sobald der Schwellenwert überschritten ist. Im Fenster "Storage Manager" lässt sich als Archivspeicher anstelle von lokalem Storage oder NAS-Speicher auch eine Manangement-Anwendung eines Fremdanbieters auswählen. Zu den unterstützten Backup- und Archivlösungen zählen unter anderem CA Brightstor Arcserve, HP Data Protector und EMC Centera. Das "Journal-Repository" von Archiveone speichert alle ein- und ausgehenden E-Mails revisionssicher. Die Einrichtung erfolgt analog zum Mailbox Repository.
Nachdem wir die Archivspeicher eingerichtet hatten, installierten wir auf zwei Outlook-Testrechnern das Quicklink-Tool. Anschließend konnten wir direkt im Outlook-Client nach archivierten Mails suchen und diese anzeigen lassen. Der Administrator sowie andere dazu berechtigten Personen können zudem über die "Web-Admin"-Suchseite das gesamte Archiv mit umfangreichen Retrieval-Funktionen durchsuchen.
Fazit
Archiveone bietet für Windows-Umgebungen mit Exchange-Servern eine umfassende Archivierungslösung für eine revisionssichere Archivierung des E-Mail-Verkehrs. Durch die zahlreichen Konfigurationseinstellungen lässt sich die Software gut an spezifische Anforderungen anpassen. Zusammen mit den auch separat erhältlichen Archiveone-Tools für die PST- und Dateiarchivierung kann Barracuda ein komplettes Produktportfolio anbieten. Der Preis für Archiveone bei Abnahme von 500 bis 1.000 Mailboxen liegt bei rund 30 Euro pro Mailbox zuzüglich sechs Euro pro Jahr für Software-Support und Maintenance.
Der Autor auf LANline.de: chjlange
Info: BarracudaTel.: 069/89914729Web: www.barracuda.com