Sonys Epic Fail

Der PlayStation-3-Hack und seine Folgen

19. Januar 2011, 11:43 Uhr |

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Die anderen Lager

In der Vergangenheit wurde jede Konsole gehackt – meist mit dem Ergebnis, dass um raubkopierte Spiele genutzt werden konnten. Zu Beginn waren die Konsolen überhaupt nicht geschützt: Nur wer entsprechende Elektronik-Kenntnisse besaß, konnte die Speicherchips der Spiele-Module auslesen und kopieren. Für die Programmierung war die erfolgreiche Atari-VCS-2600-Spielekonsole Anfang der 1980er so offen, dass der Markt von Spielen überflutet wurde und schließlich das Überangebot zum großen Videospiel-Crash von 1983 führte. Die Spieleindustrie lernte daraus, und die Konsolen waren seitdem „geschlossen“. Mehr noch: Programme wurden signiert, damit gewährleistet werden konnte, dass nur offiziell abgesegnete Applikationen gestartet werden können und nicht jeder mit eigenen Programmen auf den Markt drängen kann. Zahlreiche Keys, auch individuelle Keys für jede einzelne Konsole z.B. zum Verschlüsseln der Daten im Hauptspeicher oder auf Festplatte, sollen heute für zusätzliche Sicherheit sorgen.

Die Sicherheitskonzepte aktueller Konsolen - und die Einschätzung der Hackergruppe "fail0verflow" über ihre Umsetzung bei der PlayStation 3

Auch Hardware-mäßig wurde aufgerüstet: Als CDs und DVDs die Datenträger für Konsolen wurden, sorgten die Konsolenhersteller dafür, dass Selbstgebranntes nicht von der Konsole akzeptiert wurde. Konsolen wie die Wii oder Xbox nutzen zudem anders beschriebene bzw. verschlüsselt geschriebene Medien, sodass sie sich nur mit speziellen Laufwerken und Tools mit dem PC auslesen lassen.

Bis heute sind Wii und Xbox 360, die konkurrierenden Konsolen, besser geschützt als die PS3. Beide Konsolen sind kompromittiert worden: Bei der Xbox 360 gibt es modifizierte Firmware-Dateien für die Laufwerke, um Raubkopien laufen lassen zu können, allerdings schließt Microsoft derart veränderte Geräte nach gewisser Zeit für immer aus dem Online-Netzwerk aus - auch um Cheatern (Schummlern) bei Online-Spielen keine Chance zu geben. Dafür zeigt sich Microsoft beim Kinect-Hack kulant - nach anfänglichen Drohungen will man jetzt die Xbox-Hardware stattdessen jetzt auch offiziell unter Windows unterstützen.

Für den Hack der Wii wird bei der aktuellsten Firmware 4.3 ein präparierter Spielestand und ein Original-Spiel benötigt, und Homebrew-Software läuft nur auf modifizierten Konsolen, da nicht bekannt ist, welche Schlüssel Nintendo verwendet, um Software zu signieren.

Gerade bei der Wii zeigt sich jedoch, dass ein Jailbreak auch ohne Raubkopien im Hinterkopf für einen echten Mehrwert sorgen kann: Man kann die Wii zum Mediaplayer und Webradio umfunktionieren, es gibt eine Google-Earth-Erweiterung, zahlreiche Emulatoren für ältere Konsolen- und Computersysteme, Open-Source-Spiele, die allerdings qualitativ noch nicht an die kommerzielle Konkurrenz heranreichen, und vieles mehr. Nach Aussagen des Hackers „bushing“ haben über eine Million Wii-Besitzer weltweit den Homebrew-Channel letztes Jahr installiert gehabt.


  1. Der PlayStation-3-Hack und seine Folgen
  2. Die anderen Lager
  3. Fatale Sicherheitsmängel
  4. Schwerwiegende Sicherheitsfehler
  5. Sony und die Hacker
  6. Gegenmaßnahmen

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