Der digitale Wandel verändert auch das Geschäftsmodell Weihnachten: die Elfenmanufaktur steht vor Massenentlassungen, Rentieren droht Hartz 4.
Die Digitalisierung macht vor nichts mehr Halt. Auch das traditionelle Weihnachtsfest gerät immer mehr in den digitalen Strudel. Wenigstens der Tannenbaum ist in den meisten Haushalten noch analog. Bei den Kerzen verweigern sich immer mehr Nutzer sogar der Elektrifizierung und setzen wieder auf Wachs. Ausgerechnet beim Hauptprotagonisten bröckelt jedoch der Widerstand gegen die digitale Vereinnahmung der Heiligen Nacht. Die Vorteile seien einfach nicht von der Hand zu weisen, betont Chief Christmas Officer (CCO) S. Claus, der sich nach eigenen Angaben über Jahrzehnte mit Büchern und Stereoanlagen den Rücken ruiniert hat. E-Books und Streaming hätten den Job – auch für die Rentiere - doch deutlich leichter gemacht. Himmelangst sei ihm geworden als sich vor einigen Jahren der Trend zu immer größeren Flat-TVs abzuzeichnen begann. »Dabei war doch schon ein 40 Zöller nur noch mit Brachialgewalt durch den Schornstein zu befördern«. Als quasi Rettung in letzter Minute sei die Kooperation mit Amazon gekommen, die seitdem auch das Fullfillment übernommen hätten. Der Trend zu digitalen Wunschzetteln hätte zudem den Papierkram deutlich verringert.
Ein kleiner Wermutstropfen: Wegen des deutlich gesunkenen Arbeitsaufkommens käme man aber leider um Massenentlassungen in der Elfenmanufaktur nicht herum. In einem ersten Schritt würden 80 Prozent der Arbeitsplätze ersatzlos wegfallen, bedauert Claus. Die Maßnahme würde aber erst im neuen Jahr bekannt gegeben. »Aus Rücksicht auf die Elfen und ihre Familien wollen wir das Weihnachtsfest noch abwarten«. Weitere Einsparungen in der Logistik seien leider nicht auszuschließen. Das Gros liefere ohnehin längst Amazon und für den Kleinkram würden derzeit erfolgreich Drohnen getestet. Bei den goldfarbenen Spezialmodellen mit kleinen Flügelchen und Glöckchen käme sogar richtiges Weihnachtsfeeling auf, so der Manager. »Und das beste: die Batterien halten ewig, während uns die Rentiere das ganze Jahr über die Haare vom Kopf fressen.« Dieses Vertriebsmodell sei heute einfach wirtschaftlich nicht mehr abbildbar.
Für die freigestellten Arbeitskräfte gebe es jedoch eine Perspektive, zumal Elfen und Rentiere nur für Kost und Logis arbeiten. Amazon hätte für alle Elfen Arbeitsplätze in seinen Logistikzentren zugesagt. Und auch für die Rentiere gebe es Hoffnung. Sie hätten nicht nur bei der Kosten-Nutzen-Rechnung besser abgeschnitten als die Paket-Auslieferer. Testkunden hätten sie auch als deutlich freundlicher und hilfsbereiter bewertet. Dass die Rentiere sich nicht auf Deutsch verständigen können, sei keinem der Testkunden negativ aufgefallen. Das sei man gewohnt. Probleme hatten die Tiere lediglich, die richtige Klingel mit dem Huf zu treffen. Das sei in der Praxis aber irrelevant, da auch die Paket-Auslieferer generell alle Knöpfe drücken und dem ersten der öffnet, alle Pakete aufs Auge drücken.