In der modernen Arbeitswelt sind kleine Büros und Home Offices mit hohem Aufkommen kritischer Daten keine Seltenheit mehr. Ein Test soll zeigen, ob das so genannte My Book Live Duo von Western Digital mit RAID 1 die nötige Datenverfügbarkeit für solche Umgebungen ermöglicht.Auch Home-Offices oder Außenposten erfordern trotz einer kleineren IT-Umgebungen einen File-Server im LAN oder WLAN mit hoher Datenverfügbarkeit. Ein klassischer Server mit regelmäßigen Backups oder Datensynchronisationen auf zusätzlichen Datenträgern kann eine Lösung sein, erfordert jedoch einen hohen Pflegeaufwand.
Dieser lästige Aufwand verleitet meist zu einer Vernachlässigung regelmäßiger Backups. Dies führt zwangsläufig dazu, dass der Anwender die Daten trotz vorhandener Technik für die Pannensicherheit unzureichend schützt. Da nicht jedem kleinen Büro permanent ein Administrator zur Verfügung steht, müssen auch Personen die Datenspeicherung bewältigen können, die mit IT nichts am Hut haben. Für solche Fälle kann die "Consumerization" von großem Nutzen sein.
Backup-Wünsche in privaten Haushalten
Für ein erhöhtes Datenaufkommen in privaten Haushalten bieten Hersteller Server an, bei denen permanente Synchronisation oder RAID zur Standardausstattung gehören. Der Grund dafür ist, dass auch im Privatleben Daten (beispielsweise Fotos oder Filme) vermehrt digital vorliegen, die man ungern verlieren möchte. Mit dem so genannten My Book Live Duo von Western Digital sollen Kunden diese Sicherheit bekommen. Als Speicherlösung ermöglicht das Produkt laut Hersteller sowohl internen Zugriff über LAN oder WLAN als auch extern über das Internet.
Die Duo-Version enthält zwei Festplatten mit je 2 oder 3 TByte Kapazität, die per Spanning-Verfahren als ein großes zusammengehöriges Laufwerk fungieren. Zudem kann der Nutzer sie als RAID-1-System konfigurieren. Das Gehäuse hat 99 x 165 x 157 mm Außenmaße und die Lüftungsöffnungen sind auf der Ober- und Unterseite angebracht. So soll sich das Gerät bei der Ablage beispielsweise zwischen Büchern in einem Regal nicht überhitzen.
Technische Details
Der Hersteller liefert das Produkt mit einem Netzgerät, einem Ethernet-Kabel, einer Kurzanleitung und einer CD mit einer Installationssoftware aus. Auf dem Gerät selbst ist zudem ein ausführliches Handbuch gespeichert. Um mit dem System arbeiten zu können, benötigen Clients Windows XP (SP3), Windows Vista, Windows 7, Mac OS X Leopard, Snow Leopard oder Lion als Betriebssystem. Zudem funktionieren DLNA/UPnP-fähige Geräte mit der Speicherlösung (DLNA sorgt für die Wiedergabe von Videos beispielsweise auf Fernsehern, Blu-ray-Playern oder Spielkosnolen). Für den Remote-Zugang ist eine Anbindung ans Internet erforderlich. Darüber hinaus müssen für die Kommunikation ein Internet Explorer 7.0 oder höher, Safari 4.0 oder höher, Firefox 3.6 oder höher oder Google Chrome 14.0 zur Verfügung stehen. Anschluss ans Netz bekommt das My Book über eine Ethernet-Kabel-Verbindung, in Fall des Test zu einem WLAN-Router. Über spezielle Apps können Android-Geräte mit OS 2.1 oder höher und Apple-Geräte mit IOS 3.1 oder höher Fotos von irgendwo auf der Welt direkt auf die Platte übertragen oder auf Dateien und Medien zugreifen, die auf dem System zu Hause gespeichert sind. Mit einer erweiterten so genannten WD 2go App können Anwender Dateien vom My Book auch für den Online-Zugriff herunterladen, synchronisieren oder beispielsweise per E-Mail versenden.
In der Testumgebung stehen ein WLAN-Router von der Telekom (Speedport W501 V), Windows-Notebooks und zwei passende Smartphones zur Verfügung. Das Test-WLAN ist WPA2-verschlüsselt.
Netzeinbindung mittels UPnP
Im Test funktionierte die Einbindung ins Netzwerk ohne Probleme. Das Gerät verbindet man über ein Netzwerkkabel mit dem Router und steckt das Netzteil in die Steckdose. In einer normalen Wohnzimmer- oder Büroumgebung ist selbst bei laufenden Platten kein Hintergrundrauschen wahrzunehmen. Darüber hinaus geht das System nach einer voreinstellbaren Zeit in den Energiesparmodus, in dem die Platten überhaupt nicht laufen.
Die Funktionen des Servers steuert man über eine Web-Oberfläche. Der erster Windows-PC fand im Test mit Hilfe der Setup-Software des Geräts den Server sofort, wies ihm einen Laufwerksbuchstaben zu und stellte die Verbindung zur Web-Oberfläche her, die sich mit einem Kennwort gegen unbefugten Zugriff absichern lässt. Während der Konfiguration sprach ein paar Mal die installierte F-Secure-Firewall mit integrierter Anwendungsüberwachung an - mehr als ein positives Quittieren der eingesetzten Programme mit Server-Funktionen war seitens des Anwenders dabei allerdings nicht notwendig, um weiterzukommen. Ein bewusst hinzugezogener Problem-PC mit einer leicht verkorksten Netzwerkkonfiguration ließ sich trotz der Überprüfung aller Einstellungen nicht zur Zusammenarbeit bewegen. Dies zeigt, dass ein problemloser Anschluss des My Books im Netz eine saubere PC- oder Mac-Konfiguration voraussetzt, auf die man vollen Administrationszugriff haben sollte. Möchte ein Anwender das Gerät über eine WLAN-Verbindung in Betrieb nehmen, kann es außerdem notwendig sein, manuell die UPnP-Unterstützung beispielsweise in der Windows-Firewall und in der Router-Konfiguration einzuschalten, die die einfache Netzwerk-Integration des Geräts erst möglich macht. Eine Kabelverbindung vom Gerät über den Router zum Steuer-PC während des Konfigurationszeitraums war im Test nicht möglich, weil der Router nur einen Ethernet-Port hat.
Zu erwähnen ist, dass ein versuchsweise eingeschaltetes Linux-Netbook mit Xandros, einem Debian-Derivat, den Public-Ordner des Servers nach dessen Konfiguration ebenfalls sofort im NFS-Netzwerkzweig des Datei-Managers fand. Lesen und Schreiben waren zuverlässig möglich. Western Digital unterstützt die Verwendung des My Books im LAN/WLAN mit Linux-Clients offiziell, allerdings stehen für das Pinguin-System nicht alle mitgelieferten Software-Tools zu Verfügung. Die im Doppellaufwerk installierte Software entwickelte der Hersteller auf Linux-Basis.
Umstellung auf RAID 1
Im Auslieferungszustand ist das Produkt auf maximale Kapazität eingerichtet, RAID 1 muss man explizit einstellen. Wenn das Gerät leer ist, dauert die Umstellung mittels Web-Oberfläche gute 2,5 Minuten, wenn es gefüllt ist, können laut Software mehrere Stunden anfallen. Nach der Umstellung steht der Speicherplatz sofort wieder zu Verfügung. Bis zur vollen Umsetzung der RAID-Konfiguration mit allen Sicherheitsvorteilen vergeht allerdings noch ein Tag oder eine Nacht, in der das System durchlaufen muss. Beim Gerät mit 4 TByte stehen nach der RAID-1-Konfiguration 1,8 TByte nutzbarer Raum zur Verfügung. Für weitere Konfigurationsmaßnahmen lässt sich die Web-Oberfläche (Western Digital nennt sie "Konsole") nun jederzeit über den Web-Browser oder den Datei-Manager aufrufen. Die voreingestellte Standardadresse für den Browser-Aufruf ist 192.168.2.28 - mit den Steueradressen der meisten Router kollidiert dies nicht. Der Speicher hat eine eigene Nutzerverwaltung, über die sich beispielsweise Ordner gezielt nur für bestimmte Anwender freigeben lassen. Die Konsole bietet fortgeschrittene Funktionen wie Tests und den Export und Import einmal gewählter Konfigurationen.
Lese- und Schreibgeschwindigkeit
Da im WLAN das Schreib- und Lesetempo von vielen Faktoren abhängt, ist es schwierig Aussagen über die Geschwindigkeit des Systems zu treffen. Im Testnetz war, um ein Beispiel zu nennen, ein Verzeichnis mit 420 MByte in fünf Minuten auf dem Server abgelegt. Die Windows-Filmstreifenansicht brauchte jeweils zwei bis drei Sekunden, um ein TIFF-Bild von 2 MByte Größe aus einem Server-Verzeichnis komplett anzeigen zu können.
Das Live Book erlaubt es, über eine USB-2.0-Schnittstelle ein weiteres externes Laufwerk zusätzlich ins Netz zu stellen. Dabei unterstützt es Festplatten, die mit den Dateisystemen FAT32, NTFS (Lese- und Schreibfähigkeit), HFS, HFS+J, Linux Ext2, Ext3/Ext4 oder XFS formatiert sind. Dennoch kann das System den Inhalt der USB-Platte nicht selbsttätig auf seine eigenen Laufwerke kopieren. So muss man Daten immer über Software auf einem mit dem System verbundenen Client verwalten.
Einrichten des Systems
Damit Anwender auf einfache Weise Sicherheitskopien ihrer Computer anlegen können, liefert der Hersteller für Windows das Programm WD Smartware mit, das bis zu fünf Sicherungen jedes PCs anlegt und verwaltet. Die Sicherungen lassen sich kategorienorientiert durchführen, also etwa für Mediendateien oder Dokumente, oder über eine normale Dateiauswahl.
Der Fernzugriff mit den beschriebenen mobilen Apps funktionierte mit dem Testgerät - einem Iphone 4 - problemlos. Um die Verbindung zum heimischen Cloud-Speicher herzustellen, ruft der Anwender für jeden Nutzer und jede neue App, die der Speicher nutzt, in der Web-Oberfläche des My Books einen Verbindungs-Code auf, den der Nutzer zur ersten Verbindung dann in der App eintippen muss. Unmittelbar danach stehen die Funktionen dann zuverlässig permanent zur Verfügung.
Für den Web-Zugriff vom Computer aus muss man zunächst ein Online-Konto einrichten. Auch dies geschieht über die "Konsole". Nach dem Angeben der E-Mail-Adresse und des Namens bekommt man eine E-Mail mit weiteren Instruktionen. In der Nachricht findet sich ein Link, über den der Anwender die Adresse bestätigt und ein Kennwort für den Fernzugriff festlegt. Im Gegensatz zum Konsolenkennwort verlangt Western Digital hier eine gewisse Kennwortqualität: "Das Kennwort muss zwei der folgenden Elemente enthalten: einen Alpha-Großbuchstaben, eine Zahl oder ein nicht-alphanumerisches Zeichen." Ist das Konto angelegt, greifen man über www.wd2go.com auf das Gerät zu - dazu ist eine zusätzliche Eingabe des Passworts der Konsole erforderlich, um das Gerät entsprechend zu schützen. Danach lassen sich die freigegebenen Ordner des Laufwerks aus dem Browser heraus im Datei-Manager des verbundenen Computers wie die einer fest angeschlossenen Platte öffnen.
Um diese Konnektivität zu ermöglichen, setzt Western Digital auf UPnP IGD, sofern der Router des Anwenders diesen Standard unterstützt - die meisten aktuellen Produkte tun das. Das Gerät etabliert dann eine direkte Peer-to-Peer-Verbindung zwischen dem My Book und dem Computer des Anwenders. Bietet der Router kein UPnP IGD oder blockiert er die dazu notwendigen Ports, baut das My Book eine Relay-Verbindung über die Western-Digital-Rechenzentren auf. Dabei legt das Live Book nach Angaben des Herstellers keinerlei Daten dort ab, die Systeme übernehmen nur den Transfer mittels einer Verbindung nach OpenVPN-Standard. Zum Zugriff auf die freigegebenen Ordner dient WebDAV. Die Verbindungsverschlüsselung erfolgt mittels HTTPS auf der Basis von Standard-SSL-Zertifikaten, als Algorithmus und Verschlüsselungstiefe ist AES 128 angegeben.
Der Fernzugriff funktionierte im Test problemlos - allerdings zeigte dieser, dass eine verschlüsselte Verbindung zur "persönlichen Cloud" bei der Verwendung von Microsoft-Betriebssystemen nicht unter Windows XP möglich ist, sondern erst ab Windows Vista. In der Testumgebung würde dies zurzeit noch ein Sicherheitsrisiko bedeuten. Die Zugriffsgeschwindigkeit hängt bei der Fernverbindung von den zur Verfügung stehenden Bandbreiten für das heimische Netz, in dem das Live Book Duo steht, und von dem zugreifenden Computer ab.
Fällt eine der beiden Platten im Gerät aus, blinken Warnleuchten am Gerät, oder der Anwender erhält am Computer eine Warnmeldung. Über die "Konsole" lässt sich dann herausfinden, welche der beiden Platten betroffen ist. Das My Book Live Duo ist ohne Werkzeug leicht zu öffnen. Man hebt den Deckel des Gehäuses an, löst die Rändelschraube einer zusätzlichen Abdeckung, legt diese beiseite und kann danach die defekte Platte an einem Bügel herausziehen und durch eine neue ersetzen. Ist dies geschehen, stößt der Nutzer über die Web-Oberfläche die Wiederherstellung des RAID-Systems an und hat nach ein paar Stunden wieder die gewohnte doppelte Datenhaltung. Im getesteten 4-TByte-Modell waren zwei SATA-"Caviar Green"-Platten mit 64 MByte Cache verbaut. Wenn ein Wechsel einer Platte erforderlich ist, funktionieren nach Angaben des Herstellers auch von der Kapazität her ausreichende andere Exemplare der "Caviar Green"-Serie.