Chip-Riese feiert sein 50. Jubiläum

Intel steht vor großen Herausforderungen

16. Juli 2018, 13:27 Uhr | Lars Bube

Fortsetzung des Artikels von Teil 3

Supergau: Spectre und Meltdown

Zu den Zukunftsfeldern gehört neben KI auch das autonome Fahren
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© Intel

Neben wachsender Konkurrenz aus ganz neuer Richtung könnte Intel - und damit der gesamten PC-Industrie - allerdings noch ganz andere Unbill in nächster Zukunft drohen: Vor rund einem Jahr wurden verheerende Lücken direkt im Design der Prozessoren von Intel, aber auch anderer Anbieter entdeckt. Das potenzielle Einfallstor war Jahrzehnte unentdeckt geblieben. Es bietet mit »Spectre« und »Meltdown« eine völlig neue Klasse von Angriffsmöglichkeiten. Dabei wird ein Design-Merkmal der Chips ausgenutzt, das eigentlich die Rechenprozesse beschleunigen soll.

Noch ist es offenbar zu keinen Angriffen gekommen, doch das kann sich jederzeit ändern. Die Hersteller arbeiten seither mit Hochdruck daran, mit Updates und Patches die Lücken zu stopfen - was bislang das Risiko eines Angriffs allerdings nur abgemildert hat. Und: Anfang Mai entdeckten Forscher gleich acht neue Sicherheitslücken nach ähnlichem Strickmuster in Intel-Prozessoren. Wie das IT-Fachmagazin »c't« berichtet, schätzt Intel selbst vier der Spectre-Lücken als hoch riskant ein.

Verschärfend kommt hinzu, dass Intel derzeit ohne Chef dasteht. CEO Brian Krzanich trat Mitte Juni zurück, nachdem eine Jahre zurückliegende Affäre mit einer Mitarbeiterin bekannt geworden war - Intel hat strenge Regeln gegen private Beziehungen im Unternehmen. Eine Nachfolge steht noch nicht fest.

Die Krise erinnert an einen Moment, in dem Intel einmal dicht am Abgrund stand: Mitte der 90er Jahre wurde ein Fehler in der Fließkomma-Berechnung bei einem Pentium-Chip entdeckt, der sich bereits im Handel befand. Zunächst hatte Intel versucht, den Fehler zu vertuschen, dann stillschweigend zu korrigieren. Intel weigerte sich auch nach Protesten, die Chips auszutauschen - was in der Öffentlichkeit eine Welle der Empörung auslöste. Immerhin hatte Intel damals einen Chef, der mit einem Machtwort die Krise beenden konnte: Der langjährige CEO Andy Grove entschuldigte sich öffentlich und startete ein umfangreiches Austauschprogramm. Legendär ist bis heute Grove's Leitspruch: »Nur die Paranoiden überleben«.


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  3. Nvidia als neuer Konkurrent im HPC-Bereich
  4. Supergau: Spectre und Meltdown

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