CRN-Kopfnuss

Kaufimpuls per Funksignal

5. Juni 2015, 16:49 Uhr | Michaela Wurm
Ein Traum wird wahr: Der Selbstzerstörungsmechanismus für Hardware soll die Nachfrage ankurbeln
© Samsung

Goldene Zeiten für Elektrogeräte-Hersteller: Forscher haben eine Elektronik entwickelt, sie sich per Funksignal selbst zerstört.

Bisher kennt man sie nur aus Filmen: Hardware, die sich selbst zerstört, um keine Spuren zu hinterlassen. US-Forscher haben nun tatsächlich Elektronik entwickelt, die sich selbst vernichtet. Aktiviert wird der Selbstzerstörungsmechanismus durch einen Funkbefehl. Das Funksignal schaltet ein winziges Wärmelement im Zentrum des integrierten Schaltkreises ein, der sich daraufhin beginnt aufzulösen.

Was sich anhört wie ein Gimmick aus einem Agentenfilm, soll nach der Vorstellung der Forscher in erster Linie Umweltprobleme lösen. Denn Elektronikmüll ist ein wachsendes Problem auf Mülldeponien, weil er nicht verrottet. Aber auch die schwer gebeutelten Elektronikhersteller haben ein Auge auf die Entwicklung geworfen, von der sie sich wieder steigende Nachfrage erhoffen. Sony hat bereits ein eigenes Entwicklungszentrum für selbstzerstörende UE-Produkte eingerichtet. Wie das Unternehmen mitteilt, sei man in der Entwicklung bereits so weit, dass ausgediente TV-Geräte sich per Funkbefehl in ihre Einzelteile zerlegen könnten. Leider würden sich diese noch nicht rückstandslos auflösen, bedauert Sony-CEO Kazuo Hirai in einer Entwicklerkonferenz. Allerdings ließen sich die Teilstücke problemlos zusammenfegen und im Hausmüll entsorgen. Das würde die Kauflaune der Verbraucher nach einem neuen TV-Gerät deutlich mehr stimulieren, als wenn sie den gerade mal zwei Jahre alten 54 Zoll-Boliden zuerst zurück zum Händler karren müssten, freut sich Hirai.

Auch Hersteller von Weißer Ware zeigen großes Interesse an der Technologie. Noch wichtiger als die rückstandlose Beseitigung der Elektrogroßgeräte sei hier allerdings das exakte Timing, gibt man bei Samsung zu bedenken. Denn die Auflösung der Zimmerhohen Kühl-Gefrier-Komi ausgerechnet während des dreiwöchigen Sommerurlaubes könnte unter Umständen die Kauflaune der Heimkehrer doch ein wenig trüben. Zumindest hätte man aber bereits erreicht, dass sich das Logo des Herstellers vollständig zersetze, so das der Kunden sich beim Nachkauf vielleicht nicht mehr genau an den Anbieter des soeben in seine Einzelteile zerlegten Gerätes erinnern könne.

Die Technologie steht erst am Anfang und wird künftig noch deutlich mehr Einsatzmöglichkeiten eröffnen, da sind sich die Forscher sicher. In einigen Jahren können wir vielleicht per Funkbefehl die rückstandlose Auslösung unrentabler CE-Konzerne steuern, so die Vision von Forschungsleiter Joe DiMattheo. Ein über viele Jahre hinausgezögerter Niedergang mit regelmäßigen Entlassungswellen, mühseligen Verkäufen von unrentablen Produktbereichen oder die aufwendige Aufsplittung von Großkonzernen würden dann der Vergangenheit angehören.


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Matchmaker+