Kehrtwende bei HP

Léo Apotheker soll entlassen werden

22. September 2011, 10:30 Uhr | Karl-Peter Lenhard

Léo Apotheker soll von HP entlassen werden. Das Unternehmen prüft gerade eine mögliche Trennung. Die Trennung vom PC-Geschäft rückgängig zu machen, wird ebenfalls diskutiert. Eine Nachfolgerin ist bereits im Gespräch.

Der Aufsichtsrat von Hewlett-Packard prüft, ob nach nur elf Monaten die Trennung von Vorstandschef Léo Apotheker möglich sei. So berichtet das Wall Street Journal und beruft sich auf informierte Kreise. Auch dass die Ausgliederung der PC-Sparte rückgängig gemacht werden soll, wird laut der Nachrichtenagentur Bloomberg diskutiert.

Das Unternehmen fährt seit der Führung durch den früheren SAP-Chef stetig talwärts. Insgesamt fiel der Kurs der Aktie in der Amtszeit Apothekers um 45 Prozent. Als Interimslösung oder als neue Vorstandschefin wird die frühere eBay-Chefin Meg Whitman gehandelt. Sie sitzt schon jetzt im Aufsichtsrat von HP. Kurz nach der Meldung legte die Unternehmensaktie um 11,7 Prozent zu, obwohl noch keine Entscheidung über die Personalie getroffen werden konnte.

Erst im August 2011 hatte das Unternehmen erklärt, die PC-Sparte ausgründen zu wollen und sich auch von seinen WebOS-Geräten zu trennen. Im Gegenzug soll das Softwareunternehmen Autonomy für zehn Milliarden US-Dollar gekauft werden. Viele Experten bezeichneten den Preis als zu hoch. Damit sollte das Unternehmen raus aus dem PC-Markt samt seinen geringen Margen hin ins Lösungsgeschäft, wo deutlich bessere Gewinne erzielt werden können.

Schon seit letzter Woche werde im Aufsichtsrat eine Trennung von Apotheker besprochen. Auch die Beziehung zwischen Apotheker und Aufsichtsratschef Ray Lane gilt als angespannt. Einen Kommentar von Seiten HPs wurde abgelehnt. Allerdings hatte Apotheker vergangene Woche einen Auftritt auf einer Konferenz für IT-Topmanager im kalifornischen Dana Point abgesagt und anstelle des Vorstandschefs erschien dort Lane.

Bei einer Vertragskündigung würde Apotheker mit 35 Millionen US-Dollar Entschädigung rechnen können. Er wäre der dritte Vorstandschef in Folge, den der Aufsichtsrat entlässt.

Schon am 3. Dezember 2010 hatte SAP-Chef Jim Hagemann Snabe massive Kritik an Apotheker und seiner Führung bei SAP geübt. Er warf Apotheker unter anderem Arroganz vor und dass er die Kunden aus den Augen verloren habe. Auch SAP-Gründer und Aufsichtsratschef Hasso Plattner hatte zuvor erklärt, dass Apotheker das Vertrauen der Belegschaft und der Kunden verspielt hätte. Am 30. September 2010 wurde Apotheker Vorstandschef von Hewlett-Packard.


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