Unternehmen nutzen vermeintliche Aprilscherze, um die Aktzeptanz neuer Produkte zu testen. Das funktioniert nicht immer wie erwartet.
Selbstfahrende Autos sind heute nahezu serienreif. Mit der Vorstellung des ersten selbstfahrenden Fahrrads hat Google jetzt die nächste Stufe in der Evolution der computergesteuerten Fortbewegung eingeläutet. Das in einem Video gezeigte smarte »Pedelec« soll Kinder autonom in den Kindergarten chauffieren und mobiles Arbeiten auf dem Lenker ermöglichen. Als immer mehr Vorbestellungen eintrudelten, sah sich Google zu einem Dementi gezwungen. Bei der am 1. April gestarteten Kampagne handle es sich um einen Aprilscherz.
Interne Dokumente und Mails belegen jedoch, dass es sich dabei keineswegs um einen einmaligen Scherz handelt. Die von der Enthüllungsplattform Wikileaks veröffentlichten Dokumente beweisen, dass zahlreiche Konzerne mit der Marketingstrategie »April 1« seit Jahren das Marktpotenzial neuer Produkte testen. Angefangen hätte es mit dem ersten autonom fahrenden Auto, so ein Mitarbeiter. Das selbst einparkende Fahrzeug hätte so viel positive Resonanz erfahren, dass der Aprilscherz stillschweigend kassiert und das Auto tatsächlich entwickelt wurde. Ein weiterer Versuchsballon mit einer Drohne sei so erfolgreich ausgefallen, dass das Gerät mittlerweile in Serie gefertigt wird.
Einige 1. April-Marketingaktionen waren jedoch zu erfolgreich, wie das autonom fahrende Skateboard. Mittels Schnellwahltasten sollten die Eltern Ziele wie Kita, Spielplatz oder Oma und Opa definieren können. Auch als autonomer Einkaufswagen mit einem Körbchen und Bezahlfunktion als Zubehör sollte das Skateboard Verwendung finden. Nicht nur weil die Vorbestellungen binnen weniger Stunden sechsstellige Zahlen erreichten sah sich Google gezwungen, die Reißleine zu ziehen. Es hätte auch zahlreiche Vorbestellungen aus dem Nahen Osten gegeben, so ein Mitarbeiter. Diese Kunden hätten sich besonders für robuste, gegen Staub und Sand geschützte Spezialanfertigungen interessiert. Auch Geräte mit Raupenantrieb standen auf der Wunschliste.
Unerwartete Resonanz bekam auch eine autonom fliegende Lieferdrohne. Als überschaubaren Testmarkt hatte Google das Fürstentum Liechtenstein ausgewählt. Aber auch hier sprengten die Vorbestellungen alle Erwartungen. Fast alle Kunden interessierten sich ausschließlich für die Sonderedition Dokumentenversand. Das robuste Modell sollte sich bei Absturz oder versuchter Umprogrammierung per Selbstzerstörungsmechanismus mit dem gesamten Inhalt rückstandslos vernichten. Erstaunt waren die Marketingspezialisten, dass die Vorbestellungen nicht nur aus Liechtenstein kamen. Mittels Empfehlungsmarketing gab es bereits nach wenigen Stunden zahlreiche Anfragen aus dem Vatikan, Panama und den Cayman Islands.