Abhängigkeit senken

Mikroelektronik fördern, statt verlieren

3. November 2017, 13:51 Uhr | Folker Lück

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Volumen im dreistelligen Milliardenbereich

So rechnet der Technologieverband VDE vor, dass Deutschland seit Jahren Weltmarktführer in der Mikrosystemtechnik (MST) ist. Diese Technologie wird für unzählige Investitions- und Konsumgüter benötigt. Das Umsatzvolumen liegt im dreistelligen Milliardenbereich, die jährlichen Wachstumsraten betragen bis zu zehn Prozent. Die über 15.000 MST-Unternehmen erwirtschaften einen globalen Umsatzanteil von 21 Prozent.

Doch diesen Trumpf könnten wir verlieren, warnt der VDE. Denn schon jetzt sei absehbar, dass Europa und auch Amerika bis 2021 weiter Anteile an Asien verlieren, wo sich jetzt bereits mehr als zwei Drittel des Welthalbleitermarkts konzen­trieren. Statt die Produktion in Richtung Asien aus der Hand zu geben, müsse es das Bestreben sein, die Innovationskette vom Chip-Design bis zur Fertigung vor Ort zu behalten. Ein ganz wichtiger Punkt seien dabei eigene Kryptochips, die Kriminellen den Zugang durch Backdoors von Beginn an verweigern, unterstreicht der VDE.

Zwar will die Bundesregierung bis 2020 eine Milliarde Euro bereitstellen, die zusätzliche Investitionen der Industrie von 2,3 Milliarden Euro stimulieren sollen. »Aber manche Wett-bewerber aus Asien springen staatlich gedopt bis zur Halskrause in Siebenmeilenstiefeln voran«, warnt VDE-Präsident Gunther Kegel.

Der Verband fordert deshalb von der künftigen, neuen Bundesregierung weitreichende Schritte, um den Mikroelektronik-Standort Deutschland zu festigen. Gefragt sei eine umfassende Industrialisierungs- und Digitalisierungsstrategie mit der Mikroelektronik als Herzstück. Auf drei Punkte sollte der Staat als Impulsgeber sein Augenmerk richten: Den Ausbau der Kommunikations-Infrastruktur, die Etablierung von 5G als Kommunikationsstandard und mehr Investitionen in die Bildung »von der Kita bis zum Studium«. Allein in den nächsten zehn Jahren fehlen nach VDE-
Prognosen mehr als 100.000 neue Ingenieure. Und die fallen nicht vom Himmel.


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