MSP-Barrieren im Kopf

Fußball ohne Schiedsrichter? Undenkbar! Andererseits: Was macht uns denn so sicher, dass man bei der schönsten Nebensache der Welt auch künftig noch einen Referee brauchen wird?

Die computergestützte Ballverfolgungstechnik klärt den irrenden Menschen heute schon darüber auf, ob der Ball vor oder hinter der Torlinie aufschlug. Abseits, Hand, Foulspiel anhand Mustererkennung: Der Schiri bei der WM 2034 wird vermutlich vor einem Dashboard sitzen und die von SAP HANA getroffene Entscheidung nur noch per Akklamation durchwinken. Theoretisches Expertenwissen bleibt, es wird wohl – unbestechlich - effizienter zugehen.

Dafür verlieren wir andererseits viel, wenn Technologie über Subjektivität und Individualität siegt: Kein geschichtsträchtiges Wembley-Tor mehr, die stechenden Augen und die markanten Gesten eines Pierluigi Collina werden uns fehlen.

Technologie lässt Berufe verschwinden oder ändert radikal die Art und Weise, wie wir unsere heutigen Aufgaben künftig erledigen werden. Techniker zum Außeneinsatz zu schicken, Kundensysteme vor Ort pflegen zu lassen, Stundenkontingente zu verkaufen, das ist bei vielen Systemhäusern nach wie vor Realität. Auch bei jenen, die alternativ längst Fernwartungs- und Monitoring-Dienste anbieten und damit zum Managed Service Provider werden.

Was der Änderung eines Geschäftsmodells zwingend vorausgehen muss, ist die mentale Bereitschaft der Mitarbeiter, ihre Tätigkeit neu zu begreifen. Der Techniker im Systemhaus will nicht vor einem Dashboard versauern und IT-Systeme pflegen und er will seine Problemlösungskompetenz erst recht nicht an einen gemanagten Service verlieren, für den er zudem eine anfängliche Provision in homöopathischer Dosierung erhält. Solche MSP-Barrieren im Kopf sind menschlich nachvollziehbar.

Wir können uns schließlich Fußball ohne korrupte Funktionärs-Mafia zwar gut vorstellen, ein Finale ohne Schiedsrichter auf dem Platz dagegen nicht.

Mit den besten Grüßen,

Martin Fryba
CRN-Chefredakteur

• Inhaltsverzeichnis CRN, Ausgabe 25/2016
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