Ein Softwareentwickler von Twitter hat sich in seiner Freizeit aus einfachsten Mitteln einen kleinen Supercomputer für den Schreibtisch zusammengebaut. Der Mini-Cray erreicht immerhin 208 GFLOPs Rechenleistung.
Weltweit verschwinden Milliarden von Männern in ihrer Freizeit allzu gerne in höhlenartige Garagen oder Keller, um dort - abseits ihrer liebevoll den Kopf schüttelnden Weibchen und all der anderen ignoranter Nichtwisser - ihren »Hobby« genannten Spleens zu folgen. Meist ist es nur eine kleine Gruppe von Eingeweihten Mit-Leidenden, welche die besondere Schönheit ihrer dort in mühevoller Kleinarbeit zusammengebauten Schmuckstücke angemessen würdigen kann. Doch während man sich inzwischen schon beinahe an solche Absonderlichkeiten wie PKW-große Modellflugzeuge mit Düsenantrieb und offizieller Luftfahrt-Zulassung, selbst geschmiedete Ritterrüstungen, weihnachtsbaumartig blinkende PC-Gehäuse aus von Termiten ausgehöhltem Eukalyptus, oder Quadratkilometer große Modellbahnplatten mit echten Bonsai-Bäumen gewöhnt hat, tauchen dank den unendlichen Informationsweiten des Internets trotzdem immer wieder neue Hobbys auf, die einen noch überraschen können.
Unter diese Kategorie fällt wohl ein Eintrag, der jetzt auf Twitter aufgetaucht ist. »Hi, mein Name ist Brian. Ich baue in meiner Freizeit Supercomputer«. So lapidar stellt der selbst bei Twitter arbeitende Softwareentwickler Brian Guarraci der Welt sich und sein Hobby vor. Mit relativ einfachen Mitteln und Standardkomponenten hat Guarraci in seiner Werkstatt den wahrscheinlich ersten Schreibtisch-Supercomputer »Parallac« zusammengeschraubt. Der Name des Superrechners bezieht sich auf die acht darin verbauten »Parallela«-Boards, die mit ihren »Epiphany III«-16-Kern-CPUs laut Guarraci eine Rechenleistung von 208 GFLOPs erzeugen. Verbunden sind die Boards über einen herkömmlichen Netzwerk-Switch. Für die Steuerung der Rechenbretter und zum Anschluss von externen Geräten wie Monitoren hat der findige Bastler zusätzlich noch zwei aktuelle »NUC« Mini-PCs von Intel verbaut, auf denen eine Server-Version von Ubuntu-Linux läuft.
Optisch ist der in einer rund 40 cm hohen Röhre steckende Superrechner an den legendären Cray 1 angelehnt. Der unter anderem für die Simulation Atombombentests eingesetzte Supercomputer aus den 70er Jahren war damals allerdings über zwei Meter hoch und brachte es in seiner stärksten Variante lediglich auf eine Rechenleistung von 0,13 GFLOPs. Sein in den 80er Jahren gebauter Nachfolger übersprang dann die Grenze auf 1,9 GFLOPs. Trotz der wesentlich höheren Leistung ist Guarracis Variante in der Anschaffung deutlich billiger: Während für den Cray damals fast 10 Millionen US-Dollar fällig waren, alleine eine Million davon für den Speicher, hat der Bastler nur rund knapp 2.500 Dollar für sein selbst gezüchtetes Rechenmonster ausgegeben.
Wie so mancher Garagen-Bastler hat Guarraci nach der Fertigstellung nun nur noch ein – allerdings nicht ganz unerhebliches - Problem mit seinem »Baby«: Ein sinnvoller Einsatzzweck außer als Spielzeug fehlt ihm für den Parallac bislang.
Hier sehen Sie beeindruckende Bilder vom Parallac und seiner Entstehung: