Der chinesische TV-Hersteller TCL verstärkt seit einigen Jahren sein Engagement in Europa. Er will den etablierten Anbietern mit preisgünstigen Geräten Marktanteile abjagen.
TCL ist ein chinesischer Milliardenkonzern mit verschiedenen Geschäftsbereichen, von Unterhaltungselektronik bis hin zu Elektrogeräten. In Europa gehört das Unternehmen bisher aber noch zu den weniger bekannten Firmen. Das will TCL besonders in Hinblick auf die wichtige Produktkategorie der TV-Geräte ändern und verstärkt außerhalb Chinas aktiv werden. Mit der Eigenmarke TCL sowie der von Technicolor lizensierten Marke Thomson ist der Hersteller mittlerweile in 20 europäischen Ländern vertreten. »Frankreich gilt für TCL als ein Erfolgsbeispiel in Europa, denn mit derzeit zehn Prozent Marktanteil zeigt TCL auch seine Ambitionen für den deutschen Markt, welcher ein trendtreibeneder und deshalb extrem wichtiger Markt ist«, erklärt Kay Karcher, Vorstand der Karcher AG, dem deutschen Exklusiv-Distributor beider TV-Marken.
Als verkaufstreibendes Argument für die Geräte nennt Karcher das Preis-Leistungs-Verhältnis. Und tatsächlich können die chinesischen Fernseher im Vergleich anhand der Displaydiagonale die Preise der Konkurrenz oft unterbieten. Ein Umstand, der sich aus einer »effizienten Produktion« in Werken in Shenzhen sowie im polnischen Zyrardow ergeben soll. Die preisbewusste Käuferschaft will das Unternehmen aber hauptsächlich mit der Marke TCL bedienen, Thomson steht laut Karcher hingegen für »langlebige Fernseher, besonders für Familien.«
Das stärkere Engagement in Deutschland führt TCL nicht zuletzt in den Channel. Aktuell setzt das Unternehmen hauptsächlich auf E-Commerce und Hypermarkets, großflächige Supermärkte, die Elektronikgeräte im Angebot führen. Aber auch im Fachhandel sowie in den Flächenmärkten hatte TCL dieses Jahr erste Erfolge, so Karcher. »Neben unseren Key Accounts, die sich um die Betreuung der Zentralen für die einzelnen Kanäle kümmern, arbeiten wir intensiv an einer Gesamtstrategie für den CE-Fachhandel, welcher für uns ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Vertriebsstrategie ist.« Neben einem breiten Produktportfolio will TCL die Reseller zusätzlich mit individuellen verkaufsfördernden Maßnahmen sowie einem flexiblen Servicepaket unterstützen.
Für den allgemeinen Negativtrend des CE-Marktes sieht sich TCL ebenfalls gerüstet. So sollen sich aus den deutlich kürzeren Lebenszyklen der Produkte und den gestiegenen Ansprüchen der Verbraucher bei Bildqualität, Vernetzung und Design »greifbare Chancen« für Industrie sowie Vertrieb ergeben, erklärt Karcher. Ob diese Entwicklungen das stetige Minus der Branchenumsätze stoppen können, ist eher fraglich. Aber auch technische Neuerungen sollen für Kaufanreize sorgen, darunter UHD-Geräte, größere Displaydiagonalen oder Curved TVs. Zusätzlich will TCL vom Trend zum Smart Home profitieren. »Der Fernseher spielt hier als ein möglicher Knotenpunkt eine wichtige Rolle«, so Karcher. Um das Thema aber auch produktübergreifend voranzubringen, wird TCL ein Joint Venture namens TCL Smart Home gründen. Dieses will das Internet der Dinge nutzen und die verschiedensten Geräte auf Basis des AllSeen Alliance-Standards über eine App steuerbar machen. Sollte ein solcher Ansatz tatsächlich Früchte tragen, könnte das den kompletten CE-Markt voranbringen.