Datensicherung für elektronische Nachrichten

Test: Drei Lösungen für die E-Mail-Archivierung

8. Februar 2010, 14:53 Uhr | Andreas Stolzenberger

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Reddoxx Mail Depot

Das Mail-Depot von Reddoxx routet eingehende SMTP-Nachrichten zum jeweiligen Mailserver und sichert Kopien ins Archiv.
Das Mail-Depot von Reddoxx routet eingehende SMTP-Nachrichten zum jeweiligen Mailserver und sichert Kopien ins Archiv.

Einen etwas anderen Ansatz verfolgt Reddoxx mit dem Mail-Depot. Die Lösung arbeitet als Appliance. Der Anwender kann dabei wahlweise eine vorkonfigurierte Hardware mit erwerben oder eine Virtual-Appliance für Vmware nutzen.

Das Mail-Depot ist dabei nur eine von drei Komponenten des Reddoxx »Mail Protector«. Die beiden anderen Komponenten kümmern sich um den Spam- und Virenschutz sowie die Mailverschlüsselung nach S-Mime-Standard. Das Lizenzmodell von Reddoxx erlaubt es, die Komponenten einzeln zu verwenden.

Die Appliance nutzt ein Linux-System als Basis. Nach dem ersten und wahrscheinlich einzigen Log-in des Administrators an der Konsole des Systems, ändert dieser die IP-Parameter und das Admin-Kennwort ab. Die weitere Konfiguration erfolgt im Reddoxx-Admin-Tool.

Die kompakte Windows-Applikation läuft ohne vorherige Installation. Die Quick-Start-Option regelt die Grundeinstellungen wie IP-Informationen, Mail-Domain und SMTP-Routingpfad.

Die Baumansicht des eigentlichen Admin-Tools stellt die einzelnen Module der Appliance dar. Bevor es an die Konfiguration der Komponente Mail-Depot geht, legt der Verwalter weitere Grundparameter fest. Darunter finden sich auch Parameter für den Betrieb in einem Fail-Over-Cluster.

Breiten Raum nehmen die umfangreichen Konfigurationsoptionen für die E-Mail-Weiterleitung ein. Mail-Depot arbeitet dabei als SMTP-Router, der Nachrichten in Abhängigkeit der Zieladresse an verschiedene Mailserver versendet.

Zu jeder Mail-Domain kann der Verwalter einen LDAP-Verzeichnisdienst angeben. Die Software ist dann in der Lage, bereits vor dem Durchreichen an den Mailserver zu prüfen, ob der Zielbenutzer überhaupt existiert. Mails an falsche Adressen wandern direkt in die Spam-Mülltonne und »füttern« den optional verfügbaren Spamfilter.

Zudem kann Reddoxx über die LDAP-Integration neue Anwender ermitteln und in die lokale Konfiguration eintragen. Als LDAP-Server kommen Active-Directory (für Exchange 2003/2007) Exchange 5.5, Lotus-Domino oder Open-LDAP in Betracht.

Parallel zur Directory-Integration kann Mail-Depot aber auch mit lokalen Benutzern arbeiten. Über Aliase lassen sich den lokal definierten Benutzern auch mehrere Postfächer zuordnen. Die lokalen Appliance-Benutzer können unabhängig von den Mail-Domains und deren Anwendern eingerichtet werden. Auch hier lässt sich die Appliance an bestehende Verzeichnisdienste ankuppeln oder arbeitet mit lokalen Konten.

Die Verwaltung des Archiv-Speichers arbeitet noch nicht sonderlich flexibel. Bevorzugt setzt die Appliance lokale Plattenressourcen ein.

Alternativ kann Mail-Depot auf ein via SMB/CIFS gemountetes Netzwerklaufwerk zugreifen. Aktuell werden weder die schnelleren NFS-Freigaben noch die Konfiguration mehrerer Depots unterstützt. Laut Reddoxx soll das jedoch in der nächsten Version von Mail-Depot funktionieren.

In erster Linie bezieht das Archiv seine Nachrichten aus dem weitergeleiteten SMTP-Traffic. Auch der Betrieb als transparenter POP3-Proxy ist möglich. Jedoch beherrscht die Reddoxx-Software kein IMAP-Protokoll.

Für Exchange-Benutzer gibt es ein besonderes Plug-in. Um das zum Laufen zu bekommen, muss der Verwalter einen besondern Journal-Benutzer auf dem Exchange-Server erstellen und Exchange anweisen, eine Kopie jeder ein- oder ausgehenden Mail ins Postfach des Journal-Accounts zu legen.

Die manuelle Konfiguration dieser Option dauert etwas. Reddoxx liefert jedoch eine gute Beschreibung mit, so dass der MSX-Agent fehlerfrei seinen Betrieb aufnehmen kann.

Als Client muss der Anwender ebenfalls auf ein kleines Windows-Tool zurückgreifen, das nicht explizit installiert werden muss. Ein Web-Frontend fehlt der aktuellen Programmversion. Auch hier soll das angekündigte Release 2 nachbessern.

Nach der Anmeldung am Client erhält der Benutzer Zugriff auf sein Archiv mit allen zuvor deklarierten Mailkonten. Die Suchfunktion hilft, Inhalte im Mailkörper und den Kopfzeilen zu finden. Auch Anhänge werden vom Mail-Depot indiziert.

Allerdings kann es nach der Installation der Reddoxx-Appliance einen Tag dauern, bis der Index zur Verfügung steht. Die Vorgabe-Konfiguration frischt die Indizes nachts auf.

Ein kleines Outlook-Plug-in integriert den Reddoxx-User-Client in den Outlook-Verzeichnisbaum. Allerdings kann der Anwender hier nicht einfach per Drag-and-Drop Nachrichten in das Archiv schieben.

Mail-Depot zeigt sich bei den Import-Funktionen ein wenig unflexibler als Mailstore. Reddoxx bietet größeren Kunden jedoch an, über nicht im Lieferumfang enthaltene Tools das erste Füttern des Archivs als Service durchzuführen.

Gut gefallen an der Reddoxx-Lösung der flexibel konfigurierbare SMTP-Router und die Option, sich für Mail-Domänen und lokale Benutzer simultan in verschiedene Verzeichnisse einzuhängen.

Die optionalen Dienste für Spam- und Virenschutz machen in einer integrierten Appliance viel Sinn, weil sich die Module gegenseitig unterstützen und zentrale Komponenten wie Mail-Routing und Directory-Integration gemeinsam nutzen.

Die Lösung eignet sich für mittelgroße und große Unternehmen mit Exchange oder beliebigen anderen Mailservern. Das Test-Team vermisst im getesteten Release einen Browser-Zugang, um auch Mac- und Linux-Nutzern Zugriff zum Archiv zu gewähren. Die kommende Version 2 muss zeigen, ob Reddoxx die Nachbesserungsversprechen erfüllen kann.


  1. Test: Drei Lösungen für die E-Mail-Archivierung
  2. Mailstore 4 von Deepinvent
  3. Reddoxx Mail Depot
  4. Artec EMA
  5. Gesamtresümee: Kein klarer Testsieger

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