Denn IBM hatte mit den ersten kommerziellen Personal Computern Anfang der 80er Jahre die Produktbasis für einen IT-Handel im großen Stil begründet. Eine Hand voll Vertragshändler, die nicht zuletzt mit ein paar Tricks die hohen Hürden eines IBM-Reseller-Status erlangten, bildeten anfangs den alles andere als durchorganisierten »Channel« hierzulande. Wie in jeder Pionierphase einer gerade entstehenden Branche herrschte im IT-Handel Goldgräberstimmung, geprägt von anpackenden Ingenieuren, mutigen Kaufleuten und durchaus verrückten Self-Made-Glücksrittern, die immerhin so viel Chaos in sich hatten, um »einen tanzenden Stern gebären zu können«, wie der Philosoph Friedrich Nietzsche den Zauber jeden Anfangs einmal in einem Satz verewigt hat. Nicht selten entpuppte sich dieses Chaos im IT-Handel aber als fauler Zauber und der Tanz eines allzu steil aufgestiegenen Kometen endete mit einer jähen Bruchlandung in der Gefängniszelle. Der publizistische Auftrag der CRN war es denn auch, über die Schattenseiten der IT-Branche zu berichten, die in den Anfangsjahren der Landnahme des Wilden Westens ziemlich nahe kam. Es war höchste Zeit, dass auch im deutschen IT-Markt professionelle Wiederverkäufer in einem neutralen Fachmedium Informationen aus erster Hand erhalten sollten. Und keineswegs nur negative.
Transparenz in einem vom Internet noch weitgehend befreiten intransparenten Markt zu schaffen, die Strategien von Herstellern zu erläutern, Mängel im Großhandel klar zu benennen, neue Geschäftsmöglichkeiten in komplexen Technologien aufzuzeigen, daneben über wichtige Themen wie Marketing, Vertrieb , Kooperationen, Preise und Produkte zu schreiben: Dem Journalisten eröffnet der neue IT-Handel ein sehr weites, spannendes Feld zwischen Technologie und Ökonomie. Das größte Kapital musste sich - damals wie heute - ein junger Redakteur im IT-Channel indes noch erarbeiten. Es sind die Kontakte zu den Akteuren, das Vertrauen der Branchenkenner, der Zugang zu Netzwerken, zu Entscheidern, zu Unternehmern und manchmal eben auch zu Gaunern.
Nicht nur Geschäfte werden zwischen Menschen gemacht, nicht nur Sympathien beflügeln Business. Auch gute, gut recherchierte Geschichten entstehen erst durch persönliche Gespräche und nicht, indem eine Mail am Schreibtisch geöffnet wird, die Agenturen freundlicherweise mit schönen Texten und ausreichend Bildern mundgerecht reichen. Heute mehr denn je.