LANline: Für welche Einsatzgebiete bleibt die Festplatte auch in Zukunft führend?
Rainer W. Kaese: Festplatten bleiben nach wie vor in allen Einsatzgebieten führend, in denen eine große Menge an Daten bearbeitet und gespeichert werden muss. Sie sind besonders in Datacentern und Rechenzentren von Unternehmen und Cloud-Anbietern im Einsatz. Daran wird auch die Vor-Ort-Verarbeitung der IoT-Daten nichts ändern. Zwar werden viele der Informationen autonomer Fahrzeuge oder Produktionsanlagen sofort am Endgerät, also am Edge, ausgewertet, um in Echtzeit auf Ereignisse reagieren zu können. Für weitergehende Analysen und die langfristige Aufbewahrung ist aber eine Übertragung in Rechenzentren und die Speicherung auf Festplatten unerlässlich. Daneben gehören aber auch NAS-Storage und Systeme für die Videoüberwachung ebenso wie externe Datenspeicher für Computer-Nutzer und Gamer zu den vorrangigen Einsatzbereichen.
LANline: Wie kann man dafür sorgen, dass eine Festplatte eine möglichst hohe Lebensdauer hat?
Rainer W. Kaese: Auf die Lebensdauer haben vor allem die Art der Festplattennutzung und die Umgebungsbedingungen einen großen Einfluss. Dabei müssen Unternehmen vor allem auf die Faktoren Temperatur, Luftdruck, aber auch Vibrationen und Luftverschmutzung achten. Am wichtigsten ist dabei aber die Temperatur. Für alle Festplattentypen gibt es Angaben zur maximalen Umgebungstemperatur. Zu hohe Temperaturen sind unbedingt zu vermeiden, weil sie sonst das Gleit-Öl-Lager des Laufwerks schädigen können.
Auch die Workloads beziehungsweise die Anzahl der Schreib- und Lese-Operationen beeinflussen die Lebensdauer einer Festplatte. Dabei gibt es allerdings auch Unterschiede zwischen Consumer-, NAS- und Enterprise-Disks.
LANline: Ein Kritikpunkt beim HDD-Einsatz stellt der oft hohe Stromverbrauch der Laufwerke dar. Was sagen Sie dazu?
Rainer W. Kaese: Tatsächlich liegt der Stromverbrauch einer modernen heliumgefüllten Festplatte bei sieben bis acht Watt – unabhängig von Kapazität und Arbeitslast, weil ein Großteil des Stroms zum Rotieren der Spindeln in Verwendung ist.
Allerdings benötigen alternative Implementierungen mit SSDs gleicher Kapazität und bei gleichem Datendurchsatz mindestens genauso viel, wenn nicht sogar mehr Strom. Bei Kapazitäten unter 1 Terabyte punktet natürlich die SSD, vor allem in portablen Geräten. Während eine Festplatte immer eine gewisse Basisstromaufnahme zum Rotieren der Spindeln benötigt, skaliert die Stromaufnahme der SSD mit der Kapazität.
Signifikante Einsparungen erreicht man durch Offline-Speicherung auf Magnetbändern. Aber die initialen Investitionskosten sind hoch, und die Zeit bis die Daten verfügbar sind, kann mehrere Minuten dauern. Das ist also keine wirkliche Alternative.
LANline: Beim Blick auf eine umfangreiche Storage-Strategie eines Unternehmens, ganz kurz und knapp: Welchen Job übernehmen Festplatten?
Rainer W. Kaese: Festplatten übernehmen die Online-Speicherung großer aktiver Datenbestände von dutzenden Terabytes bis zu hunderten von Petabytes.
LANline: Herr Kaese, vielen Dank für das Gespräch.