Bieg- und faltbare Technologien

Werkstoff der Zukunft

28. April 2017, 12:39 Uhr | Elisa Loy

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Flexibel, dünn und doch stabil

Glas ist dünn wie eine Folie, es lässt sich biegen, falten, verknoten oder auch verdunkeln. Kaum ein Werkstoff lässt sich so gut anpassen, wie Glas. Die Eigenschaften des Materials sind einzigartig, sowohl aus optischer als auch physikalischer Sicht. Kein Wunder also, dass Glas ein Werkstoff der Zukunft sein könnte. Verglichen mit Kunststoff beispielsweise ist Glas nicht nur dünner, sondern auch stabiler und flexibler. Zudem ist es alterungs- und witterungsbeständiger und weniger kratzempfindlich. »Das liegt am besseren Ausdehnungskoeffizienten des Materials. Dadurch harmonisiert es auch besser mit Elektronik«, erklärt der Bundesverbandes Glasindustrie.

Der Werkstoff wird bereits vielfältig eingesetzt, beispielsweise beim Schutz von sensiblen Bauteilen, als Linsenabdeckung bei Kameras, als Display-Schutzglas bei Smartphones, als Verpackungsmaterial in der Medizintechnik oder als Verbundwerkstoff in der Automobilindustrie. Auch beim Datentransfer wird mehr und mehr auf das Material gesetzt: Glasfasernetze übertragen sehr große Datenmengen – ultraschnell und nahezu verlustfrei. Denkbar sind aber auch ganz andere Einsatzgebiete, wie beispielsweise knick-, falt- oder rollbare Smartphones. Unternehmen wie Samsung, Lenovo und LG forschen bereits seit einiger Zeit an möglichen Modellen. »Auch Monitore und Displays sind ein Einsatzgebiet für Dünngläser, da sie formstabiler und hitzebeständiger sind als Polymer-Deckgläser. Dies ist insbesondere von Vorteil, wenn durch eine große Pixeldichte, wie beispielsweise bei UHD-Fernsehern, ein hohes Maß an Beleuchtung notwendig ist, durch die Wärme entsteht,« sagt der Bundesverband Glasindustrie. Ultradünnes Glas ließe sich ihrer Meinung nach auch für das Packaging von mikroelektronischen Systemen nutzen. Selbst 3D-Druck ist mittlerweile mit Glas möglich. »Die Einsatzgebiete sind vielfältig, beinahe unerschöpflich. Dank seiner einzigartigen Eigenschaften ist Glas anderen Werkstoffen technisch überlegen und deshalb definitiv ein Werkstoff der Zukunft,« zeigt sich der Bundesverband Glasindustrie überzeugt.

So flexibel und stabil Glas auch sein mag, bei den Herstellern scheint der Werkstoff bisher noch von eher geringem Interesse zu sein. » Glas und faltbare Technologien werden sicherlich bald interessant sein. In den nächsten Jahren sind sie aber sicherlich noch kein Thema,« erklärt Thomas Müller, General Manager bei Viewsonic Deutschland. Ähnlich sieht das Bernd Süßenbach, Head of Product Management bei Benq: »Zwar werden die Geräte generell immer dünner, aber flexible Technologien sind bisher eher noch eine Nische.« Gründe hierfür sind sicherlich zum einen physikalische Grenzen: Zwar mag beispielsweise ein Gorilla Glass Stürze aus einer Höhe von bis zu 1,6 Metern überstehen, unzerstörbar ist es nicht. Gerade bei zu häufiger Benutzung oder zu starker Punktbelastung kann Glas auch zerbrechen. Bei falt-, knick- oder rollbaren Displays stellt sich zudem die Frage: Wohin mit der ganzen restlichen Technik eines Smartphones? Vor allem dann, wenn die Komponenten nicht flexibel oder knickbar sind? Zudem stellt sich auch die Frage, ob das Knicken oder biegen des Glases Auswirkungen auf die Lebensdauer der Komponenten haben könnte. Zum anderen spielen aber sicherlich auch die Kosten eine entscheidende Rolle dabei, dass Hersteller dem Werkstoff Glas trotz Potential noch eher wenig Beachtung schenken.


  1. Werkstoff der Zukunft
  2. Flexibel, dünn und doch stabil

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