4MBO ist pleite

4. März 2004, 12:03 Uhr | Martin Fryba

4MBO ist pleite. Der PC-Vermarkter 4MBO ist nach einem Verlust von über 25 Millionen Euro zahlungsunfähig und hat Insolvenz beantragt. Dem Discounter Plus könnte die Übernahme der Gewährleistung teuer zu stehen kommen.

4MBO ist pleite

Die 4MBO AG hat beim Amtsgericht Esslingen die Insolvenz beantragt. Trotz »vielversprechender Gespräche mit Investoren«, wie das Unternehmen mitteilte, haben die Gläubigerbanken einen Schlussstrich gezogen und die Finanzierung eingestellt. Dies habe zur Zahlungsunfähig geführt. Ursprünglich hätte die Banken Bereitschaft signalisiert, 4MBO bei der Neuausrichtung auf Produkte der Unterhaltungselektronik unterstützen zu wollen, seien aber überraschend umgeschwenkt. 4MBO hatte im vergangenen Jahr sein Kerngeschäft PC-Vermarktung eingestellt, da die Nachfrage großer Lebensmittelketten nach PCs und Notebooks im vierten Quartal drastisch eingebrochen war. Der nur wenige Tage zuvor gemeldete Jahresverlust in Höhe von über 25 Millionen Euro dürfte Banken negativ beeindruckt haben.

Insgesamt beschäftigt 4MBO 55 Angestellte, darunter neun in Großbritannien und 18 bei der Tochter Jenimage GmbH (digitale Fotografie), die von der Insolvenz vorerst nicht betroffen ist. Die Auswirkungen der Insolvenz könnte die nicht zur 4MBO-Gruppe gehörende Jet GmbH in Apolda bei Weimar treffen, die mit rund 18 Mitarbeitern bisher die Garantiefälle für 4MBO abwickelt hat. Über Arbeit konnten sich die Ostdeutschen bislang nicht beklagen, da laut 4MBO viele Kunden ? in vielen Fällen wohl zu unrecht ? Mängel reklamiert hätten. 4MBO spricht von »Gewährleistungszockern«. Solche Kunden könnte jetzt der Discounter Plus am Hals haben.

Der zur Tengelmann-Gruppe gehörende Lebensmitteldiscounter Plus muss nun nach der Insolvenz des Herstellers 4MBO Regressforderungen seitens der Kunden befürchten. Wie in der Branche der Discounter üblich, hüllt man sich auch in der Konzernzentrale in Mühlheim in Schweigen. Juristen und Verbraucherverbände hingegen verweisen auf die Sachmängelhaftung, die im Falle einer Herstellerinsolvenz auf den Händler übergeht. Angesichts der verkauften Stückzahlen, die bei Aktionsgeschäften hohe fünfstellige Volumina erreichen, dürften die verantwortlichen Plus-Manager schon einmal die Bleistifte spitzen und hohe Rückstellungen verbuchen.

Angesichts der von 4MBO AG für 2003 vorgelegten Zahlen, kann sich Plus keine Hoffnungen machen, dass die Firma nach einem Insolvenzverfahren fortgeführt werden kann. Im vergangenen Jahr war bei den Schwaben ein Verlust vor Steuern von 25,5 Millionen Euro aufgelaufen, im Jahr zuvor hatte bereits ein Minus von 11,3 Millionen in den Büchern gestanden. Die komplette Schließung des IT-Geschäfts kostete den IT-Vermarkter allein fast zwölf Millionen Euro. Aber auch ohne diese Sonderkosten verbuchte 4MBO einen operativen Verlust in Höhe von zehn Millionen Euro. Wegen der Aufgabe der PC-Vermarktung sank der Umsatz im vergangenen Jahr gegenüber 2002 um über ein Viertel auf 213 Millionen Euro. Die Schwaben wollten sich künftig auf Produkte der Unterhaltungselektronik konzentrieren. Die Insolvenz macht diese Neuausrichtung unmöglich.


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