All-in-One-Geräte: Alleskönner auf der Überholspur. Multifunktionsgeräte auf Tintenstrahlbasis laufen den einfachen Druckern den Rang ab. Die Zuwachsraten sind enorm. Allerdings fallen die Preise, und die ungeklärte Situation bei den Urheberrechtsabgaben sorgt für Unsicherheit.
Viel ist es nicht, was aus einem Drucker technisch ein Multifunktionsgerät macht: eine Scan-Einheit und vielleicht noch ein Fax-Modem. Die Bauweise der Alleskönner ist mittlerweile so kompakt, dass nur noch das DIN-A4- Vorlagenglas die Größe nach unten beschränkt. Viele Verbraucher greifen jetzt zu den Multitalenten, da sie in puncto Preis, Leistung und Design mit den bisherigen Einzelgeräten mithalten können.
Der Erfolg der AIOs geht eindeutig zu Lasten von Scannern und Druckern. Lexmark verbuchte beispielsweise 2003 bei den Tintenstrahlern einen Rückgang von 11 Prozent gegenüber dem Vorjahr, während sich der Absatz der All-in-Ones mehr als verdoppelte. »Der All-in-One-Absatz hat eindeutig den Druckermarkt kannibalisiert«, weiß Udo Schlauch, Direktor SMB bei Lexmark. »Wobei der Trend zu den multifunktionalen Geräten bei uns stärker ist als im Gesamtmarkt.« Die höchsten Zuwachsraten verzeichnet der Lexmark-Manager bei Modellen der Einsteigerklasse. Auch bei Canon ist man mit den AIOs zufrieden. »Im Segment Flatbed MFP Inkjet konnten wir unsere Stückzahlen von 30.134 im Jahr 2002 auf 52.196 im vergangenen Jahr steigern«, freut sich Barbara Arriens, Produkt Manager Multifunktional/Fax bei Canon, »das entspricht einem Wachstum von über 170 Prozent.« Branchenexperten prognostizieren für dieses Jahr ein Wachstum von rund 150 Prozent gegenüber vergangenem Jahr, das entspräche rund 1,6 Millionen Geräten.
Doch die fetten Zeiten, als die Preise und Margen noch hoch waren, scheinen vorbei zu sein, denn der Preiskampf hat auch bei All-in-Ones eingesetzt. Mittlerweile haben die meisten Hersteller Geräte der 100-Euro-Klasse im Programm. »Die Preisentwicklung wird ähnlich verlaufen wie bei den Tintenstrahldruckern«, prophezeit Schlauch.
Nicht zuletzt deshalb versuchen die Hersteller, sich durch Design, Leistungsfähigkeit und Ausstattungsmerkmale zu differenzieren. Durch den Erfolg der Digitalkameras werden Fotodruck-Funktionen immer beliebter. Neben Fax- und Kopieroptionen bieten daher manche Modelle zusätzliche Features wie direktes Drucken ohne PC von Digicams oder von Flash-Karten durch integrierte Kartenslots. HP und Canon haben Modelle im Programm, bei denen auf einem zuvor ausgegebenen Index-Print das gewünschte Format und die gewünschte Anzahl der Prints nur noch angekreuzt werden muss ? der Index wird auf den Scanner gelegt und den Rest erledigt das Gerät alleine.
Ungemach droht den Herstellern jedoch von anderer Seite: Multifunktionsgeräte sollen künftig mit Urheberrechtsabgaben von 38 bis 613 Euro belegt werden. Das sieht ein Vorschlag vor, der jetzt im Musterprozess zwischen HP und der VG Wort von der Schiedsstelle beim Deutschen Patentamt vorgelegt wurde. Der Branchenverband Bitkom lehnt den Vorschlag ab. Nun werden, wie im Streit um die Abgaben auf PCs, die Gerichte entscheiden müssen. Käme die VG Wort mit ihren Forderungen durch, befürchtet der Bitkom das Aus für Consumer-Multifunktionsgeräte. So sollen beispielsweise Geräte, die schon für unter 100 Euro angeboten werden, mit 76 Euro Abgabe belegt werden. »Wer künftig ein Multifunktionsgerät kaufen will, muss dafür ins Ausland. Die deutschen Fachhändler haben das Nachsehen«, befürchtet Bernhard Roleder, Vorstand der Geschäftsführung des Bitkom.
Eine umfangreiche Tabelle zahlreicher All-in-one-Geräte finden Sie in der Druckausgabe 19/2004.