Urheberabgaben belasten den Handel

Apple verärgert Distributoren und Händler

9. Oktober 2008, 4:34 Uhr | Samba Schulte

Die Broadliner Ingram Micro und Tech Data haben die Preise für Apple- Produkte erhöht. Auslöser sind die Urheberrechtsabgaben auf digitale Speichermedien, die rückwirkend ab dem 1. Januar 2008 erhoben werden. Apple will das Kostenrisiko für seine Importeure nicht übernehmen, die verärgerten Partner müssen dieses nun tragen.

Die Verunsicherung und Verärgerung im Apple-Channel wächst von Tag zu Tag. Die Zentralstelle für private Überspielungsrechte (ZPÜ) fordert rückwirkend ab Anfang 2008 eine Urheberabgabe auf digitale Speichermedien. Die Broadliner Ingram Micro und Tech Data haben zum 1. Oktober mit Preiserhöhungen bei Apple- Produkten reagiert, weil Apple im Gegensatz zu vielen anderen Herstellern nicht bereit ist, das Kostenrisiko für den Channel zu übernehmen. »Da wir – wie die anderen Distributoren und auch manche Reseller – als Apple-Importeur gelten, müssen wir bezüglich dieser Abgaben eine eigene Risikoabschätzung vornehmen und in Konsequenz die Preise anpassen«, erklärt Günter Schiessl, Geschäftsführer Marketing bei Tech Data gegenüber Computer Reseller News. Die Preiserhöhung bleibe bestehen, solange sich keine veränderte Lage ergebe. »Wir sind auch bei anderen Hersteller-Partnern Importeur. Doch die meisten Hersteller stellen sich der Verantwortung. Wir würden uns natürlich wünschen, dass Apple dieses Thema selbst erledigt«, so Schiessl.

Hohes Risiko für alle Marktteilnehmer

Wolfgang Jung, Director PC Systems, Mobility & Components Group (SMCG) bei Ingram Micro, sieht ebenfalls keine Möglichkeit, Preiserhöhungen bei PCs, Notebooks und MP3-Playern zu vermeiden: »Das Risiko ist für alle hoch. Wer die Preise nicht erhöht und keine Rückstellungen bildet, muss mit entsprechenden Folgen rechnen. Natürlich hoffen wir, dass sich die Situation bereinigt. Für alle Teilnehmer wäre es wünschenswert, wenn die Verbände zu einer Einigung kommen«, so Jung. Mit einer schnellen Einigung rechnet er jedoch nicht.

Wie hoch die Urheberabgabe auf digitale Speichermedien letztlich sein wird, steht zwar noch nicht fest, doch Brancheninsider rechnen damit, dass es vor allem bei den iPods zu dramatischen Preiserhöhungen kommen könnte. »Der Handel hat die Wahl, Produkte wie den iPod oder ein Mac- Book künftig mit Marge null zu verkaufen oder den Verkauf von Apple-Produkten gleich ganz einzustellen «, kommentiert Reinhard Weidinger, Geschäftsführer des Apple-Händlers In Time, die Preispolitik des Herstellers.

Für die Abgabe der Urheberrechtsgebühr haften laut derzeitiger Rechtslage Hersteller, Importeure und Händler. »Premium Reseller«, die ihre Ware direkt von Apple aus Irland beziehen, haben damit den Status eines Importeurs und sind künftig ebenfalls selbst dafür verantwortlich, die Urheberrechtsabgabe zu entrichten, falls Apple dies ablehnt. Händler, die ihre Ware über die Distribution beziehen, sind dagegen von der Haftung befreit, müssen aber künftig damit rechnen, dass ihr Distributor höhere HEKs für Apple-Produkte verlangt.


  1. Apple verärgert Distributoren und Händler
  2. Apple nicht an den Pranger stellen
  3. Aktuelle Übersicht vergütungspflichtiger Produkte

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