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Digital Health – Angebot und Nachfrage

Alltägliche Nutzung

Autorin: Diana Künstler • 20.12.2021 • ca. 3:50 Min

Hürden Digitialisierung Gesundheitswesen
Das komplexe Gesundheitssystem wird von den Ärzten als die größte Hürde für die Digitalisierung des Gesundheitswesens in Deutschland angesehen. Das spiegelt sich unter anderem in dem „dualen Finanzierungssystem“ der Krankenhäuser wider: Die Länder übernehmen dabei die Investitionskosten der Krankenhäuser (wie Errichtung von Gebäuden, Geräteausstattung). Die Krankenkassen und selbstzahlende PatientInnen finanzieren mit den für Krankenhausbehandlungen zu entrichtenden Entgelten die Betriebskosten (Personal, Gebäudeerhaltung, Verbrauchsgüter).
© Bitkom Research 2021

Neue politische Initiativen, aber auch die Corona-Pandemie, haben der Digitalisierung der Gesundheitsversorgung in den vergangenen Monaten einen Schub beschert. Doch im medizinischen Alltag ist Deutschlands Ärzteschaft noch gespalten, wenn es um den Einsatz digitaler Technologien geht. Während Ärzte in Kliniken mehrheitlich offen für digitale Gesundheitsangebote sind, zeigen sich Praxis-Ärzte   skeptischer. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die der Digitalverband Bitkom gemeinsam mit dem Ärzteverband Hartmannbund unter mehr als 500 Ärzten in Deutschland im November 2020 durchgeführt hat. Der Skepsis zum Trotz schreitet die Digitalisierung innerhalb der Praxen und Kliniken jedoch voran: Jeder zweite Arzt erstellt Medikationspläne überwiegend digital. Eine digitale Patientenakte ist bereits bei 66 Prozent im Einsatz – 31 Prozent bewahren die Akten allerdings noch abgeheftet in Schränken oder Regalen auf. 61 Prozent verwalten eigene Notizen und Dokumentationen digital – und 37 Prozent analog.

Die Kommunikation hingegen verläuft noch größtenteils traditionell: Das Telefon ist der wichtigste Kanal im Austausch mit Patienten, Apotheken und Praxen. Jeder fünfte Arzt hält den Kontakt zu Praxen überwiegend per Briefpost, 22 Prozent setzen vornehmlich auf das Fax. Lediglich jeder 20. Arzt kommuniziert überwiegend via E-Mail. „Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig Vernetzung, ein funktionierender, sicherer Datenaustausch und die digitale Dokumentation von Untersuchungsergebnissen sind“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. „Doch auch unabhängig von der Pandemie sind die Zeiten, in denen ein Patient ein Leben lang beim selben Hausarzt in Behandlung ist, vorbei. Die Menschen wechseln nicht nur Wohnorte, sondern auch Ärzte häufiger. Wenn Akten und Befunde in Papierform abgeheftet werden, sind Doppeluntersuchungen, Sicherheitsdefizite und der Verlust von Informationen vorprogrammiert.“ Umso wichtiger sei es, dass auch im Gesundheitswesen durchgängig digitale Prozesse eingeführt würden.

Mit Blick auf die Nutzergruppe der Versicherten und Patienten zeichnet sich ebenfalls ein Fortschritt ab: Jeder Dritte hätte laut einer McKinsey-Umfrage schon einmal einen Arzttermin online gebucht. Zwei von drei Deutschen begrüßten die Einführung von ePA und E-Rezept – selbst in der Generation 65 plus seien es mehr als 60 Prozent. Die Corona-Pandemie habe die Bereitschaft der Deutschen, digitale Gesundheitsangebote zu nutzen, zudem weiter erhöht. Eine Umfrage im August 2020 hat gezeigt, dass mehr als zwei Drittel der Befragten diesen Angeboten heute aufgeschlossener gegenüberstehen als vor der Krise. Die Einführung der „App auf Rezept“ und damit einhergehend die Vergütung von digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) werde den Studienautoren zufolge die Patientennachfrage nach elektronischen Gesundheitshilfen aller Voraussicht nach stimulieren.