Ausgesiebt. Zensur im Internet ist eine kinderleichte Angelegenheit, will uns die amerikanische Firma Internet Security Systems weismachen. Sie preist eine Filtertechnologie an, die aus über einer Milliarde Online-Bildern unerwünschte Inhalte erkennen und blockieren kann. Der Webfilter soll wahre Wunder vollbringen, indem er sogar zwischen Kunst und Pornografie automatisch zu unterscheiden weiß.

Ausgesiebt

Ganz so weit her ist es allerdings mit der angepriesenen Intelligenz des Filtersystems nicht. Denn dass die nackte Dame in Öl die Firewall automatisch passieren darf ? so wie es der Hersteller ganz stolz demonstriert ? taugt als überzeugendes Beispiel wenig. Hat es doch mit Pornografie soviel zu tun wie ein mit einer Badehose bekleideter Rudolf Scharping, wenn er mit seiner nackigen Gräfin im Pool planscht. Das ausgesiebte Bild wäre dann zwar nicht in der Kategorie Kunst gelandet, sondern bestenfalls in die Rubrik Missgeschicke eingegangen.

Was aber, wenn das System nun bei wirklichen Nackedeis in fotorealistischer Qualität greift und sie von der Kundenfestplatte fernhält? Was wird dann aus den Werbestrategien von Auto-Tunern, Reifenherstellern, Mode- und Parfum-Herstellern oder Komponentendistis, die Produktqualität durch vollbusige, langbeinige Schönheiten transportieren lassen? Wie, bitte schön, sollen diese Firmen künftig ihren Absatz ankurbeln, wenn die im Werbebanner mit auf der Motorhaube lümmelnde, spärlich bekleidete Blondine nicht im Kopf des Internet-Nutzers, sondern im Filtersystem des Netzwerks hängen bleibt.

Und warum soll ein bisschen Erotik am Arbeitsplatz eigentlich der Produktivität einer Firma schaden? Schließlich entspannt doch der erotische Kontakt den gestressten Mitarbeiter, sorgt für eine kräftige Durchblutung des Organismus und macht den Kopf nach anstrengenden Meetings wieder frei. Spätestens seit Bill Clintons Lewinski-Affäre müssen selbst eingefleischte Puritaner zugeben, dass sexuelle Ausschweifungen im Chefbüro nun wirklich nicht die Effizienz eines Unternehmens beeinträchtigen und der erfolgreichen Ära des US-Präsidenten keinen Abbruch getan haben.