Barcode-Systeme: Die Branche hebt ab

22. Juli 2004, 0:00 Uhr |

Barcode-Systeme: Die Branche hebt ab. Nicht erst seit der Diskussion um RFID ist das Thema Auto-ID hochaktuell. Systemhäuser, die sich bereits auf Branchenlösungen spezialisiert haben, können jetzt in einen rasant wachsenden Markt einsteigen.

Barcode-Systeme: Die Branche hebt ab

Für viele Unternehmen in der Auto-ID-Branche sind jährliche Wachstumsraten von 50 bis 100 Prozent derzeit kein Traum, sondern Realität. Eine Marktsättigung ist noch nicht absehbar: Der US-Hersteller Symbol beispielsweise rechnet auch in den kommenden zwei Jahren mit einer Marktverdopplung. Wichtige Anbieter im Auto-ID-Bereich sind neben Symbol auch Datalogic und Casio. Das US-Unternehmen Baracoda hat sich als Spezialist für Scannersysteme mit Bluetooth-Technologie einen Namen gemacht. Im Druckerbereich sind Zebra, Sato, Datamax wichtige Anbieter. Hardware für Spezialeinsätze, wie etwa Gabelstapler, liefern unter anderem Dlog und Imaje.

Durch die Serienreife von leistungsstarken, mobilen Devices und modernen Funktechniken (GPRS, WLAN) investieren viele Industrie- und Logistikunternehmen, aber auch z.B. Krankenhäuser stark. Die Aufwendungen amortisieren sich in vielen Bereichen schnell, massive Einsparungen und Verbesserungen sind möglich.

Insbesondere die Entwicklungen im Bereich RFID (Radio Frequenz IDentifikation) erschließen vielfältige Anwendungspotenziale in der Logistik. In Pilotversuchen zum RFID-Einsatz in der Textillogistik, die derzeit beispielsweise von der Metro Group und Gerry Weber unter wissenschaftlicher Begleitung des Fraunhofer IML Institutes durchgeführt werden, stehen Punkte wie die technische Machbarkeit, die Systemintegration und die Kosten-Nutzen Relation auf dem Prüfstand.

Gute Chancen für Neueinsteiger

Für Systemhäuser, die jetzt in die Auto-ID-Vermarktung einsteigen wollen, stehen die Chancen angesichts des breiten Markt-Interesses grundsätzlich gut. Hardware-orientierte Unternehmen, die auf ein Zusatzgeschäft mit Labeldruckern und Barcode-Scannern setzen, sind dabei allerdings weniger gefragt: »Mit richtig starken Wachstumsraten können vor allem solche Systemhäuser rechnen, die sich bereits auf bestimmte Branchen spezialisiert haben und jetzt ihr Lösungsgeschäft durch gute Einfälle im Detail erweitern«, erläutert Thomas Rissmann, Vertriebsleiter beim Auto-ID-Distributor Intertrade A.F. Reseller, die sich ausschließlich auf das Hardwaregeschäft konzentrieren, können zumeist nur von Ersatzbeschaffungen im Einzelhandel oder im Transportgewerbe profitieren. Branchen-Experte Rissmann rechnet mit besonders starkem Wachstum im Gesundheitswesen, in der Autoindustrie und beim Thema Sicherheit. »An Flughäfen und anderen, wichtigen Verkehrsknotenpunkten wird seit dem 11. September massiv in Verbesserungen im Bereich Sicherheit investiert.«

Lösungsanbieter wie das Münchener Unternehmen Aventeon haben ihr Portfolio an mobilen Lösungen, die auch in der Sicherheitstechnik eingesetzt werden können, deutlich ausgebaut. Aventeon wurde Ende 2000 gegründet und von Intel Capital, 3i und TVM finanziert. Die Firma kooperiert unter anderem mit Intel, Symbol Technologies, Cap Gemini und Vodafone.

Das Thema RFID sollten Einsteiger ins Auto-ID-Geschäft hingegen nicht überschätzen: Der Markt reagiert zum Teil noch relativ zurückhaltend: Zum einen wird noch die technologische und preisliche Entwicklung abgewartet, zum anderen herrscht bei vielen Entscheidungsträgern aufgrund der Vielzahl von Möglichkeiten Unklarheit über »das richtige« System und »die richtige« Anwendung. Nicht ganz zu Unrecht: Auch nach Einschätzung der Forscher beim Fraunhofer Institut ist es derzeit noch nicht eindeutig absehbar, in welchem Umfang RFID zum Einsatz kommen wird.

Wie das überwiegend negative Medien- und Verbraucher-Echo auf die »Future Store«-Initiative der Metro Group zeigt, leidet RFID gerade im Einzelhandelsbereich an einem Akzeptanzproblem: Durch die Verquickung von elektronischen Kredit- und Kundenkarten sowie RFID ist der »gläserne Verbraucher« keine Orwell?sche Phantasie mehr. Problemlos ist es etwa für eine Handelskette möglich, die Finanzstärke und die Kaufgewohnheiten eines personalisierten Verbrauchers auszuspähen. Bereits beim Betreten eines Ladengeschäfts kann der Kunde identifiziert werden; jeder Schritt im Laden und jedes gekaufte Produkt lässt sich lückenlos ermitteln.

»Für RFID gibt es sinnvolle und weniger sinnvolle Einsatzbereiche«, gibt auch Rissmann zu bedenken. Gerade in niedrigpreisigen Einzelhandelsbereichen ist deshalb nicht mit dem baldigen Aussterben des klassischen Barcodes zu rechnen. Hinzu kommt, dass der Einsatz von RFID-Transpondern teilweise schlicht unwirtschaftlich ist. Viele mit RFID-Tags versehene Waren müssen nämlich zusätzlich auch mit Barcodes bestückt werden, da die kleinen Chips nicht hundertprozentig ausfallsicher sind und Ware mit ausgefallenem RFID-Etikett quasi gar nicht mehr identifizierbar wäre. Insbesondere in der Logistikbranche gilt RFID hingegen trotz dieser Schwächen als Segen, der die Effizienz und Flexibilität spürbar steigern kann. »Das Interesse an RFID-Lösungen steigt sprunghaft, fast täglich erhalten wir Anfragen von Interessenten«, versichert Winfried Holz, Leiter des weltweiten Geschäfts mit IT-Lösungen bei Siemens Business Services.

___________________________________________

Siemens setzt auf RFID

Auch Siemens Business Services engagiert sich stark bei der Funktechnologie RFID (Radio Frequency Identification). In New York testet das Unternehmen jetzt den Einsatz von RFID in einem Krankenhaus. Dazu hat das New Yorker Jacobi Medical Center Siemens Business Services mit einem Pilotversuch beauftragt: Patienten bekommen bei der Aufnahme in das Hospital ein Armband mit RFID-Chip, auf dem die Patienten-Nummer gespeichert ist. Das Krankenhauspersonal nutzt PDAs oder Tablet-PCs mit RFID-Leser, um die Daten auszulesen. Ärzte und Schwestern können dadurch in Sekundenschnelle die Patienten identifizieren ? und erhalten online Zugang zu einer geschützten Datenbank mit Details zur Krankengeschichte. Das Krankenhaus versorgt im Monat durchschnittlich 2.000 Patienten, in den Pilotversuch sind 200 involviert.

Vor wenigen Tagen trat der Siemens-Bereich der »Metro Group Future Store Initiative« bei. Ziel ist die Entwicklung neuer Techniken und Prozesse für den Einzelhandel. In der Future Store Initiative kooperiert die Metro Group bereits mit SAP, Intel und IBM.

_____________________________________________

INFO

Aventeon GmbH
www.aventeon.com

Casio Europe GmbH
www.casio-europe.com

Datalogic GmbH
www.datalogic.com

Datamax Europe
www.datamaxcorp.com

Dlog GmbH
www.dlog.com

Intertrade A. F. AG
www.intertrade-ag.de

Sato Deutschland GmbH
www.sato-deutschland.de

Symbol Technologies GmbH
www.symbol.com/germany/

Zebra Technologies Europe Limited
www.zebra.com


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Matchmaker+