Dr. med. iPhone
»Bitte mal frei machen«
Wo das iPhone für den allabendlichen Urintest herhalten kann, ist auch die erste Operation unter der Aufsicht des Smartphone-Doktors nicht mehr weit.
Apples beliebtes Smartphone darf sich in Zukunft einen medizinischen Doktortitel vor das »i« setzen. Immerhin erhält der kleine Alleskönner mit der App »uCheck« nunmehr auch noch die Kompetenz, den Urin des Nutzers auf Anomalitäten zu untersuchen. Immerhin können schon längst andere Kleinstprogramme für alle Apfel- und Androidenjünger da draußen das Kauderwelsch der Kurpfuscher in korrektes Deutsch übersetzen, den Zyklus der Frau berechnen, einen Iron Man-verdächtigen Ernährungsplan erstellen und allgemein die menschliche Gesundheit auf ein neues Höchstmaß treiben. Der Besitzer steigt damit in den Stand eines Selbstheilers auf und der allwöchentliche Besuch beim Hausarzt wird obsolet. Bisher blieb dabei lediglich ungeklärt, ob die im Smartphone eingespeisten BMIs und Fruchtbarkeitsphasen für die Ausarbeitung und Verbreitung geschickt platzierter Individualwerbung im Sinne von Diät-Produkten und Verhütungsmethoden herangezogen werden.
Im Zweifelsfall muss jeder Nutzer aber mit solch Lappalien zurande kommen, immerhin kann er sich über den ausgeklügelten Einsatz des Smartphones aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit der Rezeptmonopolisten befreien. Endlich verliert der Arzt mit seinem fragwürdig-erworbenem Diplom einer osteuropäischen Eliteuniversität seinen Alleinstatus als Dorfheiler und wird durch die doch sowieso viel zuverlässigere Technik ersetzt. Denn am Ende des Tages muss jeder Patient selbst entscheiden, ob er sich in einem überfüllten Wartezimmer mit den anderen Insassen um das letzte Lesezirkel-Heft streiten will, oder doch einen kurzen Blick auf das Smartphone vorzieht.
Hat der kleine Wunderkasten mit sekundärer Telefonie-Option erst mal das uneingeschränkte Vertrauen der Kränkelnden erlangt, ist auch der Weg in höhere medizinische Positionen gesichert. Ein kleiner Ultraschallaufsatz verhilft den werdenden Eltern zur Homemade-Pränataldiagnostik und die App »Blinddarmentfernung leichtgemacht« sorgt für eine problemlose Trennung von überflüssigen Organen. Der rundum gesunden Zukunft steht dank Smartphone also nichts mehr im Wege.
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