Breitband-Stiefkinder wehren sich

17. Dezember 2007, 2:42 Uhr |

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Alternative Glasfaser

Das blau gefärbte Areal markiert das Schwerter Neubaugebiet Alter Dortmunder Weg. Es wird derzeit von den Stadtwerken Schwerte mit Fiber to the Home ausgerüstet.
Das blau gefärbte Areal markiert das Schwerter Neubaugebiet Alter Dortmunder Weg. Es wird derzeit von den Stadtwerken Schwerte mit Fiber to the Home ausgerüstet.
Es ist geschafft: Mitarbeiter des Breitbandvernetzungsprojekts Osterholz (v.l.n.r.: Tim Brauckmüller, Nicoline Schambach und Peer Beyersdorff, Geschäftsführer des NETZ-Zentrum für innovative Technologien) vor »ihrer« Antenne.
Es ist geschafft: Mitarbeiter des Breitbandvernetzungsprojekts Osterholz (v.l.n.r.: Tim Brauckmüller, Nicoline Schambach und Peer Beyersdorff, Geschäftsführer des NETZ-Zentrum für innovative Technologien) vor »ihrer« Antenne.

Schwerte (50000 Einwohner) dagegen setzt auf Glasfaser bis zur Haustür. Dort beginnt der örtliche Versorger, die Stadtwerke Schwerte, die Bürger nun auch mit Breitband auszurüsten. Im Hintergrund sind Versatel mit 39 und Ruhrnet mit 61 Prozent an dem Unternehmen beteiligt, das auch Dortmund versorgt. In Schwerte lässt man die Anwohner über den Umweg ohnehin fälliger Infrastruktur-Erneuerungsmaßnahmen des Kanalnetzes die Faserverlegung im Tiefbau mitfinanzieren, wenn sie wollen. Die meisten wollen. So bekommen sie bei nur einer Baumaßnahme als Mehrwert gleich eine Glasfaser bis ins Haus. In Schwerte hat man übrigens die Erfahrung gemacht, dass Giganten wie Cisco oder Siemens schlicht zu teuer sind und setzt nun auf kleinere Anbieter. Im Umland des nahe Hamburg gelegenen Bad Bramstedt, wo ebenfalls Breitband-Notstand herrscht, liegen 15 Gemeinden zwischen 150 und 2500 Einwohnern. »Viele von denen haben nichts«, berichtet Joachim Schröter, beim Amt Bad Bramstedt Land für das Thema zuständig. »Die Telekom will dort kein Breitband realisieren.« Nun erwägen zwei Modellgemeinden mit 900 und 300 Einwohnern, ebenfalls Glasfaser bis nach Hause legen zu lassen – notfalls sogar »ohne andere Investoren«. Schließlich handele es sich um eine möglicherweise überlebensrelevante Zukunfts­infrastruktur. Und auch in Dachau bei München macht man sich Gedanken um eine glasfasergeprägte Breitband-Zukunft. Wobei Glasfaser-Breitband mindestens satte 100 MBit/s bedeutet.

Förderung rollt langsam an

Immerhin scheinen die Landesregierungen den Notstand langsam als solchen zu erkennen. In Niedersachsen allerdings war die Förderung bisher eher zu knickrig, findet jedenfalls Schröter aus Bad Bramstedt: »Bisher gab es landesweit insgesamt nur drei Millionen Euro Fördergelder, verteilt auf drei Jahre. Das macht pro Ge­meinde 75000 Euro, wobei noch 50 Prozent Eigenbeteiligung aufzubringen waren.« Auch in Schleswig-Holstein lief 2005 und 2006 ein wenig er-folgreiches Förderprogramm: Die verfügbaren Mittel wurden nur zum Teil abgerufen. Das lag angeblich am Limit: Jeder Ort durfte laut Ralf Pütz, Sprecher der Triple Play Alliance, maximal 600000 Euro pro Förderjahr abrufen. Nun hofft man auf großzügigere Gaben. In Bayern etwa haben sich Ortsteile von 533, also knapp einem Viertel der Gemeinden des Landes, als Breitband-bedürftig gemeldet. Die Landesregierung verkündete quasi als Weihnachtsgeschenk, man werde von 2008 an schnelle Internetverbindungen im ländlichen Raum techologieneutral mit 19 Millionen Euro insgesamt fördern – vor allem aber Ge­werbegebiete und gewerblich geprägte Industriegebiete. Der fürs Internet-Zeitalter prototypische Home-Office-Worker bleibt also weiter außen vor, es sei denn, er schlägt sein Heim neben einer Produktionsstätte auf.


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