Bricht Moores Law? (Fortsetzung)
- Bricht Moores Law?
- Bricht Moores Law? (Fortsetzung)
Embedded Computing
Die Prozessoren werden in immer mehr Produkten eingebaut werden, wo niemand sie erwartet. Um die Datenflut zu verarbeiten, die Internet, Künstliche Intelligenz, Teamworking und Wissensfilterung erzeugen, wird die Mikro- und Nanoelektronik in Produkten bis hin zu Brillen oder Arbeitskleidung stecken. Themen wie Body Area Network (BAN), die vernetzte Mikroelektronik am Körper des Menschen werden bereits intensiv bearbeitet. Parallel dazu wird sich die Sensorik und Aktorik sprunghaft weiterentwickeln, so dass den Prozessoren auch Sinnesorgane (Sensoren) und Werkzeuge zum Handeln (Aktoren) zur Verfügung gestellt werden. Moderne Sensorsysteme oder Sensornetzwerke benötigen für die Signalverarbeitung dezentrale Prozessoren.
Durch den Einsatz von Prozessoren in Produkten und Anwendungsfeldern aller Art - auch unter Schlagworten wie Ubiquitious Computing oder Ambient Intelligence zusammengefaßt - entsteht neuer Handlungsbedarf für IT-Leiter. Sie müssen Chancen und Risiken neu aufkommender Technologien einschätzen. Aufgaben, die heutzutage bereits mit Technologien wie RFID und W-LAN zu ihrem Alltag gehören.
Darüber hinaus wird die Integration aller Technologien eine wesentliche Herausforderung sein. Prozessoren und Signalverarbeitungssysteme sind nicht nur allgegenwärtig, ihr voller Funktionsumfang kommt erst dann zum tragen, wenn sie auf vielfältige Art und Weise miteinander vernetzt sind. Ist es bereits heutzutage eine erschöpfende Aufgabe, ein weitgehend homogenes Rechnernetz ohne Ausfall zu betreiben, so wächst der Aufwand zukünftig in sehr heterogenen Umgebungen unter Einbeziehung verschiedenster kabelgebundener und funkbasierter Netze. Softwaremodule wie Middleware, die eine Interoperabilität der Netze sichern, werden immer relevanter.
Der Einzug vernetzter Prozessoren in bisher nicht gekannte Anwendungsfelder muß auch mit einer wesentlich gesteigerten Benutzerfreundlichkeit einher gehen, da auch zunehmend Nicht-Fachleute mit dieser Technik in Berührung kommen und sie gewinnbringend für sich und die Interessen ihres Unternehmens einsetzen wollen. Viele Manager zählen schon heutzutage zu den Vorreitern unter den Anwendern, wenn es um den Einsatz neuer mobiler Endgeräte geht.
Fortschritt kostet
Dabei gilt: Interoperabilität, Benutzerfreundlichkeit und Zuverlässigkeit gibt es nicht zum Nulltarif. Aufgaben, die bisher von Hand zum Beispiel durch einen Netzadministrator erledigt wurden, sollen in Zukunft automatisch durch eine vom Anwender autonom wirkende Software bewältigt werden. Der Fortschritt in der Prozessortechnik muß somit parallel von neuen Methoden der Softwaretechnik begleitet werden, damit die Kosten für den technischen Fortschritt nicht die Kassen der IT-Abteilungen sprengen.
Und auch wenn das Eindringen der Prozessoren in immer neue Anwendungsfelder mit vielen Vorteilen verbunden ist, mögliche Risiken sind nicht außer Acht zu lassen. Durch die Nutzung mobiler Geräten ergeben sich technische Möglichkeiten, die Daten und das Verhalten des Anwenders auszuspionieren, und ihm damit Firmengeheimnisse sowie seine Privatsphäre zu rauben. Nicht nur die Technik an sich, sondern auch der Umgang mit ihr muß sich also weiter entwickeln. IT-Spezialisten haben so in den nächsten Jahrzehnten weiter mit einigen neuen Herausforderungen rechnen. g
Prof. Dr. Hubert Lakner ist Direktor des Fraunhoferinstituts Photonische Mikrosysteme in Dresden