Studium der Rechtswissenschaft mal anders. Anfang September startete das Master-of-Law-and-Business-Programm der Hamburger Universität unter besonderen Bedingungen ins Herbsttrimester.
Bereits in den Trimesterferien zwischen Mitte Juli und Ende August wurde einer der großen Hörsäle der Bucerius Law School in Hamburg durch das neu gegründete Labor für innovative Lehrmethoden zu einem hybriden Lehrraum umgebaut. Die neue Ausstattung besteht aus einer Kombination aus Medientechnik, Kameras mit Deep-Learning- und Tracking-Funktion sowie Array-Mikrofonen, die ein natürliches Lehrgefühl ohne das Tragen von Mikrofonen ermöglichen. Dozenten können hierdurch über einen iPad Controller zusätzlich zur Präsenzvorlesung ein Zoom-Meeting starten. Dabei verfolgt eine Kamera die Dozenten automatisch. Materialien können zudem von allen Endgeräten aus freigegeben werden.
Nach und nach sollen nun weitere Räume entsprechend ausgerüstet werden. In einem ersten Schritt ist die hybride Präsenzlehre für das Masterprogramm, den Jahrgang 2020 und das Examens-Vorbereitungs-Programm geplant. Auch wenn die vollständige Verlagerung des Lehrbetriebs ins Virtuelle mittels Blended-Learning-Konzepten und Videokonferenzen im Frühjahr und Sommer erfolgreich war, stoßen digitale Möglichkeiten aber noch an ihre Grenzen, wenn die Hochschule von Präsenz und dem Miteinander auf dem Campus lebt. So zeigen aus Sicht der Präsidentin, Katharina Boele-Woelki, insbesondere Online-Formate, wie wichtig die Interaktion mit den Dozenten, die (non-verbale) Kommunikation und das Miteinander vor Ort sind – nicht nur für den Studienerfolg, sondern auch für die psychische und emotionale Gesundheit.
Mit Hilfe intelligenter Mikrofone können die zugeschalteten Teilnehmer ihre Dozenten nun von jeder Position auf der Bühne aus sehen und hören, aber auch Reaktionen der Kommilitonen im Hörsaal wahrnehmen. Hier erkennen die intelligenten Mikrofone, wo im Raum gesprochen wird und richten ein sogenanntes „Slope“ in diese Richtung. Dank neuer Displays können die Dozenten außerdem die von zuhause zugeschalteten Studierenden auch sehen. Somit sind Gespräche zwischen Dozenten mit anwesenden wie zugeschalteten Studierenden möglich. „Wir freuen uns sehr, dass dieses Angebot gut angenommen wird und dass sich das Problem der ‚schwarzen Wände‘, auf die Lehrende oft schauen müssen, bei uns nicht stellt,“ erklärt Sven Störmann, Direktor des Learning Innovation Lab.
Die erfolgreiche Implementierung solcher hybrider Lehrformate stellt für den Geschäftsführer, Meinhard Weizmann, einerseits einen entscheidenden Schritt in der Digitalisierung des akademischen Gesprächs dar. Andererseits ermögliche es flexibel auf die Entwicklungen der nächsten Wochen zu reagieren. So kann ein Angebot für diejenigen geschaffen werden, die auf Präsenzunterricht angewiesen sind, als auch für Risikogruppen oder Personen, denen es aus anderen Gründen nicht möglich ist, in den Hörsaal zu kommen.