CA-Chef Kumar tritt zurück. Wie Computer Associates bekanntgab, hat auf der gestrigen Aufsichtsratsitzung CEO Sanjay Kumar sein Amt zur Verfügung gestellt. Ein Nachfolger als CEO ist noch nicht bekannt.
Kumar ist das neueste Opfer des Bilanzskandals bei CA, der immer weitere Kreise zieht. Nach dem Rücktritt Kumars übernimmt seinen Posten als Aufsichtsratvorsitzender nun Lewis Ranieri, Gründer von Hyperion Partners. Der Aufsichtsrat sucht ab sofort einen neuen CEO.
Der nicht unerwartete Rücktritt ist ein gravierender Einschnitt für CA. Kumar kam 1987 zu dem Unternehmen und leitete seit 1994 unter dem damaligen Vorstandsvorsitzenden Charles Wang das operative Geschäft. Im August 2002 löste er Wang als Firmenchef ab. Kumar gilt als Ziehsohn Wangs, der heute keine aktive Rolle mehr im Unternehmen wahrnimmt. Die gesamte Organisation ist stark auf Kumar ausgerichtet. Sein Einfluss ist sehr groß.
Mit dem Rücktritt zieht Kumar Konsequenzen aus Bilanzmanipulationen im Geschäftsjahr 2000 (Ende: 31. März 2000). Der Softwarehersteller hat damals Verträge rückdatiert und so seine Umsätze geschönt. Medienberichten zufolge sollen damals mehr als 1 Milliarde US-Dollar zu früh verbucht worden sein. Insgesamt hat der Konzern in dem Geschäftsjahr einen Umsatz von 6,1 Milliarden Dollar ausgewiesen. Die Ablösung Kumars dürfte vermutlich auch mit Blick auf anstehende Sanktionen und Strafen der US-Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) erfolgt sein. Dem Unternehmen drohen sowohl straf-, als auch zivilrechtliche Konsequenzen. Der neue Aufsichtsratschef Ranieri ist unbelastet: 2002 kam er als unabhängiger Director in das Board.
Die Vorgänge aus dem Geschäftsjahr 2000 haben mittlerweile zur Entlassung von rund einem Dutzend Mitarbeitern geführt. Als Folge der internen und SEC-Untersuchung hatten bereits im vorigen Jahr drei wichtige Manager den Hut nehmen müssen, unter anderem der damalige Finanzchef Ira Zar. Vor wenigen Tagen wurden neun weitere Mitarbeiter aus der Buchhaltungs- und der Rechtsabteilung entlassen. Zar hat sich mittlerweile der Verschwörung, des Wertpapierbetrugs und der Justizbehinderung schuldig bekannt. Kumar, an den Zar berichtet hat, hatte bislang eine Kenntnis der Vorgänge bestritten.
Nach dem Schuldeingeständnis Zars geriet Kumar allerdings stärker ins Visier der Ermittler. Sie gehen davon aus, dass es bei CA üblich und weit verbreitet war, Verträge rückzudatieren.