Zum Inhalt springen

CIOs im Wettlauf mit der Zeit

Finanzkrise und Liquiditätssicherung: Für viele Unternehmen ist der kurzfristige Verkauf einzelner Sparten die einzige Rettung. Dringend zu beachten: Bei der Ausgliederung von Unternehmensteilen entscheidet die Schnelligkeit der IT über Erfolg oder Misserfolg.

Autor:Markus Bereszewski • 16.12.2009 • ca. 1:30 Min

Einfache Carve Outs: Existiert die auszugliedernde Firma als Organisationseinheit mit eigenem Buchungskreis und gibt es keine gemeinsamen Logistikfunktionen, dann ist ein Carve Out relativ einfach. (Quelle: JDC)

Der Zeitdruck in IT-Projekten ist nicht neu und soweit auch beherrschbar, solange die IT ausreichend in die Planungen der Unternehmensführung eingebunden ist. In Zeiten der Finanzkrise ist aber nicht selten der kurzfristige Verkauf einzelner Unternehmensteile, auf Neu-Deutsch »Carve Outs«, die letzte Möglichkeit, die Liquidität und damit Überlebensfähigkeit des Mutterunternehmens zu sichern. Für lange Projektplanung oder gar Strategieentwicklungen bleibt da keine Zeit. Der Druck auf die IT, binnen weniger Wochen ein voll funktionsfähiges System für die zu separierenden Unternehmensteile zur Verfügung zu stellen, ist enorm, weil ausschlaggebend für Vollzug oder Scheitern des Verkaufs.

Nun ist Carve Out nicht gleich Carve Out. Es gibt relativ einfache Ausgliederungen, nämlich dann, wenn die auszugliedernde Firma bereits als Organisationseinheit mit eigenem Buchungskreis existiert beziehungsweise etwa die SAP-Organisationsstrukturen getrennt sind und keine gemeinsamen Logistikfunktionen bestehen. Kompliziert wird es, wenn der Schnitt »mittendurch« erfolgen muss. Was einfach klingt, ist SAP-seitig dann ein hochkomplexes Projekt. Neben der Aufspaltung der Buchungs- und Kostenrechnungskreise und der Werke ist ein besonders kritischer Punkt die Aufteilung der Lager. Die Lager physisch zu trennen, ist häufig in wenigen Wochen organisatorisch genauso wenig zu bewerkstelligen wie die Bereitstellung einer zentralen Software, die beide Systeme in einem Lager verwaltet. Um kurzfristig einen separierten Betrieb bei Nutzung bestimmter gemeinsamer Logistikfunktionen zu ermöglichen, kann man in ein und demselben SAP-Mandanten eine entsprechende Organisationsstruktur einrichten. Ist dann eine tatsächliche physische Trennung der Logistik gewünscht, sind auch getrennte SAP-Systeme für den Betrieb notwendig.

Die Produkte in den Lägern lassen sich in vielen Fällen relativ einfach auf die alten und neuen Besitzer aufteilen. Was ist aber mit den tausenden halbfertigen Waren und Rohmaterialien? Was passiert mit Forderungen und Verbindlichkeiten – welche werden an den Käufer weitergegeben, welche verbleiben im Unternehmen? Die banal erscheinende Frage »Wem gehört was?« kann komplexe Folgen für die technische Umsetzung haben. Die Klärung solcher Fragen erfolgt oft jedoch zu einem sehr späten Zeitpunkt – wenn die IT bereits mitten im Projekt steht. Dann über die richtigen Werkzeuge und Programme zu verfügen, rettet kostbare Zeit.