Concord will europäischen Digitalkamera-Markt aufmischen. Der US-Hersteller Concord Camera hat die auf Digitalkameras spezialisierte Jenimage GmbH vom insolventen IT-Vermarkter 4MBO gekauft und will die Vertriebskanäle der neuen Tochter nutzen, um das Geschäft mit Retailketten in Europa auszubauen. Die großen Pläne der Amerikaner sorgten zunächst einmal dafür, dass sich die Talfahrt des Aktienkurses fortsetzte.
Wie CRN bereits Ende April berichtete, zeigten Firmen aus der Fotobranche Interesse an der Jenimage Europe GmbH, einer Tochter des insolventen Plochinger IT-Vermarkters 4MBO. Den Zuschlag hat nun die börsennotierte US-Firma Concord Camera erhalten und zahlt insgesamt 11,2 Millionen Euro, wovon 1,5 Millionen Euro Lizenzgebühren an die Jenoptik AG gehen, um den Markennamen vermarkten zu können. Mit der Akquisition können die Amerikaner ihren Umsatz in Europa auf über 100 Millionen Euro mit einem Schlag mehr als verdoppeln.
Interessant für den US-Hersteller sind vor allem die Vertriebskanäle der 4MBO in Deutschland. Die Plochinger haben hohe Stückzahlen in Aktionsgeschäften für Metro, Plus und Otto abgewickelt, sind zuletzt aber wegen des Nachfrageeinbruchs bei PCs und Notebooks in die Zahlungsunfähigkeit geraten. Concord hat im hochvolumigen Geschäft mit Retailketten reichlich Erfahrung, immerhin erzielte die Firma rund 20 Prozent ihres Umsatzes im vergangenen Geschäftsjahr (190 Millionen Dollar, Nettogewinn 6,4 Millionen) mit der US-Handelskette Wal-Mart. Die in China produzierten Kameras werden unter eigenen Labels (Concord, Goldline, Keystone, Apex, Le Clic, Argus) verkauft. Die Firma ist aber auch OEM-Hersteller für Agfa-Gevaert, Polaroid und Eastman Kodak. Concord rechnet sich nun gute Chancen aus, über die neue Tochter Jenimage den europäischen Absatz für Digitalkameras deutlich auszubauen.
Europa ? und hier speziell Deutschland ? sei der weltweit größte Markt für Digitalkameras mit in der Vergangenheit hohen zweistelligen Wachstumsraten. In diesem Jahr sollen in Europa 23 Millionen Geräte abgesetzt werden, ein Zuwachs von 25 Prozent gegenüber dem vergangenen Jahr, rechnen die Amerikaner vor. Allein in Deutschland seien im letzten Jahr fast fünf Millionen Digitalkameras über die Ladentische gegangen, ein Drittel mehr als 2002. Concord reklamiert für sich hierzulande einen Marktanteil von knapp zwei Prozent, während für die neue Tochter Jenimage rund sieben Prozent geschätzt werden.
Die Amerikaner setzten bei Jenimage auf personelle Kontinuität und haben das Geschäft in Deutschland in die Hände des seit 1998 für Jenimage tätigen Managers Joachim Kolano gelegt. Er soll neben Jenimage auch die Verantwortung für die deutsche Tochter des US-Herstellers Concord GmbH tragen.
Die Erlöse der Jenimage in 2003 hätten Concord zufolge umgerechnet 62,5 Millionen Dollar betragen, wovon 90 Prozent aus dem Verkauf von Digitalkameras stammten. Concord selbst erzielte in Europa im vergangenen Jahr lediglich 41,7 Millionen Dollar, knapp die Hälfte davon mit Digitalkameras. Insgesamt setzte der US-Hersteller in den ersten sechs Monaten seines im Juni 2004 zu Ende gehenden Geschäftsjahres rund 123 Millionen Dollar um, rutschte aber mit einem Nettoverlust von 3,5 Millionen Dollar in die roten Zahlen. Dies war auch einer der Gründe dafür, dass der Aktienkurs des Unternehmens seit November 2003 über 80 Prozent an Wert eingebüßt hat. Analysten betrachten die Akquisition zunächst mit Misstrauen. Nach Bekanntgabe der europäischen Pläne von Concord sackte der Kurs an der US-Börse abermals um ein Drittel auf knapp unter drei Dollar ab.
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