Weg von der Kommunikationssucht

Danke Datendrossel!

13. September 2013, 10:32 Uhr |
Die Telekom: Humanisten-Schaf im Drosselpelz (Foto: Fotolia / konradbak)

Vollkommen zu Unrecht erhitzte die Datendrossel der Telekom die Gemüter der Bundesbürger. Der Kommunikationsgigant wollte doch nur das Beste für die Kunden.

Was für ein Aufschrei ging doch durch die Medien, als die Deutsche Telekom ihren Datenvolumen-Absolutismus unverblümt und ohne Rücksicht auf die virtuellen Lebensverhältnisse der Bundesbürger ankündigte. Dabei stellt sich jetzt heraus, der vermeintliche Netzverderber ist nicht weniger als das Humanisten-Schaf im Drosselpelz – und seiner Zeit weit voraus. Gerade will das japanische Bildungsministerium sogenannte »Fasten Camps« einrichten, in denen die digitalisierten Jungspunde durch Psychologen aus ihrem gewohnt-virtuellen Lebensraum und zurück ins vermeintlich reale Leben gerissen werden sollen. Endlich ein Gegentrend zu Big Data, Internet der Dinge und Komplettvernetzung der Welt aus dem Land der aufblinkenden Verbindungslampe. Dabei hat die Telekom die Zeichen der Zeit schon viel früher erkannt und den Bürger vor seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit und dem Netzüberdruss bewahrt - ganz ohne staatlich anberaumte Freizeitaktivitäten für Internetsüchtlinge.

Müssen die japanischen Camp-Bewohner ihre Tage bei drögem Mannschaftssport und stoischem Gruppenbasteln absitzen, zeigt sich der deutsche Service-Provider deutlich selbstloser und von Grund auf kundenorientierter. Vorort-Betreuung heißt die Devise. Psychologisch grundgeschultes Hotline-Personal kümmert sich auf oft herzergreifend ernüchternde Weise um die Belange der zu Betreuenden und schiebt bei nahender Rückfallgefahr den sofortigen Datenriegel vor. Mit diesem individualisierten und klar am Menschen ausgerichteten Ansatz kann auch der abhängigste Internetvollverwerter den Kaltentzug schaffen.

--- forum[x] ---Aber warum nur gegen die Internetsucht angehen? Letztendlich hält auch die menschliche Offline-Interaktion deutlich zu oft vom realen Leben ab. Hier muss die Telekom den Sprung vom Tele- zum Kommunikationsanbieter schaffen. Neun Cent für die Gesprächsminute mit dem nervigen Nachbarn, 15 Cent für die Kurznachricht am Kühlschrank und eine drakonische Datendrossel, um auch die Schwiegermutter mal zum Schweigen zu bringen. Da können sich dann auch die japanischen Offline-Camps noch einiges abschauen.


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