Ausgehorcht

Das deutsche Geheimberichtswesen im Umbruch

28. Juni 2013, 13:00 Uhr |
»Zutritt verboten« heißt es nur in Deutschland (Bild: determined - Fotolia.com)

Die ganze Welt späht sich gegenseitig im Netz aus. Nur die Deutschen laufen wieder einmal hinterher. Doch während alles und jeder ausspioniert wird, verteidigt Einer tapfer die Sicherheit der Daten.

Die Amerikaner und Briten spionieren uns also alle über dieses Internet-Ding aus. Die irgendwie noch düstereren Russen und Chinesen tun´s vermutlich sowieso. Nur wir Deutschen sind mal wieder zu dumm dafür. Der Deutschland nicht immer wohlgesonnene Teil Europas mag noch rätseln, ob sich hinter Bundeskanzlerin Merkels treudoofer Feststellung zum »Neuland Internet« nicht doch wieder irgendeine faustdicke teutonische Lüge versteckt, wir wissen: Dem ist nicht so.

Das liegt aber nicht etwa daran, dass die Deutschen in punkto IT- und Netz-Technologien grundsätzlich inkompetent wären. Es gibt da ja noch die Wortmann AG aus Hüllhorst, die das Gegenteil beweist. Es ist nur so, dass die Kompetenzen im deutschen Spionagewesen auf den guten alten Tugenden der Informationsbeschaffung ruhen: Während James Bond seit jeher mit dem neuesten Technik-Gadgets ausgestattet wurde, setzten die deutschen Nachrichtendienste traditionell lieber auf Graukitteltragende Hausmeister, die eifrig und detailliert mitnotieren, was sich in ihrem Wohnblock zuträgt.

Das soll sich jetzt ändern. In einem hübschen Janus-köpfigen Doppelgegenschlag verbittet sich die Bundesregierung die unerfreuliche Netz-Spionage der Bündnispartner und kündigt darüber hinaus an, selbst entsprechende Kompetenzen aufbauen zu wollen. In der Praxis bedeutet das, dass Heerscharen von Blockwarten aus ihren Hausmeisterwohnungen abgezogen werden und künftig ihre Beobachtungstätigkeiten für BND, MAD oder Verfassungsschutz an nicht ganz veralteten Rechenmaschinen aus deutscher Fertigung verrichten.

Das Problem ist, dass die deutschen Nachrichtendienste nach wie vor nicht an die Daten der mächtigen US-Netzdienste herankommen. Deshalb beobachten unsere Spione vorerst auch nicht Aktivitäten auf Google Plus oder Facebook, sondern beschatten stattdessen die Nutzer des deutschen Social Networking-Platzhirschen »Fix und Foxi-Freunde«. Auch der Zugriff auf die hiesigen Rechenzentren bleibt den Staatsermittlern versperrt. Wortmann-Chef Siegbert Wortmann, bald stolzer Besitzer des »Terra Channel Cloud«-Zentrums, hat der Bundeskanzlerin diesbezüglich bereits mitgeteilt: »Kommt mir nicht in den Server-Raum!« Entmutigen lassen sich unserer Erfahrung nach die staatlichen Aushorcher davon nicht: Siegbert Wortmann sollte den Hausmeister seines Data Centers lieber gut im Auge behalten!


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