Deutsche Top IT-Standorte (Folge 7): Ruhrgebiet

Das Ruhrgebiet macht Kohle mit IT

12. März 2009, 10:55 Uhr |

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Nur sechs Zechen - aber jede Menge IT-Firmen

Technologiezentrum Dortmund mit 8.500 Arbeitsplätzen (Bildquelle: Networker NRW)
Technologiezentrum Dortmund mit 8.500 Arbeitsplätzen (Bildquelle: Networker NRW)

Nach wie vor befindet sich die Ruhrregion in einer Phase des Strukturwandels: Zwischen 1980 und 2002 ging hier etwa die Hälfte der eine Million Arbeitsplätze im produzierenden Gewerbe verloren, während etwa 300.000 Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor geschaffen wurden. Von einst 280 Zechen gibt es heute in der gesamten Region nur noch sechs fördernde Bergwerke und drei Kokereien in Bottrop und Duisburg, deren Produkte für die Stahlherstellung benötigt werden. Arbeiteten im Jahr 1965 noch 302.000 Menschen im Bergbau und 267.000 in der Stahlindustrie, waren es im Jahr 2005 gerade einmal noch 32.000 Bergbau- und 45.000 Stahljobs. Trotz einiger Erfolge ist die Arbeitslosenquote in vielen Städten des »Potts« mit 14 bis 15 Prozent überdurchschnittlich hoch.

Trotz dieser ungelösten Probleme gibt es auch viele positive Zahlen: 17 der 100 und 47 der 500 umsatzstärksten deutschen Unternehmen haben ihre Zentralen im Ruhrgebiet, darunter RWE, Thyssen-Krupp, Evonik Industries, Klöckner, Karstadt, Aldi und Hochtief. Neben fünf Universitäten und zehn Fachhochschulen verfügt das Ruhrgebiet über vier Fraunhofer-Institute, vier Leibnitz-Institute, drei Max-Planck-Institute und mehr als 30 Technologie- und Innovationszentren. Auch die ITK-Branche ist dabei gut vertreten. Im 1988 gegründeten Technologiepark Dortmund, der insgesamt rund 8.500 Beschäftigten einen Arbeitsplatz bietet und 283 Unternehmen beheimatet, sind unter anderem ein Fraunhofer Institut und der Autoelektronik-Zulieferer Elmos Semiconductor AG angesiedelt.

Insgesamt zählt das Ruhrgebiet derzeit 7.300 Unternehmen in der Informations- und Kommunikationstechnik, die einen Jahresumsatz von 15 Milliarden Euro erwirtschaften und 50.000 Beschäftigte zählen. Laut Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr ist dabei die Telekommunikation mit 172 Betrieben und rund 3.900 Arbeitskräften vertreten. Die Hardware-Branche zählt etwa 7.900 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und 195 Unternehmen. Der Bereich IT-Dienstleistungen macht mit über 21.000 Jobs und knapp 1.500 Unternehmen den Löwenanteil aus. Stark vertreten ist auch die Software-Branche (Content-Provider) mit rund 1.400 Unternehmen und rund 14.000 Beschäftigten.

Mit diesen Zahlen braucht sich das Ruhrgebiet nicht zu verstecken, dennoch zählen etwa die angrenzenden, drei »Rheinschiene«-Städte Düsseldorf, Köln und Bonn zusammen mehr als 130.000 ITK-Arbeitsplätze. Neben einer hohen Zahl kleinerer IT-Unternehmen sind im Ruhrgebiet auch prominente Markennamen vertreten, beispielsweise der Konsumelektronikanbieter Medion und die IT-Dienstleister Atos Origin. Weit über die Grenzen Dortmunds hinaus hat sich die Materna-Gruppe einen Namen gemacht, das gleiche gilt auch für den VoIP-Anbieter Swyx. Infineon betreibt in Duisburg das »Infineon Development Center«, ein Entwicklungszentrum von Chips für die Mobilfunktechnik. Ebenfalls in Duisburg ist Mimo On, ein führendes Unternehmen im Bereich Mimo- und LTE-Technologie, ansässig. Ein für viele Netzwerk-Systemhäuser bekannter Name ist der Distributor ADN aus Bochum. Zudem setzt Herbert Grönemeyers Heimatstadt darauf, sich als »Home of Secure IT« einen Namen zu machen: Mit Unternehmen wie G-Data, Escrypt und Zynamics ist man hier auf einem guten Weg. In Oberhausen befindet sich der Lösungsanbieter Dotzilla, der neben Consulting auch Lösungen für Internet, Programmierung, Software, Mobile Business, Fahrzeugvermarktung und Personaldienstleistungen anbietet. Das Unternehmen konzipiert und realisiert nach eigenen Angaben seine Lösungen für zahlreiche Mittelständler und Großunternehmen auch außerhalb der deutschen Landesgrenzen.


  1. Das Ruhrgebiet macht Kohle mit IT
  2. Nur sechs Zechen - aber jede Menge IT-Firmen
  3. Fraunhofer - und andere, intelligente Häuser
  4. Gutes Netzwerk für IT-Firmen - aber schlechtes Verkehrsnetz
  5. Das Ruhrgebiet im Profil

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