Siemens Enterprise Communications wird zum Unified Communications-Anbieter umgebaut und soll bis Sommer dieses Jahres verkauft werden. <i>CRN</i> sprach mit Siemens-Partnervertriebsleiter Dr. Volker Flemming und mit Martin Bürstenbinder, Geschäftsführer des VAF – Bundesverband Telekommunikation e.V., dem rund 230 große und mittlere ITK-Systemhäuser angehören, über die schwierige Übergangsphase bei Deutschlands größtem TK-Hersteller und über die Auswirkungen auf Siemens-Partner.
CRN: Mit Siemens Enterprise Communications steht der größte, deutsche Kommunikationsanbieter nun schon seit geraumer Zeit zum Verkauf. Wie wirkt sich diese unsichere Phase auf das Geschäft der Systemhäuser aus?
Bürstenbinder: Bereits die letzten zehn Jahre sind von der Konsolidierung unter den Herstellern geprägt. Jährlich wechseln einzelne Sparten oder ganze Herstellerbetriebe den Besitzer. Darum stellen die jetzigen Meldungen von Siemens zu SEN für uns keine ganz neue Situation dar. Es wird also wieder Veränderungen bei einem Lieferanten geben. Eine besondere Verunsicherung für die Systemhäuser kann ich daraus nicht ableiten.
Flemming: Richtig ist, dass sich Siemens Enterprise Communications an die Herausforderungen der Zukunft anpasst. Für uns bedeutet das, die Transformation vom Hardware-Hersteller zum Software-Anbieter zu erreichen. Dazu müssen wir schlanker werden und den Skill-Umbau im Unternehmen vorantreiben. Außerdem trennen wir uns, wie bereits auf einer Siemens-Pressekonferenz erwähnt, von Teilen unserer Fertigung. Die Geschäftsbeziehungen zu unseren Partnern und deren Kunden berührt dies inhaltlich jedoch nicht. Im Gegenteil: Durch unseren Umbau stellen wir sicher, dass wir auch künftig ein herausragender Lieferant offener Kommunikationslösungen bleiben.
CRN: Wie beurteilen Sie die Kommunikationspolitik von Siemens in Sachen SEN-Verkauf?
Bürstenbinder: Die Verlautbarungen von Siemens kurz vor der diesjährigen CeBIT waren zweischneidig. Begrüßenswert ist die Aussage, dass man ein zweites BenQ vermeiden will und die Sanierung selbst durchführt. Dass in diesem Zuge bei einem Hersteller die Produktion ausgelagert werden soll, erleben wir ja nicht das erste Mal. Und Stellenabbau, so bedauerlich er ist, hätte eigentlich keinen Analysten überraschen dürfen. Wenig hilfreich ist es allerdings, wenn der Finanzvorstand von Siemens in Presseerklärungen von Entwicklungsdefiziten als Begründung für die Verkaufsanstrengung und für den Personalabbau redet. Als ich das gelesen habe, war ich ehrlich gesagt perplex. Fast zeitgleich – das war während der Ce- BIT – haben Analysten und natürlich SEN selbst mit ihrem Messeauftritt auf die Zukunftsfähigkeit der »Hi Path«-Familie hingewiesen. Dieses Vorgehen erscheint mir gelinde gesagt konfus. Wenn Siemens zu den eigenen Produkten nicht klar kommunizieren kann, torpediert dies das Geschäft der Systemhäuser, die Siemens-Produkte in ihrem Portfolio haben. Da fehlt momentan eine klare Linie.
Flemming: Unsere Positionierung ist vielleicht an manchen Stellen missverständlich wiedergegeben worden. Aber in der Sache bestehen keine Widersprüche. Wie ich eingangs sagte, dienen die Veränderungen der Transformation zum Software-orientierten Anbieter. Und dafür müssen und werden wir uns anstrengen.