Dell erwägt Abkehr vom Direktvertrieb
Computerhersteller Dell will wieder die Nummer Eins auf dem PC-Markt werden und setzt dabei vor allem auf das Consumer-Segment. Auf dem Weg zu diesem Ziel denkt das Unternehmen jetzt auch laut über eine Aufweichung des bisher strikten Direktvertriebsmodells nach.

Dass man den Verlust der Führungsposition auf dem PC-Markt an Konkurrent Hewlett-Packard (HP) möglichst schnell wieder rückgängig machen will, hat der Computerhersteller Dell bereits mit personellen Maßnahmen deutlich gemacht. So liegt die Unternehmensleitung seit Anfang Februar wieder bei Firmengründer Michael Dell und vor Wochenfrist wurde die Berufung des ehemaligen Motorola Mobilfunk-Chefs Ron Garriques zum Leiter der neuen Consumersparte bekannt gegeben. Dass Dell dabei der Belebung des Endkundengeschäfts große Bedeutung zumisst, ist offensichtlich. Noch nicht bekannt ist allerdings, mit welcher Strategie der PC-Hersteller dieses Ziel erreichen will.
Wie Äußerungen des Dell-Firmensprechers Dwayne Cox nun andeutet, denkt der Konzern sogar über die Lockerung des bisher strikten Direktvertriebsmodells nach. Dell werde tun, was nötig sei, um die Endverbraucher zu erreichen, so Cox, und experimentiere dabei auch mit »neuen Verkaufsformen«. Was unter diesen Experimenten zu verstehen ist, verdeutlichen Kommentare von Finanzanalysten: Einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters zufolge sei es durchaus denkbar, dass Dell in absehbarer Zeit mit einer Kette eigener Verkaufsstores das Consumergeschäft anzuheizen versuchen werde. Auch ein verstärktes Herangehen an Fachhandel und Retail wird nicht ausgeschlossen. Es gelte herauszufinden, was neben dem bereits bestehenden »kürzesten Weg zum Kunden« noch den Bedürfnissen der Konsumenten entspricht, so Dell-Sprecher Cox sybillinisch.
Fakt ist allerdings, dass der hundertprozentige Direktvertrieb auch heute schon ein von Dell sorgsam gepflegter Geschäftsmythos ist. So arbeitet der Computerhersteller vor allem im Projektgeschäft bereits seit längerem mit einer Reihe von IT-Dienstleistern zusammen und ist dabei gerne zu einer Aufgabenteilung bereit. Würde sich Dell jetzt allerdings auch dem Fachhandel öffnen oder eigene Verkaufsläden einrichten, hätte es mit dem Image des alternativen Vertriebsmodells schnell ein Ende.